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Bridge (Kartenspiel)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bridge ist ein Kartenspiel für vier Personen, die in zwei sich gegenübersitzenden Partnerschaften gegeneinander spielen. Heute versteht man unter Bridge die moderne Variante Kontrakt-Bridge, die sich seit den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts weltweit durchgesetzt und ihre Vorgänger wie Whist oder Auction-Bridge weitgehend verdrängt hat.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Bridge spielen

Bridge wird mit dem Französischen Blatt gespielt: 52 Karten in vier Farben (Pik, Coeur, Karo, Treff). Die Zählung im Bridge ist Stich-basiert, und es herrscht Bedienzwang, d. h. man muss auf die Karte einer Farbe eine Karte derselben Farbe legen, so es einem möglich ist. Es besteht jedoch kein Stichzwang.

Bietbox beim Kontraktbridge
Bietbox beim Kontraktbridge

Eine Bridge-Partie besteht aus zwei Phasen: Die 1. Phase des Spiels, die Reizphase, ist eine Auktion: Beide Paare versuchen, mit Geboten den Kontrakt zu ersteigern. Jedes Gebot bezeichnet dabei die Anzahl der Stiche, die gewonnen werden soll, und die Trumpffarbe. Geboten wird im Uhrzeigersinn, ausgehend vom Teiler. Das Reizen ist dann vorbei, wenn auf das letzte Gebot drei Passe folgen. Um zu vermeiden, dass beim Bieten (unbeabsichtigt) unerlaubte Informationen durch Wortwahl, Betonung o. ä. ausgetauscht werden, benutzt man im Turnierbridge Bietboxen.

Die Trumpffarbe (respektive „Ohne Trumpf“, genannt SA für Sans Atout oder NT für No Trump) und die Anzahl der mindestens zu gewinnenden Stiche wird durch das letzte Gebot bestimmt. Wenn es dem Paar, das die Reizung gewonnen hat, gelingt, seine Ansage zu erfüllen, bekommt es die entsprechenden Punkte gutgeschrieben. Die Zahl der Punkte hängt dabei im wesentlichen von der Höhe des Gebots ab: Für hohe Gebote gibt es hohe Prämien. Die Partnerschaften werden also jeweils versuchen, das Potential ihrer beider Blätter möglichst voll auszureizen. Die dafür notwendigen Informationen über das Blatt des Partners bekommen die Spieler durch die Reihenfolge und Höhe der Gebote.

In der 2. Spielphase versucht die Partei, die das Reizen gewonnen hat, ihr Gebot zu erfüllen. Die andere Partei (Gegenspieler) versucht dieses zu verhindern. Der Spieler der spielenden Partei, der die Trumpffarbe zuerst beim Reizen erwähnt hat, wird der Alleinspieler. Der Spieler links vom Alleinspieler beginnt mit dem Ausspiel zum ersten Stich. Der Partner des Alleinspielers legt jetzt seine Karten offen auf den Tisch und wird zum Dummy, der nur den Anweisungen des Alleinspielers gehorcht. Der Stich wird von der Partei gewonnen, die die höchste Karte der ausgespielten Farbe legt, bzw. den höchsten Trumpf, falls gestochen werden kann. Der Spieler, der den Stich gewonnen hat, spielt zum nächsten Stich aus.

Das Spiel ist vorbei, wenn der 13. Stich abgeschlossen ist. Die alleinspielende Seite erhält jetzt Punkte, wenn sie ihr Gebot erfüllt oder übertroffen hat. Die Gegenspieler erhalten Punkte, wenn der Alleinspieler nicht die versprochene Anzahl von Stichen erreicht hat.

Im Gegensatz zu anderen Kartenspielen wie Skat oder Doppelkopf, ist die Anzahl der Stiche allein entscheidend, die darin liegenden Karten sind irrelevant.

[Bearbeiten] Bridge als Denksport

Teilnehmer an einem Bridgeturnier
Teilnehmer an einem Bridgeturnier

Im Turnier-Bridge ist das Kartenglück weitgehend ausgeschlossen, da alle teilnehmenden Paare die gleichen Austeilungen spielen. Im Anschluss an ein Turnier kann man so schnell feststellen, wann man gut agiert hat oder wo die anderen Spieler eine bessere Entscheidung getroffen haben. Durch Vergleichen der Ergebnisse in den einzelnen Austeilungen wird dann der Sieger ermittelt.

Eine Partnerschaft versucht in der Reizphase, allein durch die Reihenfolge ihrer Gebote (unter Einbeziehung der Informationen aus den Gegnergeboten) die optimale Trumpffarbe und Anzahl Stiche zu ermitteln. Dazu werden auf dem Weg zum optimalen Kontrakt den Geboten und Bietsequenzen bestimmte Bedeutungen zugewiesen, die oft nichts mit den tatsächlich angesagten Farben zu tun haben. Je höher die Spielstärke einer Partnerschaft ist, um so ausgefeilter und komplexer ist oft das verwendete Bietsystem. Diese Bietsysteme und Konventionen dürfen aber keine Geheimabsprachen sein, sondern müssen dem Gegner offengelegt werden.

