Der Spion, der aus der Kälte kam (Roman)
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Der Spion, der aus der Kälte kam (Originaltitel: The Spy Who Came in from the Cold) war der dritte Kriminalroman des britischen Schriftstellers John le Carré. Mit diesem Roman gelang ihm 1963 der internationalen Durchbruch. Den Roman schrieb er in 5 Wochen, zu einer Zeit, zu der er, wie er 1989 in einem Vorwort zu einer Neuauflage schrieb, „damals in Beruf und Privatleben zu tiefst unglücklich war“.
Das Buch wurde mit dem britischen Gold Dagger (1963) und dem amerikanischen Edgar Award (1965) als bester Kriminalroman des Jahres ausgezeichnet und bekam 1964 den Somerset Maugham Award.
Die deutschsprachige Übertragung, die seither verwendet wird, stammt von Christian Wessels und Manfred von Conta, erstmals veröffentlicht 1964 im Zsolnay Verlag (Wien und Hamburg). Seiher ist der Roman ein Bestseller geblieben, der Dutzende von Auflagen erlebte – auch als Lizenzausgabe in verschiedenen Verlagen. Allein der Rowohlt-Verlag (Reinbek bei Hamburg) brachte bis 1983 236.000 Exemplare des Buches heraus.
[Bearbeiten] Handlung
Der Roman spielt zu Zeiten des Kalten Krieges. Alec Leamas ist Leiter des Berliner Büros des britischen Secret Service. Von West-Berlin aus hat er ein Spionage-Netz in der DDR aufgebaut. Alle seine Agenten werden jedoch von seinem Widersacher Mundt umgebracht, zuletzt ein führender Politiker der DDR, dessen Erschießung Leamas an der Grenze von West-Berlin aus mit ansehen muss.
Leamas wird von West-Berlin zurück nach London beordert. Sein Chef möchte ihn noch einmal einsetzen, um jenen Mundt auszuschalten. Hierzu soll Leamas sich als Verräter an die DDR verkaufen. Zunächst beginnt für ihn der jähe Abstieg. Er wird offiziell „auf Eis gelegt“, muss langweilige Büroarbeit in der Bankenabteilung der Londoner Zentrale des britischen Geheimdienstes ausführen. Als er frühzeitig entlassen wird, kommen Gerüchte auf, er hätte Geld unterschlagen. Noch während der Arbeit bei der Bankenabteilung fängt er an zu trinken und verwahrlost zunehmend.
Nach seiner Arbeit beim britischen Geheimdienst nimmt er mehrere Jobs an, unter anderem in einer Bibliothek, wo er die junge attraktive Elisabeth Gold, genannt Liz kennen lernt, welche Mitglied der Kommunistischen Partei ist. Zwischen ihnen entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Leamas verabschiedet sich von ihr, bevor er am nächsten Tag einen Ladenbesitzer niederschlägt. Daraufhin wird er verurteilt und kommt ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung scheint er völlig mittellos dazustehen, ein ideales Opfer für die Anwerbung durch den gegnerischen Geheimdienst.
Der Geheimdienst bringt ihn zunächst nach Holland, wo erste Verhöre stattfinden. Leamas erfährt, dass in England nach ihm gefahndet wird und dass sein Bild in allen Tageszeitungen ist. Eine Reaktion, mit der er nicht gerechnet hat, da sie nicht den Verabredungen mit seinem Chef entsprechen. Spätestens hier wird deutlich, dass der Verfall Leamas zum Spiel der Geheimdienste gehört.
Über West-Berlin gelangt Leamas in die DDR. Er wird dort zunächst von Fiedler verhört, dem Mann unter Mundt, der letzteren hasst. Leamas Auftrag ist es, Fiedler die Waffe gegen Mundt zu geben. Zunächst scheint Mundt den internen Kampf zu gewinnen, dann kommt es jedoch zum Prozess gegen ihn. Der Prozess dreht sich, als Liz als Zeugin auftritt. Sie wurde von Mundt geschickt in die DDR gelockt und weiß – vollkommen verwirrt – gar nicht, was sie sagen soll, um Leamas nicht zu gefährden. Ihre Aussage verstrickt Leamas in Widersprüche, der daraufhin – um sie und Fiedler zu schützen – aussagt, dass das ganze ein britisches Komplott gegen Mundt sei. Am Ende des Prozesses durchschaut er plötzlich „den ganzen grausigen Trick“. Liz erfährt nach dem Prozess von einer Aufseherin („Genossin Kommissar“), dass Leamas und „der Jude - Fiedler“ erschossen werden sollen.
Mundt befreit Liz und Leamas. Auf der Fahrt im Auto nach Berlin, wo sie über die Mauer flüchten sollen, erklärt Leamas Liz, dass Mundt wohl tatsächlich ein englischer Spion ist und durch die ganze Aktion rehabilitiert werden sollte. Auf der Flucht wird Liz an der Berliner Mauer erschossen. Auf der anderen Seite ruft Smiley, der das ganze geplant hat, nach Leamas. Statt in den Westen zu springen, klettert dieser wieder von der Mauer zurück zur toten Liz, woraufhin auch er erschossen wird.
[Bearbeiten] Interpretation
John le Carrés Kriminalroman über Spionage zu Zeiten des Kalten Kriegs von 1963 kommt ohne vereinfachendes Schwarz-Weiß-Denken aus: Leamas wird von seinem Chef geopfert, Mundt wird als schrecklicher Mensch dargestellt und Fiedler sympathisch geschildert. Leamas versucht Liz zu erklären, warum Mundt weiterleben kann, während Fiedler sterben muss: Für die Geheimdienste zählt nur das Ergebnis. Auch Fiedler kommt zu dem Schluss, dass die Unterschiede zwischen beiden Regimen nicht sehr groß seien, was die Arbeit und Motivation der Geheimdienste angeht. John le Carré zeichnet ein dunkles, grausames Bild von Geheimdiensten, die vor keinem Mittel zurückzuschrecken scheinen, um ihr Ziel zu erreichen.
[Bearbeiten] Verfilmung
1965 wurde der Roman verfilmt, adaptiert von Paul Dehn and Guy Trosper unter der Regie von Martin Ritt. Als Darsteller waren u. a. Richard Burton, Oskar Werner und Claire Bloom beteiligt. Der Film wurde bei den Academy Awards für den Oscar für den besten Hauptdarsteller (Richard Burton) und für die beste Regie nominiert.