Echte Feige
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Echte Feige | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ficus carica | ||||||||||||
L. |
Die Echte Feige (Ficus carica) ist ein mittelgroßer Baum oder Strauch aus der Gattung der Feigen (Ficus).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Name
Das Artepitheton carica bedeutet „aus Karien“, einer antiken Landschaft in Kleinasien. Von hier kamen in der Antike getrocknete Feigen von ausgesuchter Qualität in Schachteln verpackt in den Handel.[1]
[Bearbeiten] Merkmale
Die Feige ist ein Strauch oder kleiner Baum mit einer Wuchshöhe von bis acht Metern. Sie ist sommergrün und laubwerfend. Die Krone ist bei alten Individuen sehr breit und ausladend, jedoch unregelmäßig und niedrig. Der Stamm ist oft knorrig, gedreht oder gebogen. Die Verzweigung beginnt schon in geringer Höhe. Die Rinde ist glatt, hellgrau.
Die Blätter sind rund 20 bis 30 Zentimeter lang und fast ebenso breit und stehen wechselständig an den Zweigen. Sie sind fest und ledrig-steif. Sie sind handförmig in drei bis fünf Lappen geteilt. Die Oberseite ist dunkelgrün und rauhhaarig, die Unterseite ist heller und nur auf den Blattnerven deutlich behaart. Der Blattstiel ist fünf bis acht Zentimeter lang.
[Bearbeiten] Befruchtung
Die Befruchtung erfolgt durch eine ungewöhnlich komplexe Symbiose zwischen den beiden Varietäten von Ficus carica, nämlich der Ess- oder Haus-Feige (var. domestica) und der Bocks-Feige (var. caprificus) sowie der zwei bis drei Millimeter großen Feigenwespe (Blastophaga psenes). Während die Bocks-Feige männliche und weibliche Blüten besitzt, hat die Ess-Feige nur weibliche, die mithilfe der Feigenwespen durch die Pollen der Bocks-Feige bestäubt werden müssen. Die Larven der Feigenwespen entwickeln sich in den weiblichen Blüten der Bocks-Feige. Dabei wird der Fruchtknoten zerstört und entartet zu einer knotigen Galle. Wenn die Wespen schlüpfen, sind die männlichen Blüten reif, und beim Verlassen des Fruchtstands durch den Kanal nehmen die Wespen die Pollen mit. Zur Eiablage suchen die Wespen Feigen beider Varietäten auf, wobei sie die Blüten bestäuben. Legen sie ihre Eier in nicht zu Gallen veränderten weiblichen Blüten der Bocks-Feige ab, entwickelt sich dort die nächste Generation von Wespen. Geraten sie in die Blüten der Ess-Feige, ist die Eiablage wegen deren Blütenform nicht möglich, wohl aber die Bestäubung, und die weiblichen Feigenwespen sterben im Inneren der Blüten, die sich nun zu Früchten mit den charakteristischen kleinen Samen entwickeln.[2]
[Bearbeiten] Früchte
Bei der "Frucht" handelt es sich in Wirklichkeit um den Fruchtstand, der aus einer fleischigen, krugartig nach innen gewölbten Blütenstandsachse mit hunderten von kleinen, im Inneren liegenden schlauchförmigen Blüten bzw. Steinfrüchten besteht, die über einen engen Kanal an der Spitze eine Verbindung nach außen besitzen. Die reife Scheinfrucht der Echten Feige hat eine kugelige bis birnenförmige Gestalt, je nach Sorte ein grünes bis dunkelviolettes Äußeres und ein rötliches, aus den Früchten bestehendes Inneres. Die Schalendicke variiert ebenfalls nach Sorte: Aus dem Hauptanbaugebiet Türkei sind die dortigen Feigen eher dünnschalig, in Griechenland eher dickschalig.
[Bearbeiten] Verbreitung
Die Heimat der Echten Feige wird in Südwestasien vermutet, jedoch wird die Art seit der Antike im gesamten Mittelmeerraum kultiviert, wo sie auch vielfach verwildert ist.
In wintermilden Regionen kann sie auch weitab ihrer Heimat gedeihen, so gibt es Exemplare etwa auf den dänischen Ostseeinseln und in Südengland.[3]
Nördlich der Alpen, beispielsweise in den Schweizer Gemeinden Sisikon, Weggis oder Gersau, können Feigenbäume in Gegenden mit Weinbauklima an gut geschützten Stellen, wie etwa an Hauswänden und in hellen Innenhöfen, gedeihen und fruchten. Neue Züchtungen sind auch frosthart bis unter minus 20 Grad Celsius. In Deutschland gedeiht die Echte Feige vor allem im Weinbaugebiet Pfalz an der Deutschen Weinstraße, auch im Dresdner Elbtal ist sie vertreten.
[Bearbeiten] Nutzung als Lebensmittel
Erntemengen 2005 (in Tonnen) | |
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Land | Ernte |
Türkei | 280.000 |
Iran | 90.000 |
Griechenland | 80.700 |
Algerien | 63.000 |
Marokko | 60.000 |
Syrien | 43.300 |
USA | 43.000 |
Spanien | 38.000 |
Brasilien | 25.000 |
Quelle: FAO[4] |
Feigen sind reich an Vitamin B1, Kalium, Magnesium, Phosphor und Eisen. Sie sind eine gute Quelle für Carotin und die Vitamine der B-Gruppe und enthalten etwa 15 % Zucker. Sie lassen sich durch Trocknung konservieren, wobei der Zuckeranteil auf 60 % ansteigt. Sie haben eine leicht abführende Wirkung.
