Das/dass
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Die fehlerhafte Schreibung der Wörter „dass“ und „das“ (mhd. daz) ist einer der häufigsten Rechtschreibfehler in der deutschen Sprache. Oft liegt der Grund hierfür in einer Verkennung der unterschiedlichen grammatikalischen Bedeutung beider Wörter.
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[Bearbeiten] Geschichte
Sprachhistorisch sind das Demonstrativpronomen (heute das) und die Konjunktion (heute dass) in ihrer Form und Aussprache identisch (mittelhochdeutsch daz), nicht anders als im Englischen und im Niederländischen. In der deutschen Rechtschreibung wird zwischen den beiden Formen seit dem 16. Jahrhundert unterschieden. Im Englischen mit dem vergleichbaren „that“ geschieht dies bis heute nicht.
Erklären kann man sich hilfsweise den Funktionswandel von „das“ zu „dass“ mit folgendem Modell (natürlich hat dieser Wandel – wenn überhaupt – bereits vor über 1500 Jahren stattgefunden):
- Aus der Satzverbindung
- „Er dachte das: er gewinnt“
- wurde durch Übertritt des Demonstrativpronomens in den zweiten Satz
- „Er dachte, dass er gewinnt“.
Andererseits machen einige Dialekte, speziell im süddeutschen Raum, einen deutlichen Unterschied in der Aussprache von „das“ und „dass“. Eine intuitiv empfundene Unterscheidung der Wörter ist also durchaus bei Sprechern aller Bildungsschichten vorhanden, es handelt sich keineswegs nur um eine Spitzfindigkeit von Sprachwissenschaftlern.
Vielen Menschen gelingt es dennoch nicht, sich diese Unterscheidung bewusst zu machen und in der Schrift umzusetzen. Wird dabei ein „dass“ mit einem „das“ verwechselt, handelt es sich dennoch nicht, wie gelegentlich angenommen, um einen Grammatikfehler, sondern - nach nicht unumstittener Meinung des Verfassers - um einen Rechtschreibfehler. Einen Grammatikfehler begeht nicht, wer bestimmte grammatische Begriffe wie „Konjunktion“ oder „Demonstrativpronomen“ fehlerhaft anwendet, sondern nur, wer die verschiedenen Wortbedeutungen tatsächlich miteinander verwechselt – davon ist aber nur in den seltensten Fällen auszugehen. Um den Fehler dennoch als Grammatikfehler zu bewerten, müsste man sich auf eine wortwörtliche Lesart des falsch geschriebenen Satzes verlegen. Hier hat man jedoch Schwierigkeiten zu begründen, warum man unter den verschiedensten Möglichkeiten einen grammatikalisch falschen Satz richtig zu stellen, gerade diejenige sich heraussucht, die den Fehler in der Verwechslung von „das“ und „dass“ sieht.
[Bearbeiten] Das Multitalent „das“/„dass“
Die Wörter das/dass können in verschiedenen Versionen auftreten:
- als bestimmter Artikel – Beispiel: Der Mann kauft das Haus.
- als Demonstrativpronomen – Beispiel: Er fand, das solle verboten werden.
- als Relativpronomen – Beispiel: Er sah ein Tier, das weglief.
- als Konjunktion – Beispiel: Er dachte, dass er gewinnt.
[Bearbeiten] „das“ als Artikel
das steht als bestimmter sächlicher Artikel vor einem Substantiv (auch vor einem substantivierten Verb oder Adjektiv) und kann durch die hinweisenden Pronomen dieses und jenes ersetzt werden. Die drei im Neuhochdeutschen üblichen Artikel der, die, das entwickelten sich aus den mittelhochdeutschen Demonstrativpronomen der, diu, daz. Beispielsatz: "Das/Dieses Essen schmeckt gut/schlecht."
[Bearbeiten] „das“ als Demonstrativpronomen
Als Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort) ist das genau genommen ein Ersatz für „dieses“, mit der Bedeutung „das da (und kein anderes)“. Unterscheiden kann man es vom Artikel das anhand der starken Betonung. Beispiel: „Das sollte verboten werden.“ Das weist auf etwas hin, was dem Hörer/Leser schon bekannt ist und im Satz(teil) davor erwähnt wurde. Will man eine strenge Übereinstimmung betonen, kann man das auch durch dasselbe ersetzen. Beispiel: „Ich habe gestern ein Auto gesehen. Dasselbe/das ist mir heute erneut begegnet.“
[Bearbeiten] „das“ als Relativpronomen
Als Relativpronomen leitet das einen Relativsatz ein. Wird das als Relativpronomen verwendet, muss davor also immer ein Komma stehen (Ausnahme: Das Satzgefüge beginnt mit dem Relativsatz. Dann steht davor ein anderes Satzzeichen). Der mit das beginnende Nebensatz beschreibt ein im Hauptsatz genanntes Substantiv (in diesem Falle Neutrum) genauer. Ist man sich unklar, hilft eine Ersetzungsprobe weiter: Das Relativpronomen das kann hilfsweise durch dieses/jenes/welches (in süddeutschen Mundarten auch durch was) ersetzt werden. Beispiel: „Ich nehme das Bild, das/welches Sie mir als erstes gezeigt haben.“
[Bearbeiten] „dass“ als Subjunktion
Nebensätze können auch mit dass beginnen, dann sind es allerdings keine Relativsätze. Folgende Adverbialsätze können mit dass eingeleitet werden:
- konsekutiver Adverbialsatz (Folge) – Beispiel: „Er arbeitete so hart, dass er danach im Stehen einschlief.“ oder auch: „Er half mir, so dass ich ihm beim nächsten Mal auch helfen werde.“
- modaler Adverbialsatz (Art und Weise) – Beispiel: „Er lenkte sie dadurch ab, dass er sie nach Saft fragte.“
- finaler Adverbialsatz (Zweck) – Beispiel: „Die Kinder gingen in den Garten, dass/damit sie spielen konnten.“ Oder: „Sprich lauter, dass/damit ich dich verstehen kann.“ (Anmerkung: Diese Anwendung von dass anstelle des üblicheren „damit“ wird von manchen als falsches Deutsch angesehen, ist aber historisch gut verankert.)
