Dihydrogenmonoxid
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Dihydrogenmonoxid | |
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Name | Dihydrogenmonoxid |
Andere Namen | u. a. Wasserstoffoxid, Wasser |
Summenformel | H2O |
CAS-Nummer | 7732-18-5 |
Kurzbeschreibung | transparente und nahezu farblose Flüssigkeit |
Dichte | 1 kg/dm³ |
Schmelzpunkt | 0 °C / 1013,25 hPa |
Siedepunkt | 100 °C / 1013,25 hPa |
Dihydrogenmonoxid oder DHMO ist ein wissenschaftlich klingender, chemisch korrekter, aber irreführender Name für Wasser (H2O). Es handelt sich bei diesem Wort um einen wissenschaftlichen Witz.
Der Begriff DHMO wurde mit der Absicht geprägt, Ängste vor Chemikalien und die davon verursachten Protestbewegungen zu karikieren. Der Scherz entstand aus der Beobachtung, dass bekannte negative Nebeneffekte chemischer Stoffe häufig im öffentlichen Diskurs als Argument instrumentalisiert und überhöht werden, um in wissenschaftlich unhaltbarer Schlussfolgerung das scheinbar notwendige Verbot zu folgern. Letztlich wird mit dem Scherz auch die Breitenwirkung der Umweltschutz- und Ökologiebewegung in Frage gestellt, bei der die breite Öffentlichkeit oft wenig über die eigentlichen Zusammenhänge einer Gefährdung weiß.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Ursprungsform
Eine der ersten dokumentierten DHMO-Warnungen sind Flugblätter, die 1989 auf dem Campus der Universität von Kalifornien in Santa Cruz zirkulierten. Dieser Scherz wurde 1994 aufgegriffen und in abgewandelter From im beginnenden World Wide Web mit einer Webseite aufbereitet, die schnell Verbreitung fand und in den folgenden Jahren auch in der Presse abgedruckt wurde. Diese ursprüngliche Form wurde später oft mit weiteren allgemein bekannten Eigenschaften des Wassers erweitert, die an sich eigentlich allgemein bekannt sind, aber in provozierender oder schockierender Weise aufbereitet werden.
“The dangers of dihydrogen monoxide include:
- Also called ‘hydroxyl acid’, the substance is a major component of acid rain;
- Contributes to soil erosion;
- Contributes to the greenhouse effect;
- Accelerates corrosion and breakdown of electrical equipment;
- Excessive ingestion may cause various unpleasant effects;
- Prolonged contact with its solid form results in severe tissue damage;
- Inhalation, even in small quantities, may cause death;
- Its gaseous form may cause severe burns;
- It has been found in the tumors of terminal cancer patients;
- Withdrawal by those addicted to the substance causes certain death within 168 hours;
Nevertheless, governments and corporations continue using it widely, heedless of its grave dangers.”
– Die Ursprungsform von 1994 (englisch)
„Die Gefährlichkeit von Dihydrogen-Monoxid beinhaltet,
Ungeachtet dieser schwerwiegenden Gefahren halten Regierung und Konzerne dennoch an dem verbreiteten Einsatz fest.“
- dass es auch bekannt ist als ‚Hydroxylsäure‘, dem Hauptbestandteil von saurem Regen;
- Es hat fördernden Einfluss auf die Bodenerosion;
- Es hat fördernden Einfluss auf den Treibhauseffekt;
- Es beschleunigt die Korrosion und den Ausfall elektrischer Einrichtungen;
- Übermäßige Einnahme führt zu verschiedenen unerwünschten Effekten;
- Längerer Kontakt mit seiner festen Variante bewirkt schwere Gewebeschäden;
- Einatmen, auch in kleinen Mengen, kann zum Tode führen;
- In seiner gasförmingen Variante kann es zu schweren Verbrennungen führen;
- Es wurde in den Tumoren sterbenskranker Krebspatienten entdeckt;
- Kalter Entzug von Süchtigen nach diesem Stoff zeigte tödliche Folgen innerhalb von 168 Stunden;
– Deutsche Übersetzung
Obwohl es hinlänglich bekannt ist, dass beim Erhitzen von Wasser mehr oder weniger heißer Dampf entweicht oder saurer Regen als Regen vor allem aus Wasser besteht, lassen sich manche Menschen durch solche Darstellungen von der vermeintlichen Gefährlichkeit des DHMO überzeugen. Deshalb führen Warnungen vor DHMO, die die Gefährlichkeit dieses Stoffes und seine hohe Verbreitung herausstellen, immer wieder dazu, dass uninformierte Personen sich Aufrufen zum Verbot von Wasser anschließen.
[Bearbeiten] Wissenschaftliche Terminologie
Die chemische Formel für Wasser lautet H2O, also bestehend aus zwei Wasserstoffatomen verbunden durch ein Sauerstoffatom. Die chemisch-wissenschaftliche Vorsilbe „Di“ bedeutet „zwei“, „Mono“ bedeutet „Eins“. In chemischen Stoffen mit Wasserstoff wird dieser mit seinem lateinischen Namen als Hydrogenium (Hydro=Wasser, -genium=-bildner; Wasserbildner) aufgeführt, während Oxide die Verbindung mit Sauerstoff infolge Oxidation bezeichnet, meist einer Korrosion bzw. Verbrennung am Sauerstoff der Luft (bei Wasserstoff: Knallgasreaktion). Die wissenschaftlich korrekte Wortschöpfung Di-Hydrogen-Mono-Oxid heißt also wörtlich Zwei-Wasserstoff-Ein-Sauerstoffverbindung.
