Das Buch mit sieben Siegeln
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Das Buch mit sieben Siegeln ist ein 1937 vollendetes und 1938 in Wien uraufgeführtes Oratorium des österreichischen Komponisten Franz Schmidt.
Am 23. Februar 1937 schrieb Franz Schmidt die letzte Note seines Oratoriums in seinem Heim in Perchtoldsdorf und setzte das Datum darunter. Jahre seit der ersten Skizze waren vergangen ehe er das Werk vollenden konnte, das sein größtes werden sollte.
[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte
In den vier kleinen Präludien und Fugen für die Orgel aus dem Jahre 1928 sind bereits einige Teile des Werkes vorgebildet, so das Halleluja wie die Schlussansprache des Herrn. Der Verfasser fand zwar zur Oper Notre Dame zwei Skizzenbücher wie auch Skizzen zu anderen Werken, zum Oratorium ist jedoch nur ein Entwurf des zweiten Teiles auf zwei Notenblättern vorhanden. Wenn sich die Entstehung auch nicht genau verfolgen lässt, so hat uns doch Schmidt selber über den Fortschritt der Arbeit an der Partitur genauestens Bericht gegeben: sie währte zwei Jahre (1935—1937).
Den Prolog hatte Franz Schmidt am 15. Oktober 1935 beendet. Im ersten Teil musste er vom l. Jänner 1936 bis l. Juli 1936 die Arbeit unterbrechen. Der bereits damals schwer Leidende hatte wieder einmal die Feder aus der Hand legen müssen, um am Krankenlager untätig seiner Heilung entgegen hoffen. Zur Jahreswende 1936/37 war die Partitur bis zum Ertönen der siebenten Posaune gediehen. Nach der Vollendung am 23. Februar 1937 wartete das Werk nur etwas mehr als ein Jahr auf seine Uraufführung am 15. Juni 1938 unter Oswald Kabasta: als Solisten wirkten Erika Rokyta, Enid Szantho, Anton Dermota, Joseph von Manowarda sowie Franz Schütz an der Orgel, die musikalisch anspruchsvolle Partie des Evangelisten sang Rudolf Gerlach. Den schwierigen Chorpart hatte der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde übernommen. Den ebenfalls nicht leichten Orchesterpart betreuten die Wiener Symphoniker.
Aus Erzählungen wissen wir, dass Schmidt schon längere Zeit an der Vertonung einiger Bibelstellen, die er zu einem Oratorium zusammenfassen wollte, dachte. So soll er Briefe des hl. Paulus dazu ausersehen haben, ebenso habe er an die Vertonung des Hohenliedes gedacht. Wer ihn auf die Apokalypse aufmerksam gemacht hatte, wird sich wohl schwerlich nachweisen lassen. Sowohl Oswald Kabasta wie auch Raimund Weissensteiner werden in diesem Zusammenhang genannt.
Als sich Schmidt endgültig für die Geheime Offenbarung entschieden hatte, zog er neben seiner Hausbibel, die die Übersetzung nach Luther enthält, auch andere Übersetzungen zu Rate, um einen schönen und klaren Text zu erhalten. Wer die frei hinzugefügten Textstellen, die nicht aus der Bibel stammen, verfasst hat, lässt sich nicht nachweisen. Schmidt behauptet jedenfalls in der von ihm verfassten Vorrede zur Uraufführung, dass er keine Änderung des biblischen Textes vorgenommen habe. Wörtlich sagt er hierzu: "Ich habe mich also, mit Ausnahme der oben einbekannten Elision," - gemeint sind hierbei die von Ihm vorgenommenen Striche in der Apokalypse- "genau an das Original gehalten. . . . ." Dass jedoch Schmidt am klingenden Wort viel lag, geht daraus hervor, dass selbst während der Partiturniederschrift noch einzelne Wörter, so zum Beispiel im Prolog, wo an Stelle "ein Stuhl stand da im Himmel" "ein Thron stand da im Himmel" als textliche Verbesserung aufscheint, Änderungen vorgenommen werden. Auch am rein musikalischen Teil sieht man die Spuren von Verbesserungen, die Schmidt so lange durchführte, bis ihm die endgültige Gestalt gelungen war.