Burg Wildenstein (Leibertingen)
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Burg Wildenstein ist der Name einer Festung über dem Donaudurchbruch durch die Schwäbische Alb. Sie gehört zur Gemeinde Leibertingen im Landkreis Sigmaringen.
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[Bearbeiten] Geographie
Die Anlage, die zu den besterhaltenen und bekanntesten Burgen Deutschlands zählt, befindet sich weithin sichtbar auf einem steil abfallenden Felsen etwa 200 m über der Donau wenige Kilometer flussabwärts von Beuron. Die Burg selbst befindet sich auf 810 m über Meereshöhe, das Donautal auf 608 m.
[Bearbeiten] Besonderheit
Aufgrund der Auswertung von Keramikfunden existiert die Burg Wildenstein nicht wie bisher angenommen bereits um 1000, sondern entstand erst im 13. Jahrhundert. Die urkundliche Erwähnung 1077 der Burg als Grenze der Besitztümer des Kloster Beurons beruht auf einer Fälschung derer Chronisten. Die Burg Wildenstein ist eine Nachfolgeanlage der umliegenden kleineren Felsburgen:
[Bearbeiten] Geschichte
Die im 13. Jahrhundert entstandene neue Burg Wildenstein löst die vier Burgen (alle zw. 1100 und 1200) der durch die Herren von Wildenstein erbauten Burgenkette ab und wurde um 1511 von Gottfried Werner von Zimmern zur Festung umgebaut.
Der Neffe und Erbe Gottfried Werners, Graf Froben Christoph von Zimmern (Verfasser der Zimmer´schen Chronik, eines wichtigen Dokuments über das Leben im 16. Jahrhundert, das lange Zeit als verschollen galt und erst im 19. Jahrhundert wieder entdeckt wurde) hat hier, neben seiner Residenz in Meßkirch, ebenfalls gewirkt.
Durch ihre abseitige Lage war die Festung zu keiner Zeit Schauplatz einer kriegerischen Auseinandersetzung. Sie diente aber bei Pestepidemien, so 1519, sowie im Bauernkrieg und im Schmalkaldischen Krieg als Refugium, im Schmalkaldischen Krieg nicht nur für die Grafen von Zimmern, sondern auch für benachbarte Adelshäuser. Bis 1971 war die Burg Wildenstein im Besitz der Grafen und späteren Fürsten von Fürstenberg. Seit 1971 befindet sich auf der Burg eine Jugendherberge, zuvor war die gesamte Anlage durchgreifend renoviert worden. Bereits seit den 20er Jahren hatte die Vorburg als Jugendherberge gedient.
[Bearbeiten] Anlage
Auf der Burg selber finden sich sowohl Elemente des Burgen- als auch des frühen Festungsbaues. Beispielsweise verzichtet man nicht auf eine für Burgen typische Zugbrücke am Eingang, dagegen waren die Scharten für die Waffen schon für eine weitreichende Artillerie ausgelegt. Weiterhin fehlt der für die Burgen so typische Bergfried, während die seine Funktion übernehmende Schildmauer an den Enden Basteien erhielt. Derartige Mischformen sind in Europa nur noch selten zu finden.
Im Inneren der Anlage befinden sich im heutigen Speisesaal der Jugendherberge sehr schöne Fresken aus der Renaissance.
[Bearbeiten] Heutige Nutzung
Die Burg Wildenstein dient seit dem Verkauf durch Prinzessin Theresa zu Fürstenberg im Jahr 1971 als Jugendherberge der DJH, Landesverband Baden-Württemberg.
Nach den im Jahr 1972 beginnenden Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten, die 4,7 Mio. DM kosteten, fand 1977 die 900-Jahr-Feier statt. 1989 wurden die Wandfresken im Speisesaal des Palas restauriert. 2005 begannen umfassende Arbeiten am Dachstuhl des Hauptgebäudes, da dieser in die Jahre gekommen und nicht wärmeökonomisch ist. Die Planung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Baden-Württemberg.
[Bearbeiten] Altwildenstein
Die Altwildenstein oder Vorderwilderstein, die als Vorwerk der Feste Wildenstein bezeichnet wird, gehört zu vier Burgen, die lange vor der Wildenstein entstanden sind.
[Bearbeiten] Geographie (Altwildenstein)
Die Altwildenstein liegt auf ca. 780 m Meerhöhe und folglich 30 m tiefer als die Feste Wildenstein (810 m). Sie befindet sich auf einer Felsnadel über der auf 608 m Höhe fließenden Donau.
[Bearbeiten] Geschichte (Altwildenstein)
Die Gründung der Altwildenstein erfolgte um 1200.[1] Als Gründer der sturmfreien Burgen auf den steilen Felsklippen werden zwei Brüder aus dem Umland angesehen, die erstmalig zwischen 1168 und 1174 Erwähnung als Herren von Wildenstein in Urkunden des Klosters Salem fanden.
Im 13. Jahrhundert entsteht unweit der Alt- und Unterwildenstein die neue Burg Wildenstein. In diesem Zusammenhang geht die Altwildenstein als Burg nach 1263 in den Besitz von Anselm von Justingen über.
