Komödie
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Eine Komödie (=Lustspiel) (von griech.: komodia = Lied der Gemeinen; Gesang bei einem fröhlichen Umzug) ist ein Drama mit erheiterndem Handlungsablauf, der in der Regel glücklich endet. Die unterhaltsame Grundstimmung entsteht dabei durch die übertriebene Darstellung menschlicher Schwächen, die neben der Belustigung des Publikums auch auf Kritik abzielen kann.
Die Zuschauer fühlen sich zu den Figuren auf der Bühne entweder hingezogen, weil sie sich in ihnen wieder erkennen und sich mit ihnen leicht identifizieren können, oder aber sie blicken auf sie herab und verlachen sie, weil sie als Ausdruck einer Schwäche empfunden werden, die es zu vermeiden gilt. Schwankt dieses Gefühl, spricht man von einer Tragikomödie.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte der Komödie
[Bearbeiten] Komödie in Griechenland und Rom
Die heutige Komödie basiert auf der antiken griechischen Komödie. Das griechische Wort "Komodia" wird oft vom "komos", dem traditionellen Umzug der betrunkenen Teilnehmer eines Symposions, also eines traditionellen adeligen Trinkgelages, abgeleitet. Jedoch könnte das Wort auch aus dem Begriff "kome" (Dorf) entstanden sein, was auf eine Entstehung der Komödie aus dörflichen Festen hindeuten würde.
Regelmäßige Uraufführungen von Komödien fanden vor allem in Athen statt, im Rahmen der Dionysosfeste. Bei der attischen Komödie werden drei Phasen oder Epochen unterschieden: die "Alte Komödie", deren bekanntester Autor Aristophanes ist, die "Mittlere Komödie", von der nur Autorennamen, aber keine Theaterstücke erhalten geblieben sind, und die "Neue Komödie", als deren bedeutendster Vertreter Menander gilt. Charakteristisch für die "Alte Komödie" ist eine oft ätzende Kritik an gesellschaftlichen und politischen Zuständen, verbunden mit Angriffen gegen lebende Personen, sowie eine meist nur locker gefügte Handlung, während die "Neue Komödie" mehr von der Komik der dargestellten Handlung lebt. Die attischen Komödien, besonders die von Menander und seinen Zeitgenossen, wurden im 3. Jahrhundert v. Chr. auch in Rom bekannt und beliebt.
Plautus war der wohl produktivste lateinische Komödienautor. Wie neueste Forschungen nahelegen greift er bereits meist auf griechische Vorlagen zurück. Seine auf Publikumserfolg orientierten Stücke waren auch beim einfachen Volk beliebt; er kultivierte den Typus des listigen kleinen Mannes, der sich gegen die Autoritäten mit Mutterwitz durchsetzt und zum Vorbild für viele Figuren wie Falstaff, Scapin, den Truffaldino der Commedia dell'arte wurde. Ein anderer berühmter römischer Autor war Terentius (Terenz), der die Geschliffenheit der Sprache in der Komödie kultivierte.
Die Themen der römischen Komödie waren unpolitisch, die Handlung mit ihren Charakteren überschaubar. Die Autoren begannen sich mit neuen Formen und neuen Inhalten auseinanderzusetzen. So findet sich beispielsweise bei Mimus ein Mischwerk, das Epyllion: er verwendet als Form das hexametrische Versmaß, der Inhalt hat aber nichts heroisches und passt somit nicht zum Versmaß. In dieser Form schrieb auch Theokrit, zum Beispiel in einem Stück über Hirten, die sich während des Schafehütens in hexametrischem Versmaß unterhalten.
Auch Comic-Figuren wie Asterix stehen in dieser Tradition.
[Bearbeiten] 16. Jahrhundert bis 18. Jahrhundert
Die Komödie ist nach Aristoteles' Poetik die Theaterform der "geringeren Menschen", was in der Antike nicht problematisch war. Im 17./18. Jahrhundert wurde diese Aussage sozial verstanden. Zur Zeit der prägenden französischen Klassik war das Personal der Tragödie vorwiegend aristokratisch, das Personal der Komödie vorwiegend bürgerlich ("Ständeklausel"). Weil das Bürgerliche nach dieser Definition von vornherein lächerlich war, was die bürgerlichen Theatergänger vor den Kopf stieß, entwickelten sich seit dem 18. Jahrhundert Formen der Komödie, die sich gegenüber der Posse abzugrenzen bemühten, auch Formen der Komödie, die gar nicht heiter, sondern sentimental bis tragisch waren wie die französische Opéra comique.