Für die landwirtschaftliche Nutzung der Echten Feige werden, um die Befruchtung zu ermöglichen, traditionell einige Bocks-Feigen zwischen die Ess-Feigen gesetzt. Inzwischen sind allerdings auch Sorten gezüchtet worden, die parthenogenetisch, also ohne Bestäubung, reifen.
[Bearbeiten] Domestikation
Die Domestizierung der Feige setzte schon sehr früh ein und ist höchstwahrscheinlich sogar älter als der Ackerbau. In einem etwa 11.400 Jahre alten Haus bei Jericho wurden Überreste von bereits nicht mehr der Wildform entsprechenden Feigen gefunden.[5] Alle antiken Hochkulturen des mesopotamischen sowie des Mittelmeerraumes kennen die Feige. Beispielsweise bauten die Assyrer sie schon 3000 v. Chr. in ihren Gärten an. In Griechenland wurde sie 700 v. Chr. eingeführt und verbreitete sich von dort aus im gesamten übrigen Mittelmeerraum.
Feigen waren früh ein wichtiger Bestandteil der Ernährung in Mesopotamien, Palästina, Ägypten und Griechenland. Der römische Koch Apicius soll seine Schweine mit syrischen Feigen gefüttert haben, um das Fleisch zur Vollendung zu bringen. In Rom waren Feigen bei allen Bevölkerungsschichten sehr beliebt. Plinius berichtet, in getrocknetem Zustand dienten sie den gleichen Zwecken wie Brot und vergleichbare Nahrungsmittel; nach Columella stellten Dörräpfel und -birnen, doch vor allem Feigen die wichtigsten Wintervorräte der Landbevölkerung dar.
[Bearbeiten] Bedeutung, Literatur und Mythos
[Bearbeiten] Bibel
Die Feige ist die erste namentlich erwähnte Pflanze in der Bibel, und auch die einzige namentlich erwähnte des Paradieses: Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz (Genesis 3,7). Der Baum der Erkenntnis wird zwar nicht namentlich erwähnt, unter anderen Pflanzen wird jedoch die Feige als Kandidat gehandelt. Die Feige ist auch der klassische Fruchtbaum der Bibel, wird sie doch 38 mal erwähnt gegenüber vier Erwähnungen des Apfels.[6]
Der unfruchtbare Feigenbaum, den Jesus in Jerusalem verflucht (Matthäus 21,19), ist das Symbol für das Volk Gottes, das den Glauben verweigert.
Neben Holunder und Flieder, bei denen dies technisch schwer möglich ist, wird in der nachbiblischen Überlieferung auch der Feigenbaum als der Baum genannt, an dem Judas sich erhängt hat. Der Pilger von Piacenza nannte 560 seinen Standort rechts vor dem Osttor Jerusalems, zu anderen Zeiten stand der Baum an anderen Orten.
Auch in der Literatur wurden die Früchte des Feigenbaumes verwendet: So berichtet z.B. Wilhelm Hauff in seinem Märchen Der kleine Muck von Feigen von einem verzauberten Baum, deren Verzehr zum Wachsen von Eselsohren beim Menschen führen soll.
[Bearbeiten] Bedeutung als Symbol
Wegen ihres großen Wertes als Lebensmittel erlangte die Feige auch symbolische Bedeutung für Wohlstand und Fruchtbarkeit. In der christlichen Kunst steht der Feigenbaum für den "Baum der Erkenntnis".
Das Feigenblatt dient in der Geschichte vom Sündenfall Adam und Eva nach dem Sündenfall geflochten zur Bedeckung ihrer Blöße. (1. Mose 3, 7). Daher dient der Begriff „Feigenblatt“ als bildlicher Ausdruck für eine schamhafte Verhüllung.
Der verdorrte Feigenbaum steht hingegen für die Synagoge oder häretische Kirchen.
Man glaubte auch, dass man sich durch das Tragen von Feigen vor dem Bösen Blick schützen könne.
[Bearbeiten] Zitate
Und sie werden sitzen, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken. Denn der Mund Jehovas der Heerscharen hat geredet. (aus der Bibel im Buch Micha 4,4 - zitiert nach der Elberfelder Bibel)
Adam und Eva, mit und ohne Feigenblatt, (Fresko T. Masaccio, 1426-27) |
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Literatur
- Alexander Demandt: Über allen Wipfeln. Der Baum in der Kulturgeschichte. Albatros, Düsseldorf 2005. ISBN 3-491-96140-8
- Bruno P. Kremer: Bäume. Heimische und eingeführte Arten Europas. Mosaik Verlag, München 1984, S. 154f. ISBN 3-570-01188-7
- Doris Laudert: Mythos Baum. Geschichte, Brauchtum. 40 Porträits. blv, München 2004, S. 217-223. ISBN 3-405-16640-3
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage, Birkhäuser, Basel 1996, S. 128. (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7)
- ↑ Richard Dawkins: Gipfel des Unwahrscheinlichen. Rowohlt, Reinbeck 2001. ISBN 978-3499609329
- ↑ Bruno P. Kremer 1984, S. 154
- ↑ Statistik der FAO 2007 [1]
- ↑ http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/265996.html
- ↑ Demandt 2002, S. 21.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Echte Feige – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Bestäubungsmechanismus im Detail
- Pflanzenbeschreibung Ficus carica
- www.wissenschaft.de: Am Anfang war die Feige - Die ersten kultivierten Pflanzen der Menschheitsgeschichte waren wahrscheinlich Feigenbäume
- www.gartenakademie.rlp.de Mehrere (gartenbauliche) Artikel zu Ficus carica