[Bearbeiten] Unterwildenstein
Die vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammende Unterwildenstein kann nicht eindeutig als eigenständige Anlage oder zur oberhalb liegenden Burg Altwildenstein gehörend bestimmt werden, da Urkunden hierzu fehlen. Lediglich Mauerreste weisen auf die auf einer Felsrippe liegende Ruine hin, die mit der Besonderheit einer etwa 10 m in den Burgfelsen hineinreichenden Höhle aufwartet.
[Bearbeiten] Wildensteiner Burg Hexenturm
Die Doppelburgruine mit Burghöhle, der einst durch die Wilden von Wildenstein erbaute Burg Hexenturm, diente der Sage nach während der mittelalterlichen Hexenverfolgung als Gefängnis der Hexerei bezichtigten Delinquentinnen aus der näheren Umgebung. Darf man der Sage weiterhin Glauben schenken, muss vor deren Hinrichtung die baufällige Brücke zusammengebrochen sein und die Frauen fanden den Hungertod. Weiter heißt es, dass die Burg kurz darauf von einem Blitz zerschmettert wurde.
[Bearbeiten] Geographie (Wildensteiner Burg Hexenturm)
Unzugänglich auf einem steilen Felszahn (ca. 770 m) thronen die Überreste der einstigen Oberen Burg (Hexenturm) und die der Unteren Burg auf etwa 730 m. Zusammen befinden sie sich südwestlich der Feste Wildenstein (810 m).
[Bearbeiten] Geschichte (Wildensteiner Burg Hexenturm)
Die verbleibenden Mauerreste der Oberen und Unteren Burg tragen die Baumerkmale verschiedener Zeiten, jedoch kann eine gemeinsame Gründung zwischen 1100 und 1150 nicht ausgeschlossen werden.[2]
Erstmalige Erwähnung fanden die Herren von Wildenstein in den oben genannten Urkunden des Klosters Salem zwischen 1168 und 1174. Um 1200 entstand der Hexenturm, der vermutlich einen Vorgängerbau ablöste. Im 13. Jahrhundert entstand die neue Burg Wildenstein, jedoch wurde erst um 1400 die Burg als Wohnsitz aufgegeben.
[Bearbeiten] Wildensteiner Burg Hahnenkamm
Die Burg Hahnenkamm ist die südlichste der vier Burgruinen rund um die Feste Burg Wildenstein. Die Burg trägt den Namen aufgrund ihrer Lage auf einem hahnenkammförmigen Felsen.
[Bearbeiten] Geographie (Wildensteiner Burg Hahnenkamm)
Die Burg liegt strategisch auf der Außenseite einer Donau-Flussschleife mit einem talseitig 80 m senkrecht abfallenden Felsen, der auch bergseits 20 m aufragt und somit auf etwa 730 m über Meerhöhe liegt. Vermutlich querte hier im Mittelalter ein einstiger Ritterweg.
[Bearbeiten] Geschichte (Wildensteiner Burg Hahnenkamm)
Keramikfunde ermöglichen auch hier eine Datierung in die Zeit zwischen 1100 bis 1150 und erlauben die Schlussfolgerung, dass auch die Burg Hahnenkamm ein Teil in der durch die Herren von Wildenstein geschaffenen Burgenkette darstellt. Jedoch wurde der Hahnenkamm bereit im 13. Jahrhundert mit dem Bau der Burgfeste als Wohnsitz aufgegeben.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Bizer, Christoph und Götz, Rolf: Vergessene Burgen der Schwäbischen Alb, Datierung durch Lesekeramik, 1989
- ↑ Bizer, Christoph und Götz, Rolf: Vergessene Burgen der Schwäbischen Alb, Datierung durch Lesekeramik, 1989
[Bearbeiten] Literatur
- Günter Schmitt: Wildenstein und Leibertinger Ortsburg. In: Ders.: Burgenführer Schwäbische Alb. Band 3: Donautal. Wandern und entdecken zwischen Sigmaringen und Tuttlingen. S. 181-200. Biberacher Verlagsdruckerei. Biberach 1990. ISBN 3-924489-50-5
- Günter Schmitt: Altwildenstein und Unterwildenstein. In: Ders.: Burgenführer Schwäbische Alb. Band 3: Donautal. Wandern und entdecken zwischen Sigmaringen und Tuttlingen. S. 201-206. Biberacher Verlagsdruckerei. Biberach 1990. ISBN 3-924489-50-5
- Günter Schmitt: Wildensteiner Burg Hexenturm. In: Ders.: Burgenführer Schwäbische Alb. Band 3: Donautal. Wandern und entdecken zwischen Sigmaringen und Tuttlingen. S. 207-214. Biberacher Verlagsdruckerei. Biberach 1990. ISBN 3-924489-50-5
- Günter Schmitt: Wildensteiner Burg Hahnenkamm. In: Ders.: Burgenführer Schwäbische Alb. Band 3: Donautal. Wandern und entdecken zwischen Sigmaringen und Tuttlingen. S. 215-220. Biberacher Verlagsdruckerei. Biberach 1990. ISBN 3-924489-50-5
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Burg Wildenstein auf der Seite burgenwelt.de
- Webpräsenz der Jugendherberge auf der Festung
- Burg Wildenstein auf der Seite obere-donau.de – Eine Seite mit vielen Fotografien
- Eine weitere Seite mit Fotografien
Koordinaten: 48° 3' 20" N, 9° 0' 1" O