Diese Bezeichnung ist wissenschaftlich eindeutig, allerdings würde sie nach chemischer Systematik so gar nicht eingesetzt, da die doppelte Bindung an hier Wasserstoff der Normalfall ist, womit die systematische Bezeichnung Hydrogenoxid bzw. Wasserstoffoxid schon hinreichend ist, ähnlich wie auch H2S schlicht Schwefelwasserstoff heißt, ohne auf das doppelte Auftreten des Wasserstoffs hinzuweisen. Ebenso wäre die Bezeichnung als Hydroxylsäure wie der einer Verbindung eines Wasserstoffatoms mit einer Hydroxyl-Gruppe wissenschaftlich niemals gängig. Dennoch haben Wassermoleküle wissenschaftlich einen Sonderstatus, da sie gewöhnlich nicht mit einem systematischen Namen sondern mit dem Trivialnamen „Wasser“ in der Literatur geführt werden, der sich allerdings weltweit in den verschiedenen Sprachen unterscheidet.
Das Konzept der Nennung als „Monoxid“ besitzt eine direkte Anspielung auf die bekannten Gefahren von Kohlenmonoxid, weshalb die Schreibung von DHMO meist nicht „Dihydrogenmonoxid“ lautet, sondern auf die Schreibung mit Bindestrich als „Dihydrogen-Monoxid“. Ebenso kann schon die Nennung als Oxid auf Stickoxide verweisen.
[Bearbeiten] Bekannte Kampagnen „gegen“ DHMO
Über die Jahre gab es einige sehr ernst geführte Kampagnen gegen DHMO, bei der die öffentliche Aufmerksamkeit teils erst spät als Scherz erkannt wurde.
- 1989 haben Eric Lechner, Lars Norpchen und Matthew Kaufman Flugblätter mit Warnungen vor der Verseuchung mit Dihydrogenmonoxid auf dem Campus der UC Santa Cruz Campus verbreitet.[1]. Die drei berichten, dass die Idee auf einem Artikel in der Lokalzeitung von Matthews Mutter basiert, dem Durand (Michigan) Express – wobei dort von „Hydrogen Hydroxid“ gesprochen wurde. Sie entwickelten daraus den Namen auf „-monoxid“, da es nach ihrer Meinung gefährlicher klang. Kurzerhand wurde ein Aushängeplakat auf einem Computer angefertigt und im örtlichen Copyshop vervielfältigt.
- 1994 hat Craig Jackson eine Webseite für die Coalition to Ban DHMO (Bürgerinitiative zum DHMO-Verbot) eingerichtet. Die Seite verbreitet sich im Internet und darüberhinaus, so wurde sie beispielsweise 1995 als scheinbare Werbung im Analog Magazine veröffentlicht.
- 1997 schaffte es Nathan Zohner, ein 14-jähriger Gymnasiast, in Idaho Falls (Idaho), 43 von 50 befragten Mitschülern für ein Verbot der Chemikalie stimmen zu lassen. Zohner erhielt für die Analyse dieser Befragung den ersten Preis im wissenschaftlichen Schülerwettbewerb des Kreises[2].
- 1997 richtete Tom Way die Seite DHMO.org der Dihydrogen Monoxide Research Division (DHMO Forschungsinstitut) ein, wobei er von Jacksons Webseite und Zohners Untersuchung inspiriert wurde. Er hält die Seite absichtlich ernst, um die Seite als Lehrmittel zum kritischem Denken und Umgang mit Informationen in der Informationsgesellschaft zu gebrauchen.
- Im März 2004 wurde in Aliso Viejo im Orange County (Kalifornien) beinahe der Einsatz von Schaumstoffverpackungen bei städtischen Veranstaltungen verboten, da DHMO dabei hauptsächlich zur Produktion eingesetzt wird. Es kam auf die Tagesordnung des Gemeinderates, da ein städtischer Justiziar den Begriff DHMO online im Netz gefunden hatte, aber nicht begriff, dass es sich um einen Scherz handelt. Der Tagesordnungspunkt konnte zwar noch rechtzeitig vor einer Abstimmung zurückgezogen werden, jedoch nicht ohne bereits der öffentlichen Reputation des Stadtrates geschadet zu haben.[2][3].
- 2006 hatte David Karem in Louisville (Kentucky) als leitender Direktor der Waterfront Development Corporation (städtische Anstalt zum Ufer- und Gewässerschutz), eine Idee, wie er die öffentlich zugänglichen Wasserfontainen der Stadt im Uferpark von Badenden freihalten kann, indem er „auf die mangelnde Verbreitung des Wissens zur chemischen Zusammensetzung von Wasser zählte“ – er ließ auf Rechnung der Stadt ein Schild mit der Aufschrift “DANGER — WATER CONTAINS HIGH LEVELS OF HYDROGEN — KEEP OUT” anbringen [4] („Achtung, Gefahr – Wasser enthält große Mengen an Hydrogenium – unbedingt fernhalten“).
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ http://www.matthew.at/dhm.pdf - Original des Posters, das an der UC Santa Cruz verbreitet wurde]
- ↑ a b Dihydrogen Monoxide in den Urban Legends Reference Pages, Zugriff 25. September 2006.
- ↑ Local officials nearly fall for H2O hoax, bei MSNBC 15. März 2004, Zugriff 25. September 2006.
- ↑ Water without hydrogen would warrant warning, Louisville Courier-Journal, 17. Juli 2006
[Bearbeiten] Siehe auch
- IUPAC Namensregeln der Chemie für Formeln von anorganischen Verbindungen
- Eigenschaften des Wassers
- Dihydrogentrioxid = H2O3