Elise Polko

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Elise Polko (* 13. Januar 1822 in Wackerbarths Ruh/ Radebeul; † 15. Mai 1899 in München) war eine deutsche Dichterin und Sängerin.

Elise Polkow war das erste Kind des Rektors Dr. Karl Vogel, der von 1824 bis 1832 in Krefeld die „Höhere Stadtschule“ (später Realgymnasium) leitete, verbrachte also ihre Jugend in der Seidenstadt. Nach 1832 zog die Familie nach Leipzig. Ihr Bruder Eduard Vogel, das fünfte in Krefeld geborene Kind der Familie Vogel, wurde ein berühmter Astronom und Afrikaforscher, der 1856 im Sultanat Wadei, östlich vom Tschadsee, auf Befehl des Herrschers hingerichtet wurde. Elise Polko heiratete später einen Beamten, zuletzt Eisenbahndirektor bei der Köln-Mindener Eisenbahn, und verzog nach Minden in Westfalen.

Elise Polko gehörte zum Freundeskreis von Felix Mendelssohn Bartholdy; im Hause von Mendelssohns Schwester Fanny Hensel fand sie Aufnahme. Dieser Runde gehörten auch Jenny Lind, Wilhelmine Schröder-Devrient und Rahel Varnhagen von Ense an. Polkos Stimme und ihre Begabung weckten das Interesse Mendelssohns. Auf seinen Rat ließ sie sich zur Sängerin ausbilden. Auch als Opernsängerin hat sie sich erfolgreich versucht; ihr Gesangsstudium vervollständigte sie in Paris. Ihr Plan zur Bühne zu gehen wurde durch veränderte Familienverhältnisse verhindert. Sie verheiratete sich 1849 mit dem Ingenieur Polko, einem Eisenbahnbeamten im höheren Dienst. Sie verzichtete auf die Bühnenlaufbahn als Sängerin und widmete sich von nun an der Schriftstellerei. Mit ihrem Mann lebte sie in Duisburg, lange Jahre in Minden, ab 1877 in Wetzlar und 1880 in (Köln-)Deutz. Kurz nach dem Tode ihres unheilbar erkrankten Sohnes starb auch ihr Mann unter Hinterlassung von Schulden im Februar 1887. Nach seinem Tod geriet sie in große finanzielle Schwierigkeiten, da ihr Gatte es versäumt hatte, sie bei der Verstaatlichung der Eisenbahngesellschaft mit in die Rentenversicherung aufnehmen zu lassen. Sie bezog eine kleine Rente auf dem Gnadenwege, verdiente sich ihren Lebensunterhalt mit ihrer Schriftstellerei sowie durch Aufnahme meist älterer Pensionärinnen, darunter zeitweise auch eine junge Tochter des Dichters Theodor Storm, und gab Gesangs(?)-Unterricht. Nach dem Tod ihres Mannes lebte sie in Hannover, das sie aus Gesundheitsgründen wieder verlassen musste, dann in Wiesbaden, von wo sie aus Kostengründen nach Frankfurt wechselte. Zuletzt lebte sie in München.

Ihre meisten Arbeiten entstanden in Minden. Ihre Themen fand sie im Reich der Musik. Ihre bekanntesten Werke sind die Romane „Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdi", „Faustina Hasse", „Nicolo Paganini und die Geigenbauer" sowie „Musikalische Märchen, Phantasien und Skizzen" in drei Bänden, ein Werk, das 25 Auflagen erlebte. Die drei Bände „Musikalische Märchen" erzählen aus Vergangenheit und Gegenwart Geschichten aus dem Musikleben vergangener Jahrhunderte. Es sind Erinnerungen an berühmte Musiker. In der Erzählung „Ein Doppelstern am Kunsthimmel" spielen Clara und Robert Schumann die Hauptrolle. Und in „Porpoto in Dresden 1744" werden die Leser an den Hof Friedrichs August II., den Sohn Augusts des Starken, geführt.

Diese Geschichten, die hauptsächlich um Musiker und ihre Werke kreisten, wurden vor allem von Frauen damals gern gelesen. Heute sind diese Bücher unbekannt und bestenfalls in Antiquariaten zu haben. Trotzdem lebte Elise Polko in recht bescheidenen, finanziell sehr beengten Verhältnissen, weil sie ihre Familie nach dem Tod des Vaters unterstützen musste. Wie aus archivierten Schreiben hervorgeht, schrieb sie pausenlos, um Darlehen abzubezahlen.

In einem Brief an die bekannte Krefelder Wohltäterin Marianne Rhodius beklagte sie sich: „Bei der Beliebtheit meiner Feder und der Leichtigkeit, mit der ich arbeite, hätte ich als englische oder französische Schriftstellerin die erwähnten teuren Verpflichtungen ohne große Anstrengungen zu erfüllen vermocht, aber das Honorar der deutschen Schriftsteller ist ja eben ein so geringes im Vergleich zu jenen, - und so muss ich mich denn redlich quälen und fast alle jene Arbeiten, verehrte Frau, an denen sich so manches Herz erfreut, tragen das geheime Motto‚ in doloribus pinxit‘ (in Schmerzen gemalt).“ Elise Polko wurde als Schriftstellerin auch nicht annähernd ihrem Wert entsprechend entlohnt, sie hatte zudem gelegentlich auch noch ausgesprochenes Pech bei der Wahl ihrer Verlage, die bankrott gingen, so dass sie ihre Bücher zurückkaufen musste, wie sie selbst an Marianne Rhodius schrieb.

Marianne Rhodius, die nach ihrem Tode der Stadt Krefeld neben zahlreichen Legaten 1,8 Millionen Mark stiftete, half auch der Schriftstellerin Polko mit Geldgeschenken und Darlehen.

Eine ausführliche Bibliographie von Elise Polkos Werken, Aufsätzen und Erzählungen gibt es im Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren. Weiteres Material findet sich im Krefelder Stadtarchiv.

[Bearbeiten] Weblinks

• Literatur von und über Elise Polko im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Personendaten
NAME	Polko, Elise
KURZBESCHREIBUNG	deutsche Dichterin und Sängerin
GEBURTSDATUM	13. Januar 1822
GEBURTSORT	Wackerbarths Ruhe bei Radebeul
STERBEDATUM	15. Mai 1899
STERBEORT	München