Für ein optimales Spiel in der Spielphase ist es erforderlich

  • Rückschlüsse auf die Kartenverteilung aus der Reizung zu ziehen
  • eine Spielstrategie festzulegen und diese nach jedem Stich zu überprüfen
  • sich die gespielten Karten zu merken

Zusätzlich versuchen die Gegenspieler in der Spielphase, durch die Reihenfolge der gespielten Karten Informationen über die Verteilung und Kartenhaltung der noch nicht gespielten Karten auszutauschen. Auch diese Gegenspielkonventionen dürfen nicht geheim sein.

[Bearbeiten] Geschichte

Die Geschichte des Bridge reicht bis ins England des 16. Jahrhunderts zurück. Der bekannteste Vorläufer des Bridge ist das Whist-Spiel. Es wurde Mitte des 17. Jahrhunderts sehr populär; das erste Whist-Buch erschien jedoch erst 1728.

Bridge, das Whist in seiner Popularität ablösen sollte, wurde zuerst in seiner Frühform als „Auction Bridge“ sowohl in England als auch in den USA Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Die heutige Form des Bridge, das so genannte Kontrakt-Bridge, geht auf Harold S. Vanderbilt, den amerikanischen Multi-Millionär, zurück, der seine neue Version auf einer ausgedehnten Kreuzfahrt mit der SS Finland mit einigen anderen Passagieren ausprobierte. Er führte neue Konzepte wie die Gefahrenlage oder Reizprämien ein und hatte ein völlig neues Punktesystem erworben.

Nach der erfolgreichen Generalprobe verbreitete sich das neue Spiel schnell und ist heute das verbreitetste Kartenspiel der Welt. In Deutschland fiel die Zeit des Aufschwungs in die Herrschaft der Nationalsozialisten, die das "undeutsche" Spiel und den frisch gegründeten Bridge-Verband behinderten. 1934 existieren im DBV 43 Gruppen (Clubs), die jedoch durch den Ausschluss jüdischer Mitglieder stark dezimiert wurden. 1939 bis 1949 verlieren sich dann die Spuren des deutschen Bridgegeschehens in den Wirren des zweiten Weltkriegs, so dass man davon ausgehen muss, dass in diesem Zeitraum kein organisiertes Bridge in Deutschland existierte[1].

[Bearbeiten] Bridge in Deutschland

Der 1949 neu gegründete Deutsche Bridge-Verband (DBV) hat heute ca. 28.000 Mitglieder, die sich auf etwa 470 Klubs verteilen. Die größte Dichte ist dabei in Nordrhein-Westfalen und Bremen. In Leverkusen treffen sich beispielsweise wöchentlich über 200 Spieler, um ihr Klubturnier auszutragen. Mit der Erstellung von Unterrichtsmaterial und dem Herantreten an die Öffentlichkeit ist der DBV auf dem Weg, Bridge in Deutschland populär zu machen.

Das organisierte Bridgespiel (DBV; Landesverbände; Clubs) umfasst

  • Übungsturniere der Clubs
  • Ligabetrieb (Team-Ligen) über mehrere Klassen
  • Paar- und Teamturniere für unterschiedliche Spielstärken
  • Meisterschaften
  • Nationalmannschaften

Insbesondere die Damennationalmannschaft ist international seit Jahren sehr erfolgreich (mehrfache Welt- und Europameister).

Neben dem organisierten Spiel wird Bridge auch im privaten Kreis und in anderen Spielzirkeln gespielt. Zwar hat Bridge in Deutschland nicht den Bekanntheitsgrad, den es in vielen anderen Ländern der Welt hat, dennoch liegen die Schätzungen bei etwa 500.000 aktiven Spielern in Deutschland.

[Bearbeiten] Bridge International

International hat Bridge einen höheren Stellenwert. Mit der Aufnahme in die Olympische Familie ist ein wichtiger Schritt zu noch größerer Popularität gemacht worden. Schon jetzt veranstaltet die WBF (World Bridge Federation) erdteilübergreifende Turniere mit bis zu 100.000 Teilnehmern. In USA, Niederlande, Frankreich, Polen, China und anderen Ländern hat Bridge eine Verbreitung, die in Deutschland nur mit Skat oder Schach vergleichbar ist. Dort wird beispielsweise Bridge als Schulfach oder Arbeitsgemeinschaft unterrichtet und somit ist in diesen Ländern - im Gegensatz zu Deutschland - für viel Nachwuchs gesorgt.

