Der Kirschgarten
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Kirschgarten (russisch Вишневый сад/ Wischnewy sad; wiss. Transliteration Višnevyj sad) ist eine tragische, gesellschaftskritische Komödie in vier Akten von Anton Pawlowitsch Tschechow. Es entstand wie das Stück Drei Schwestern im Jahre 1900 und wurde zu Tschechows 44. Geburtstag am 29. Januar (nach dem alten Kalender am 17. Januar) 1904 in Moskau uraufgeführt. Es war das letzte Stück des Schriftstellers, der ein halbes Jahr nach der Uraufführung an Tuberkulose starb.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Personen
- Ljubow Andrejewna Ranjewskaja, Gutsbesitzerin
- Anja, ihre Tochter, 17 Jahre alt
- Warja, ihre Pflegetochter, 24 Jahre alt
- Leonid Andrejewitsch Gajew, Bruder der Ranevskaja
- Jermolaj Alexejewitsch Lopachin, Kaufmann
- Pjotr Sergejewitsch Trofimow, Student
- Boris Borisowitsch Simeonow-Pischtschik, Gutsbesitzer
- Charlotta Iwanowna, Gouvernante
- Semjon Pantelejewitsch Jepichodow, Kontorist
- Dunjascha, Dienstmädchen
- Firs, Lakai, ein Greis von 87 Jahren
- Jascha, ein junger Lakai
- Ein Landstreicher
- Der Stationsvortsteher
[Bearbeiten] Die Handlung
Das Stück spielt um 1900 auf einem russischen Landgut mit einem Herrenhaus, das von einem wunderschönen Kirschgarten umgeben ist. Anja, die Tochter der Gutsbesitzerin Ranjewskaja holt ihre Mutter aus Paris zurück, weil das Anwesen hoch verschuldet ist und versteigert werden muss. Die Mutter floh vor fünf Jahren mit ihrem Geliebten nach Frankreich, nachdem ihr kleiner Sohn damals im naheliegenden Fluss ertrunken war. Der Bruder von Ranjewskaja, Gajew war unfähig, mit Geld umzugehen und genoss das Leben. Auch Ranjewskaja verbrauchte ihr Geld in Paris. Eine Rettung könnte der ehemalige Leibeigene der Familie, der Kaufmann Lopachin, bedeuten, der zu einem Vermögen gekommen ist. Er schlägt vor, Datschen (Ferienhäuser) auf dem Grundstück zu errichten und sie an Sommergäste zu vermieten. Die Voraussetzung dafür wäre das Abholzen des wunderschönen, aber nutzlos gewordenen Kirschgartens, der gerade in voller Blüte ist. Eine andere Lösung aus der Misere wäre, wenn Varja, die Pflegetochter der Gutbesitzerin, Lopachin heiraten würde, aber ihr Traum geht nicht in Erfüllung. Es entfaltet sich hingegen eine Liebe zwischen dem ehemaligen Erzieher des ertrunkenen Sohnes, dem ewigen Studenten Trofimov, und Anja, der Tochter der Gutsbesitzerin. Der Kirschgarten symbolisiert die Kindheit und die Erinnerungen, von denen sich die Geschwister Ranjewskaja und Gajew nicht trennen können. Sie unternehmen alles, um den Kirschgarten und das Gut zu retten, aber ohne Erfolg: Lopachin gelingt es, das Gut zu erwerben. Zum Schluss gibt die Gutsbesitzerin ein großes Fest, aber im Hintergrund kann man hören, wie die Kirschbäume gefällt werden. Am Ende des Stückes wird Abschied von Russland genommen. Die Gutsbesitzerin will zurück nach Paris ziehen, alle verlassen das Haus, nur der alter Diener Firs wird zurückgelassen, der nun meint, die Zeit zu sterben sei gekommen, und entschläft.
[Bearbeiten] Deutschsprachige Ausgaben
- Anton P. Čechov: Der Kirschgarten. Frankfurt am Main [u.a.] : Insel-Verl., 1991 ISBN 3-458-33041-0
- Anton Tschechow: Der Kirschgarten. Stuttgart : Phillip Reclam jun. Stuttgart, 1984 ISBN 3-15-007690-0
[Bearbeiten] Bedeutende Inszenierungen
- 2006 von Lars-Ole Walburg; mit Hildegard Schmahl, Brigitte Hobmeier, Christin König, Stephan Bissmeier, Michael Neuenschwander, Matthias Bundschuh, Walter Hess, Theo Nabicht, René Dumont, Anna Böger, Martin Butzke, Willy Brummer, Helmut Gillhuber, Wolfgang de Haen, Hans Hofmann, Evelyn Holzhauser, Werner Janoud, Sabine Moser, Norbert Scholl, Martha Schweikart, Georgine Spaett, Ingmar Thilo, Katharina Wendling-Magert - Münchner Kammerspiele
- 2006 von Barbara Frey; mit Meike Droste, Inka Friedrich, Dagmar Manzel , Christine Schorn, Isabel Schosnig, Gabor Biedermann, Michael Gerber, Michael Goldberg, Jürgen Huth, Horst Lebinsky, Dieter Mann, Ulrich Matthes, Frank Seppeler - Deutsches Theater Berlin
- 2005 von Andrea Breth; mit Andrea Clausen, Sven-Eric Bechtolf, Pauline Knof, Teresa Weißbach, Udo Samel, Cornelius Obonya, Branko Samarovski, Elisabeth Orth, Michael Wittenborn, Heike Kretschmer, Ignaz Kirchner, Nicholas Ofczarek, Wolfgang Michael, Hans-Dieter Knebel - Burgtheater Wien
- 1995 - von Peter Stein: mit Jutta Lampe, Dorothee Hartinger, Dörte Lyssewski, Peter Simonischek, Daniel Friedrich, Sven-Eric Bechtolf, Werner Rehm, Elke Petri, Götz Schubert, Annette Paulmann, Branko Samarovski, Roland Schäfer, Michael Mendl, Oliver Stern - Salzburger Festspiele