Salzburger Festspiele
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
In der Stadt Salzburg findet seit 1920 allsommerlich die Kulturveranstaltung Salzburger Festspiele statt. Sie fanden in den Internationalen "Musikfesten in Salzburg" (seit 1877 in unregelmäßigen Abständen stattfindend) ihre Vorläufer. Unter den Aufführungen ist dabei traditionell Hugo von Hofmannsthals Jedermann vertreten, dessen Aufführung in der Regie von Max Reinhardt am 22. August 1920 auf dem Domplatz die Geburtsstunde der Festspiele markierte.
Neben den eigentlichen Festspielen wurden zu Pfingsten gesonderte Festspiele veranstaltet, die sogenannten Pfingstfestspiele, die von Herbert von Karajan initiiert wurden. Nach Karajans Tod wurden sie der Barockmusik gewidmet. Ab 2007 will man sich mit neapolitanischen Komponisten des 18. Jahrhunderts beschäftigen, Riccardo Muti soll als Dirigent und künstlerischer Leiter fungieren.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Anfänge
Neben Reinhardt und Hofmannsthal ist die Etablierung der Festspiele hauptsächlich der Arbeit des Komponisten Richard Strauss, des Dirigenten und Wiener Hofoperndirektors Franz Schalk und des Bühnenbildners Alfred Roller zu verdanken. 1921 gab es neben dem Jedermann erstmals Konzerte (hauptsächlich Kammer- und Orchesterkonzerte). 1922 kamen zusätzlich zu Schauspiel und Konzerten vier Opern von Wolfgang Amadeus Mozart zur Aufführung, womit das Konzept im Wesentlichen stand, das dann ab 1925 erfolgreich umgesetzt wurde. Die Neuerungen dieses Jahres (die Hofstallkaserne wurde als provisorisches Festspielhaus genutzt, das Programm gebündelt in einem Festspielalmanach präsentiert und der Rundfunk eingebunden) gaben den Festspielen einen Schub, nachdem sich zuvor 1923 nur die Aufführung von Molières Der eingebildete Kranke hatte finanzieren lassen und 1924 die Festspiele aus finanziellen Gründen gar hatten ausfallen müssen.
1926 kam die Felsenreitschule als zweite Spielstätte hinzu und der Architekt Clemens Holzmeister baute das Festspielhaus erstmals um (in den 30er Jahren erfolgten weitere Umbauten und Erweiterungen).
Auf dem Festspielplakat des Jahres 1928 erschien erstmals das Motiv des bis heute verwendeten Signets der Festspiele.
Ab 1936 besitzen die Festspiele auch eine Festspiel-Fanfare (komponiert von Joseph Messner), die bei Rundfunkübertragungen von den Salzburger Festspielen auch als Erkennungsmelodie eingesetzt wird.
Die Zeit des Nationalsozialismus nach dem „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich im Jahr 1938 hatte auch für die Salzburger Festspiele gravierende Folgen. So musste Hofmannsthals Jedermann vom Programm genommen werden, Künstler erhielten Aufführungsverbote beziehungsweise gingen ins Exil. Arturo Toscanini, der noch 1937 der prägendste Dirigent gewesen war, verzichtete auf eine Teilnahme. Das Kleine Festspielhaus des mittlerweiligen Emigranten Clemens Holzmeister wurde baulich verändert, um nationalsozialistischer Ästhetik zu entsprechen. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Programmangebot deutlich schmaler, 1944 schließlich konnten die Festspiele aufgrund einer im Anschluss an den Anschlag vom 20. Juli getroffenen Anordnung des Propagandaministers Goebbels, alle Festspiele im Deutschen Reich abzusagen, nicht stattfinden. [[Bild:Sbglgfesthall.jpg|thumb|220px|left| Großes Festspielhaus 1945, nach Ende des zweiten Weltkrieges, konnten die Salzburger Festspiele, allerdings mit einem äußerst verknappten Programm, wieder veranstaltet werden. Auch Hofmannsthals Jedermann konnte wieder aufgeführt werden und wird seitdem jedes Jahr gezeigt. Bedeutende Künstler, die in der Nazi-Zeit nicht erwünscht waren, kehrten nach Salzburg zurück, beispielsweise Georg Solti oder Rolf Liebermann. In weiterer Folge wurde das Kleine Festspielhaus noch einmal umgebaut und von den Nazi-Elementen befreit. Vorübergehend wurde sogar erwogen, Bertolt Brecht in die Leitung der Festspiele miteinzubeziehen, was von Gottfried von Einem betrieben wurde. Aus politischen Gründen – Brecht begann zeitgleich mit seiner Arbeit in der DDR – wurde dies vom damaligen Salzburger Landeshauptmann Josef Klaus verhindert .
Zur Eröffnung der Salzburger Festspiele wurden seit 1964 prominente Festredner eingeladen. Diese Tradition wurde 2005 unterbrochen, als die neue Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) - die Landesregierung ist die Veranstalterin der Eröffnung - sich gegen einen Eröffnungsredner aussprach. Die Liste der Festredner der Salzburger Festspiele findet sich in einem gesonderten Artikel.
[Bearbeiten] Spielstätten
- Großes Festspielhaus
- ehemaliges Kleines Festspielhaus, seit 2006 Haus für Mozart
- Felsenreitschule
- Domplatz, siehe Salzburger Dom
- Residenzhof
- Landestheater
- Großer Saal des Mozarteums
- Perner-Insel (in Hallein)
[Bearbeiten] Nestroy-Theaterpreis
Die Salzburger Festspiele sind mit ihren Produktionen seit 2000 das erfolgreichste Theaterfestival beim Nestroy-Theaterpreis.
Nestroy-Theaterpreis | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 |
Nominierungen/Siege | 4/1 | 1/1 | 2/1 | 0 | 0 | 5/3 | 7/ |
[Bearbeiten] Literatur
- Marina Auer: Die Salzburger Festspiele im Schatten der Politik (1933-1945). LMU-Publikationen, München 2003 (Volltext)
- Edda Fuhrich, Gisela Prossnitz (Hrsg.): Die Salzburger Festspiele. Ihre Geschichte in Daten, Zeitzeugnissen und Bildern. Band 1. 1920 - 1945. Residenz, Salzburg und Wien ca. 1990, ISBN 3-7017-0630-1
- Stephen Gallup: Die Geschichte der Salzburger Festspiele. Orac, Wien 1989, ISBN 3-7015-0164-5
- Josef Kaut: Die Salzburger Festspiele. Bilder eines Welttheaters. Residenz, Salzburg 1973, ISBN 3-7017-0047-8
- Andress Müry (Hrsg.): Kleine Salzburger Festspielgeschichte. Pustet, Salzburg 2002, ISBN 3-7025-0447-8
- Michael P. Steinberg: Ursprung und Ideologie der Salzburger Festspiele 1890–1938. Pustet, Salzburg und München 2000, ISBN 3-7025-0410-9
- Harald Waitzbauer: Festlicher Sommer. Das gesellschaftliche Ambiente der Salzburger Festspiele von 1920 bis zur Gegenwart. Schriftenreihe des Salzburger Landespressebüros. Salzburg 1997
[Bearbeiten] Film(e)
- The Salzburg Festival, Dokumentarfilm 2006, Regie: Tony Palmer