Bridge zum Lernen
Bridge zum Lernen

[Bearbeiten] Internet Bridge

Durch die Aktivität von drei und international bekannten Bridgespielern (Fred Gitelman und Uday Ivatury, USA, und Sheri Winestock, Kanada) entstand das frei zugängliche internationale Bridgeprogramm "Bridge Base Online (BBO)". Das Programm als Internet-Tummelplatz für Bridgeholics genießt grosse Popularität. Rund um die Uhr beteiligen sich im Schnitt 5000 Spieler an den verschiedenen Wettkämpfen, in den Stoßzeiten sogar mehr als 11'000. Es ist an der Tagesordnung, dass die vier Spieler am Tisch auf unterschiedlichen Kontinenten sitzen. Täglich wird das Programm über 300'000-mal angeklickt, und die Zahl der Mitglieder beläuft sich auf weit über 100'000 (2007). Spieler und Zuschauer kommunizieren mit Hilfe vom chats: Verabredungen werden getroffen, Termine festgelegt für trainings matches, es werden Freundschaften geschlossen über die Grenzen hinaus, und mit Hilfe dieser Aktivitäten im BBO entstehen neue Partnerschaften für grosse internationale events wie Europa- oder Weltmeisterschaften. Aber auch für mehr oder weniger versierte Spieler, die nur unterhalten sein wollen, ist BBO von Interesse: sie können bei Freunden oder während life-Übertragungen von Meisterschaften kibitzen, können die Geschehnisse am Tisch kommentieren oder auch Fragen stellen, die kompetent beantwortet werden. Alle Geschehnisse, Spiele am Tisch oder Turniere, werden im BBO von sogenannten "Yellows" überwacht - in anderen Worten: rüdes Benehmen, Beschimpfungen, das Ausklinken aus laufenden Wettkämpfen wird damit geahndet, dass der Spieler auf eine gewisse Zeit oder auch lebenslang gesperrt wird. "Zero Tolerance" wird strikt eingehalten. Diese "Yellows" sind aber auch zuständig, wenn Hilfe z.B. beim Kreieren von Teamsmatches nötig ist, um nur ein Beispiel zu nennen.

[Bearbeiten] Bridge lernen

Bridge ist ein komplexes Spiel, das man nicht an einem Nachmittag lernt. Für interessierte Anfänger bieten sich folgende Einstiege an

  • Einstieg mit Gleichgesinnten über die vereinfachte Form des Minibridge
  • Literatur
  • Kurse der Clubs oder bei Volkshochschulen
  • Lernprogramme

Zum Probieren, Üben und Vertiefen des Erlernten stehen ebenfalls mehrere Möglichkeiten zur Verfügung

  • Übungsabende der Bridgeclubs oder im privaten Kreis
  • PC-Bridgeprogramme (ähnlich Schachprogrammen)
  • Spielen im Internet
  • mechanische Lernhilfen wie Autobridge (ein einfaches Schiebekästchen ersetzt die Partner und im beiliegenden Vergleichsheft kann man seine Fehler analysieren)

Tatsächlich lernt auch der fortgeschrittene Bridgespieler nie aus, was einen Teil der Faszination des Spiels ausmacht. Bridgespieler entwickeln sich ständig weiter, und auch das Spiel selbst verändert sich laufend durch die Erfindung und Weiterentwicklung von Reiz- und Spielkonventionen und -techniken.

[Bearbeiten] Kleines Glossar

Alleinspieler Nach dem Ende der Reizung wird von der Partnerschaft, die die Reizung gewonnen hat, derjenige Spieler zum "Alleinspieler", der die Trumpffarbe als erster gereizt hat
Dummy Der Partner des Alleinspielers. Er legt nach erfolgtem ersten Ausspiel seine Karten offen auf den Tisch
Gegenspieler Die in der Reizung unterlegene Partei. Der Gegenspieler links vom Alleinspieler beginnt mit dem ersten Ausspiel die Spielphase beim Bridge
Kontrakt Das Versprechen, in einer gegebenen Trumpffarbe oder in Sans Atout eine Mindestanzahl von Stichen zu gewinnen
Reizen Die erste Phase beim Bridgespiel, in der die Trumpffarbe und die Höhe des Kontrakts ermittelt wird
Spielphase In der Spielphase versucht die alleinspielende Partei, den Kontrakt zu gewinnen. Nach Kräften werden sie dabei von den Gegenspielern behindert
Schlemm Ein Kontrakt, der 12 Stiche (Kleinschlemm) bzw. alle 13 Stiche (Großschlemm) verspricht. Wird mit einer hohen Prämie belohnt
Sans Atout Abk. SA, französisch für "Ohne Trumpf": Ein Kontrakt, bei dem keine Trumpffarbe festgelegt wurde. SA steht in der Reihenfolge der Farben über Pik

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. zitiert nach: http://www.bridge-verband.de/Oeffentlichkeit/Geschichte/Geschichte_02_Deutschland.htm

[Bearbeiten] Weblinks

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