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CO2-Sequestrierung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Möglichkeiten zur Abscheidung des Kohlenstoffdioxids

[Bearbeiten] Abscheidung in konventionellen Kohlekraftwerken

In den meisten Kohlekraftwerken verlässt das Rauchgas nach der Entschwefelung den Schornstein, wodurch das CO2, das einen Anteil von etwa 15 Prozent ausmacht, in die Atmosphäre gelangt. Zur Abtrennung des CO2 könnte man den Schornstein durch einen Waschturm ersetzen. Dort könnte das CO2 z.B. durch fein verteilte Amin-Tröpfchen absorbiert werden. In einem zweiten Schritt würden die Amine in einen Abscheider (Stripper) gelangen, wo sie erhitzt würden, sodass das CO2 wieder in konzentrierter Form frei wird, das dann eingelagert werden kann. Die Amine können dann erneut zur Absorption verwendet werden.

[Bearbeiten] Abscheidung in Kombikraftwerken

In Kombikraftwerken mit integrierter Kohlevergasung (IGCC, Integrated Gasification Combined Cycle) reagiert die Kohle in einem ersten Schritt in einem Unterschuss von Sauerstoff zu Kohlenstoffmonoxid. Nach Entfernen von Verunreinigungen wird das Kohlenstoffmonoxid in Luft verbrannt, die Verbrennungsgase treiben eine Gasturbine an. Das dabei entstehende CO2 kann wieder über Gasabscheider abgetrennt werden.

[Bearbeiten] Abscheidung im Oxyfuel-Verfahren

Im Oxyfuel-Verfahren wird die Kohle in einer Atmosphäre aus reinem Sauerstoff und CO2 (rezirkulierendem Rauchgas) verbrannt. Dabei fallen fast keine weiteren Verbrennungsstoffe an. Durch Reinigung und Auskondensieren des Rauchgasstromes kann das verbleibende CO2 bis zu einer Konzentration von 98% abgeschieden und verdichtet werden. Danach ist eine unterirdische Einlagerung aber auch ein weiterer Transport möglich. Nach erfolgreichem Test in einer Versuchsanlage wird aktuell als Pilotanlage das Kraftwerk Spremberg errichtet.

[Bearbeiten] Weitere Möglichkeiten

Am einfachsten lässt sich CO2 in Anlagen, die Wasserstoff oder Erdgas herstellen, abscheiden, weil es dort in sehr reiner Form auftritt. Erste Versuche zur CO2-Sequestrierung sind daher auf diesen Bereich und nicht auf Kohlekraftwerke angelegt, so z.B. in der algerischen Sahara.

Durch die steigende Nachfrage nach Erdöl und die dadurch verbundene Preissteigerung haben feste Kohlenstoffträger (wieder) an Attraktivität zur Herstellung von Kohlenwasserstoffen für Treibstoffzwecke gewonnen (Kohleverflüssigung). Am Ort der Herstellung fallen dabei große Mengen an CO2 an. Dies hat seine Ursache darin, dass die pro Kohlenstoffatom gebundene Energiemenge im Produkt (Kohlenwasserstoff) wesentlich größer ist als im Rohstoff (Kohle). Im Prozess muss also Primärenergie übertragen werden. Ein Teil des Rohstoffes wird energetisch aufgewertet (reduziert), ein anderer zur Energiefreisetzung oxidiert. Sofern man das dabei entstehende Kohlendioxid einer Sequestrierung zuführte, würde dies die „Klima-Bilanz“ des Prozesses deutlich entlasten.

Auch die Stromerzeugung aus Biomasse kann mit der CO2-Sequestrierung kombiniert werden. Dadurch wäre die CO2-Bilanz nicht nur ausgeglichen, sondern sogar positiv.

Weitere zukunftsgerichtete Programme erforschen Möglichkeiten, das Kohlenstoffdioxid mittels chemischer Absorber direkt aus der Luft zu filtern.

[Bearbeiten] Mögliche CO2-Lagerstätten

Von den meisten Forschern auf dem Gebiet der CO2-Sequestrierung wird eine Lagerung in tiefen Sedimentschichten, deren Poren mit Salzwasser gefüllt sind, favorisiert. Damit ein erneutes zutagetreten des Kohlenstoffdioxids praktisch ausgeschlossen ist, müssen diese Schichten unterhalb der Trinkwasserschichten, also in mindestens 800 Metern Tiefe liegen und durch eine impermeable Deckschicht abgedeckt sein. Durch den dort herrschenden Druck besitzt das CO2 eine etwa so große Dichte wie das Salzwasser, wodurch es dieses aus den Poren verdrängen kann. Bei der Nutzung tiefer Aquifere steht die Sequestrierung allerding im Wettbewerb mit anderen, wahrscheinlich sinnvolleren Nutzungen, beispielsweise der Nutzung tiefer heißer Aquifere zur nachhaltigen Stromerzeugung aus Geothermie. Fragen der Umweltschädlichkeit der Endlagerung großer Mengen von CO2 in Aquiferen sind noch nicht untersucht. Da in Deutschland die Deponierung von Abfällen grundsätzlich nicht gestattet ist, sind auch rechtliche Fragen noch zu klären.