Komödien waren über lange Zeit bei Wandertheatern zu Hause. Ab dem 16. Jahrhundert begann in Europa die Einrichtung fester Häuser, die aber meist weiter von wandernden englischen und italienischen Theatertruppen bespielt wurden. In Italien entwickelte sich die Commedia dell'Arte als volksnahe Theaterform, die auch nach Mittel- und Westeuropa ausstrahlte. In Wien entstand die Alt-Wiener Volkskomödie zu deren bedeutendsten Vertretern im 19. Jahrhundert Ferdinand Raimund und Johann Nepomuk Nestroy wurden.
Die Komödie als Theaterform nahm im 16. und 17. Jahrhundert neuen Aufschwung. Autoren wie William Shakespeare, Molière in Frankreich, Andreas Gryphius in Deutschland, Carlo Goldoni in Italien, sowie im 18. Jahrhundert auch Heinrich von Kleist sowie Gotthold Ephraim Lessing sind hier zu nennen.
Eine Wiederbelebung des Volksschauspiels und von Elementen der Commedia dell'Arte erfolgte in Italien durch Dario Fo.
[Bearbeiten] Typen der Komödie
- nach der Form
- Charakterkomödie: eine einzelne Person steht im Vordergrund ("Der Schwierige" von Hugo von Hofmannsthal, "Der Geizige" von Jean-Baptiste Molière).
- Typenkomödie: charakterisiert durch ein typisches, durch Masken, Gestik oder Kostüme wiedererkennbares Rollenpersonal (Commedia dell'Arte).
- Situationskomödie: Verwicklung der Handlungsstränge, eine Verkettung überraschender Umstände, sowie Verwicklungen und Intrigen ("Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist)
- Konversationsstück: spielt in höheren Gesellschaftskreisen und lebt von der geistreichen Konversation (Eugène Scribe, Victorien Sardou, Sacha Guitry, "Bunbury" von Oscar Wilde, Scrupules (Der Dieb), von Octave Mirbeau, George Bernard Shaw, "Dr. med. Hiob Prätorius" von Curt Goetz)
- nach dem Inhalt.
- Intrigenkomödie ("Die lustigen Weiber von Windsor" von William Shakespeare).
- Satirisch-gesellschaftskritische Komödie ("Die Hose" von Carl Sternheim, Les affaires sont les affaires (Geschäft ist Geschäft), von Octave Mirbeau).
- Groteske: benannt nach den seltsam verschnörkelten Wandmalereien in der Grotte des Titus-Palastes in Rom, typisch sind grausige, bizarre Situationen, die lächerlich dargestellt sind ("Der Besuch der alten Dame" und "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt, "Die Kleinbürgerhochzeit" von Bertolt Brecht, "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch, "Überlebensgroß Herr Krott" von Martin Walser).
- Boulevardkomödie ("Das Haus in Montevideo" von Curt Goetz, "Komödie im Dunkeln" von Peter Shaffer).
- Untertypen
- Burleske
- Farce
- Schwank: meist in bäuerlichem Milieu
- Posse
- Klamotte
- Tragikkomödie
[Bearbeiten] Kraft und Schwäche
Dramatische Figuren stimmen einen zur Identifikation entweder durch ihre Willenskraft (Draufgänger), Verstandeskraft (Tausendsasa) oder moralische Kraft (Ritter) – umgekehrt komische Figuren, mit denen man sich nicht identifiziert wegen ihrer Willensschwäche (Hampelmann), Verstandesschwäche (Stümper) oder moralischen Schwäche (Tunichtgut).
[Bearbeiten] Schelm und Narr
Der Schelm oder Schalk ist in diesem Zusammenhang der selber "nicht-komische" Held einer Komödie, der seinen Widersacher zum Narren macht. Der Schelm ist jemand, mit dem man sich identifiziert, da er über Verstandeskraft (Witz) verfügt. Es kann Komödien ohne Schelme, nicht aber ohne Narren geben (sonst gäb's nichts zu lachen).
Die deutsche Übersetzung des Wortes "Komodia" mit Lustspiel tauchte erstmals im Titel eines anonymen Stücks des 16. Jahrhunderts auf und wurde dann im 17. Jahrhundert von Andreas Gryphius aufgegriffen und seit dem 18. Jahrhundert synonym für Komödie verwendet. Seit dem 20. Jahrhundert bezeichnet man oft vor allem Konversationsstücke als Lustspiele.
[Bearbeiten] Literatur
- Helmut Arntzen; Die ernste Komödie. Das deutsche Lustspiel von Lessing bis Kleist. München 1968
- Helmut Arntzen (Hrsg.) Komödiensprache. Beiträge zum deutschen Lustspiel zwischen dem 17.und dem 20. Jahrhundert.Münster 1988.
- Bernhard Greiner: Die Komödie. Tübingen 1992
- Walter Hinck (Hrsg.): Die deutsche Komödie. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Düsseldorf 1977 (Einzelinterpretationen)