- Objektsatz – Beispiel: „Er bedauerte, dass er sich geirrt hatte.“ (vgl. „Er bedauerte seinen Irrtum“ -> Nebensatz ersetzt das Objekt „Irrtum“)
- Subjektsatz – Beispiel: „Dass du mir schreiben willst, freut mich besonders.“ (vgl. „Dein Schreibwille/Deine Absicht freut mich besonders“ -> Nebensatz ersetzt Subjekt „Absicht“)
- „Verstärkung von Subjunktionen“: Analog zu mehrteiligen Subjunktionen wie als dass, auf dass, kaum dass, außer dass, ohne dass, statt dass wird im Dialekt gelegentlich an eine Subjunktion noch ein dass angehängt, ohne dass sich an der Bedeutung etwas ändert: „bevor dass“ (bevor), „damit dass“ (damit), „trotzdem dass“ (trotzdem bzw. hochdeutsch obgleich). Hier ist wohl manchmal die Junktion daraus entstanden, dass das dass weggefallen ist, etwa „trotzdem“ (nicht hochdeutsch) aus „trotz dem (= der Tatsache), dass“.
[Bearbeiten] Zusammenfassung: das oder dass?
Viele Menschen haben Probleme, die beiden gleichlautenden Wörter dass und das richtig zu setzen.
- Er erklärte, dass er Probleme mit den beiden Wörtern habe.
- Er erklärte das Problem, das er mit den beiden Wörtern hat.
Befindet sich der Gliedsatz zu Anfang, muss er mit dass eingeleitet werden. Hier ist noch ein Relativsatz eingeschoben, der ein das fordert:
- Dass wir dieses Ziel erreicht haben, das für uns ja alle so wichtig ist, gelang uns nur durch gemeinsame Anstrengungen.
[Bearbeiten] dass
dass dient als Konjunktion zur Verknüpfung eines Satzes mit einem ihm übergeordneten „Rahmensatz“:
- Er erklärte: Er habe Probleme mit den beiden Wörtern. -> Er erklärte, dass er Probleme mit den beiden Wörtern habe.
- Ich glaube: Hans singt. -> Ich glaube, dass Hans singt.
- Sie sagt: „Dieser Ton gefällt mir nicht!“ -> Sie sagt, dass ihr dieser Ton nicht gefalle.
[Bearbeiten] das
das kann ein Artikel sein, einen Sachverhalt näher erläutern oder als Demonstrativpronomen genutzt werden. Ohne einen Satz lange analysieren zu müssen, gilt die Eselsbrücke: Immer, wenn das mit „dieses“, „jenes“ oder „welches“ ersetzt werden kann, schreibt man „das“.
- Er erklärte das Problem, das er mit den beiden Wörtern hat. -> Er erklärte das Problem, welches er mit den beiden Wörtern hat.
- Sie sagt, das Tier habe sie gesehen. -> Sie sagt, dieses Tier habe sie gesehen.
- Ich denke, das Zeichen gesehen zu haben. -> Ich denke, jenes Zeichen gesehen zu haben.
[Bearbeiten] „daß“/„dass“
Da seit der Rechtschreibreform 1996 ein ß nur noch nach langem Vokal oder Diphthong folgt, muss man seitdem, gemäß neuer Rechtschreibung, auch in Deutschland und Österreich die Konjunktion dass mit ss schreiben. Am 31. Juli 2005 endete die Übergangszeit der Reform und die Schreibweise daß wird im amtlichen Schriftverkehr nicht mehr nur als überholt, sondern auch als falsch angesehen.
[Bearbeiten] Anwendungsbeispiele
Aus dialektal
- Daaf dat dat? Dat daaf dat. Dat dat dat daaf!
...wird hochdeutsch:
- Darf es das? Es darf das. Dass es das darf!
Testsatz aus einem Diktat mit sechs aufeinander folgenden dass/das:
- Wetten, dass das „dass“, das das „dass“ aus „Wetten, dass“ ist, mit Doppel-S geschrieben wird?
Zwei Sätze mit Fakten:
- Dass „dass“ nämlich auch am Anfang eines Satzes stehen kann, zeigt sich hier. Und dass vor „dass“ auch nicht immer ein Komma stehen muss, ebenso.