Kohlenstoffdioxid könnte theoretisch auch in Mineralen gespeichert werden, mit denen es Karbonate bildet. Diese könnten sogar an der Erdoberfläche gelagert werden. Jedoch liegen praktisch alle carbonatisierbaren Mineralien bereits in dieser Form vor: Um z.B. Branntkalk (CaO) als Reaktionsparntner zu gewinnen, müsste dieser erst aus Calciumcarbonat gebrannt, d.h. (unter zusätzlichen Energieaufwand) von CO2 befreit werden, so dass in der Ökobilanz nichts gewonnen ist.

Das sequestrierte CO2 könnte auch in Kohleflöze gepumpt werden. Es würde das dort eingelagerte Methan verdrängen, was Grubenunglücke verhindern könnte. Es muss allerdings sichergestellt sein, dass dieses verdrängte Methan nicht in die Atmosphäre gelangt, wo sein schädlicher Klimaeffekt 21 mal größer sein würde als der des eingelagerten CO2. Darüber hinaus könnte das Methan als Treibstoff verkauft werden.

Man kann Kohlenstoffdioxid auch in unter dem Meer gelegenen Kohleflözen einlagern. Diese Methode stößt jedoch größtenteils auf Ablehnung, weil dadurch unvorhersehbare Schäden an Ökosystemen eintreten können. Außerdem ist durch internationales Recht die Einlagerung von Abfällen in den Ozeanen verboten. Zuletzt ließe sich in den Ozeanen eingelagertes CO2 nur schwer verfolgen, sodass ein unkontrolliertes Freisetzen leichter möglich wäre.

fossiler Energieträger abgetrennt und danach eingelagert werden soll, um nicht in die Atmosphäre zu gelangen. Grund für diese Bemühungen sind der Treibhauseffekt und die daraus resultierende globale Erwärmung.

Als Sequestrierung im eigentlichen Sinne bezeichnet man die dauerhafte Einlagerung (Endlagerung) des CO2. Die Abtrennung im Kraftwerksprozess kann mit unterschiedlichen Verfahren erfolgen, z. B. nach einer Kohlevergasung (CO2-freies IGCC-Kraftwerk), Verbrennung in Sauerstoffatmosphäre, oder CO2-Wäsche aus dem Rauchgas. Als mögliche CO2-Speicher gelten zum einen geologische Formationen wie Erdöllagerstätten, Erdgaslagerstätten, salzhaltige Grundwasserleiter oder Kohleflöze. Aber auch eine Lagerung in der Tiefsee wird untersucht.

[Bearbeiten] Forschungsprogramme

In vielen Industrieländern der Erde wird die CO2-Sequestrierung erforscht. Die Europäische Union hat ihren bisherigen Forschungsetat für diesen Bereich von 30 auf 200 Millionen Euro aufgestockt. Auch in den USA existiert bereits seit 1997 ein derartiges Forschungsprogramm.

In der Bundesrepublik Deutschland wird in Forschungsprojekten im Rahmen der Programme Geotechnologien und Cooretec untersucht, wie der notwendige Kraftwerksneubau in Deutschland von 40 GW (etwa 1/3 der Engpassleistung aller deutschen Kraftwerke) so gestaltet werden sollte, dass die notwendige Reduzierung der CO2-Emissionen erreicht werden kann. So müssen insbesondere die Wirkungsgrade der Kraftwerke maximiert werden, weil so der CO2-Anfall an der Quelle minimiert wird. Weiterhin erprobt man die Realisierung von Kraftwerkstechnologien mit CO2-Abtrennung (Prognose: Ersteinsatz bis 2030) sowie Möglichkeiten, das Gas aus den Rauchgasen konventioneller Kraftwerke abzuscheiden. Zuletzt wird nach Möglichkeiten gesucht, das abgetrennte CO2 dauerhaft und sicher zu speichern.

Die möglichen Lagerungskapazitäten für CO2 werden für die Bundesrepublik Deutschland mit etwa 22 Gt (Gigatonnen) angenommen, diese Annahmen sind aber noch nicht abschließend geklärt. Umfangreiche Untersuchungen dazu finden sich bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). [1]

Auf EU-Ebene wurde die Technologieplattform für CO2-freie Kraftwerke (TP ZEFFPP) eingerichtet, die in internationaler Kooperation von Experten aus Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaft und Industrie den Stand der Forschung untersucht und den Handlungsbedarf ermittelt, um die Vision CO2-freier Kraftwerke umzusetzen. Dieses Gremium erarbeitet auch Vorschläge für die Ausrichtung des 7. Forschungsrahmenprogramms der EU. Hierzu ist allerdings anzumerken, dass der Begriff CO2-freie Kraftwerke irreführend ist, es geht allenfalls um eine Reduzierung der CO2 - Abgabe in die Atmosphäre. Dies gilt insbesondere, wenn nicht nur das Kraftwerk, sondern die Stromerzeugung aus Kohle insgesamt betrachtet wird.

Am 10. und 11. März 2005 fand auf der internationalen Energiemesse ENERTEC ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit veranstalteter Workshop zu CO2-minderungs Technologien statt. Die Folien zu den Vorträgen können von [2] heruntergeladen werden. Dort wird vor allem der Stand zur CO2-Sequestrierung dargestellt [3].


[Bearbeiten] Vorteile und Chancen

Da auch stark zunehmende Nutzung regenerativer Energien und Energieeffizienzsteigerung auf der Erzeugungs- und Verbrauchsseite selbst unter optimistischen Annahmen fossile Energieerzeugung nur langfristig ablösen wird, wird die weltweite Stromversorgung noch auf Jahrzehnte - insbesondere auch in den Wachstumsländern China und Indien - auf fossilen Primärenergieträgern angewiesen sein. Es besteht mit der dauerhaften Einlagerung (Endlagerung)des Kohlenstoffdioxids daher gegebenenfalls eine Möglichkeit, die ansonsten zu erwartende steigende Belastung der Atmosphäre mit Treibhausgasen zu reduzieren.

In Sedimentschichten eingelagertes Kohlenstoffdioxid hätte auch (lokal begrenzt und in der Menge ohne Bedeutung) seine Vorteile: In fast erschöpften Erdöllagerstätten könnte man dadurch den Förderdruck erhöhen. Entsprechende Programme laufen bereits in Großbritannien (Nordsee) und den USA.

[Bearbeiten] Nachteile und Risiken

Bei manchen Arten der Lagerung, insbesondere bei der Einleitung ins Meer, könnte das gespeicherte CO2 im Laufe von einigen 100 bis 1000 Jahren wieder in die Atmosphäre gelangen, so dass nur eine Verzögerung der Emission erreicht würde. Auch bei einigen unterirdischen Lagern, die prinzipiell wesentlich zuverlässiger sind, ist dies schwer einzuschätzen. Das Beobachten von CO2-Lagern ist daher wichtiger Gegenstand der Entwicklung. Die Gefahr des allmählichen Ausgasens, das den klimapolitischen Effekt der CO2-Sequestrierung womöglich unbemerkt zunichte machen würde, erschwert auch die Suche nach geeigneten Lagerstätten, denn der sichere Verbleib des Gases muss natürlich gesichert sein (je nach Ansicht für mindestens 200 oder 10.000 Jahre).

Weit gefährlicher als das allmählichen Ausgasen des gespeicherten Kohlenstoffdioxids wäre ein plötzliches zutage treten. Dadurch würden hohe CO2-Konzentrationen erreicht werden, die erstickend wirken (siehe hierzu Nyos-Unglück). Aufgrund von Beobachtungen bei der Erdgasförderung kann das Auftreten von Erdbeben im Bereich der Lagerstätte, und damit evtl. ein solches Zutagetreten durch Risse nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Die Einleitung großer Mengen CO2 ins Meer kann massive ökologische Folgen haben, etwa durch Senkung des pH-Wertes oder die Bildung von „CO2-Seen“ auf dem Meeresgrund, die das dortige Leben abtöten (siehe dazu auch Kohlenstoffzyklus, hier vor allem Kohlenstoffzyklus (Probleme technischer Lösungen)).

Die Verfahren zur CO2-Sequestrierung verursachen zusätzliche Kosten in der Stromerzeugung. Die wirtschaftliche Machbarkeit hängt daher wesentlich von den im CO2-Handel festgelegten Preisen der Emissionsrechte ab. Ziel des europäischen Emissionsrechtehandels ist die Förderung CO2-mindernder Technologien, zu denen die CO2-Sequestrierung gehört.

Durch den Aufwand, der zur CO2-Abtrennung nötig ist, sinkt der Wirkungsgrad der Kraftwerke, wodurch mit Strompreiserhöhungen zu rechnen sein wird. Man kann diesen Nachteil jedoch umgehen, wenn man die ebenfalls bei der Verbrennung fossiler Energieträger anfallenden Schwefeloxide mit dem CO2 zusammen speichern würde.

Wollte man das gesamte Kohlenstoffdioxid, das während der Lebensdauer von 60 Jahren eines konventionellen Kraftwerks auftritt, in Sedimentschichten lagern, bräuchte man dafür so große Reservoirs, dass das Kraftwerk nur an wenigen Stellen der Erde errichtet werden könnte (vornehmlich an Erdöllagerstätten). Forscher sind jedoch zuversichtlich, mittels besserer Erkundungsmethoden genügend Speicherstätten finden zu können.

[Bearbeiten] Alternativen

Kritiker der CO2-Sequestrierung wenden ein, dass andere Alternativen mit weniger Problemen behaftet, weiter entwickelt und zumindest langfristig billiger seien. Insbesondere werden hier genannt:

  • Maßnahmen zur Energieeinsparung und Verbesserung der Energieeffizienz
  • Ein Ausbau der Erneuerbaren Energien
  • eine „natürliche“ Sequestrierung durch Aufforstung, die laut der Gesellschaft Deutscher Chemiker (Mai 2004) sinnvoller und wesentlich preiswerter zu realisieren sei. Allerdings ist deren Wirksamkeit umstritten. Sie hat nur Sinn, wenn das erzeugte Holz nicht verbrannt wird oder verrottet, sondern zu Häusern oder Möbeln verbaut wird. Immerhin liegt im Holz eine lagerfähig gebundene Form des Kohlenstoffs vor, aus der auch eine verdichtete und vor Verrottung geschütze Speicherungsform hergestellt werden könnte.

Die bisherigen Forschungen oder Vorhaben beschäftigen sich in der Regel nur mit der Speicherung von flüssigem oder gasförmigen CO2 oder in Form von Trockeneis. Daneben gibt es aber auch die Möglichkeit das CO2 als Kohlenstoff (Aromate) zu speichern, also z.B. als Pyrogener Kohlenstoff in Form von Biokoks oder Schwarzerde (s.a.Terra preta: Schwarzerde in Amazonien). Auf diese Aggregatform sind die meisten der oben genannten Kritikpunkte dann nicht mehr zutreffend.

[Bearbeiten] Kosten

Die Kosten der CO2-Sequestrierung sind gegenwärtig noch nicht bekannt. Die IEA schätzt, dass diese gegenwärtig bei 50 bis 100 Dollar pro Tonne liegen, durch Forschungs- und Entwicklungsarbeit bis 2030 aber auf 25 bis 50 Dollar gesenkt werden können [4]. Hierdurch würden die Verbraucherpreise für Strom mindestens auf das Doppelte der heutigen Preise steigen.

In die Kostenbetrachtung muss aber die zukünftige Entwicklung mit einbezogen werden. Da zu erwarten ist, dass die zulässigen Grenzwerte für Schadstoffemissionen weiterhin fallen werden, kann sich für ein neues Kraftwerk mit einer Lebensdauer von 60 Jahren die CO2-Sequestrierung durchaus lohnen.

[Bearbeiten] Literatur

  • A. Huttermann, J.O. Metzger: Begrünt die Wüste durch CO2-Sequestrierung. Nachrichten aus der Chemie 52(11), S. 1133 - 1138 (2004), ISSN 1439-9598
  • Robert H. Socolow: Können wir das Klimaproblem begraben?. Spektrum der Wissenschaft 03/06, S.72ff (2006), ISSN 0170-2971
  • Michael Kühn, Christoph Clauser: Mineralische Bindung von CO2 bei der Speicherung im Untergrund in geothermischen Reservoiren. Chemie Ingenieur Technik 78(4), S. 425 - 434 (2006), ISSN 1522-2640
  • Oliver Mayer-Spohn, Markus Blesl, Ulrich Fahl, Alfred Voß: Logistik der CO2-Sequestrierung – Optionen für den CO2-Transport. Chemie Ingenieur Technik 78(4), S. 435 - 444 (2006), ISSN 1522-2640

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] zur CO2-Sequestrierung

[Bearbeiten] zu neuen Kraftwerkstypen

[Bearbeiten] zur Kritik an der CO2-Sequestrierung

Andere Sprachen
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