Europäisches Eichhörnchen
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Europäisches Eichhörnchen | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sciurus vulgaris | ||||||||||||
Linnaeus 1758 |
Das Europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), auch Eichkätzchen, Eichkater oder niederdeutsch Katteker, ist ein Säugetier aus der Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Es gehört zur Familie der Hörnchen (Sciuridae).
Inhaltsverzeichnis |
Merkmale
Das Fell des Europäischen Eichhörnchens variiert von hellrot bis zu braunschwarz. Die Bauchseite dieses Tieres ist weiß. Das Europäische Eichhörnchen hat Haarbüschel, sogenannte Pinsel, an den spitzen Ohren, die im Winter sehr auffällig sind, da dann das Fell dichter und länger wird. Der buschige Schwanz dient beim Klettern und Springen als Balanciermittel und Steuerruder sowie bei der Balz als optisches Signal.
Es hat ein Gewicht von etwa 200 bis 400 Gramm. Die Körper- und Schwanzlänge betragen jeweils 15 bis 20 Zentimeter. Somit kann das Eichhörnchen bis zu 40 Zentimeter lang werden.
Lebensraum und Verbreitung
Man trifft sie in Wäldern aller Art Europas, sie bevorzugen jedoch Wälder mit alten Mischbaumbeständen. Das Verbreitungsgebiet umfasst ganz Europa vom Polarkreis bis zur Mittelmeerküste sowie Nord- und Ostasien bis nach Korea und in den Norden Chinas.
Während das europäische Eichhörnchen in Mitteleuropa sehr häufig anzutreffen ist, steht es um diese Art in jenen Ländern anders, in die das nordamerikanische Grauhörnchen eingeführt wurde. So ist es im Süden von England nahezu verdrängt worden, nachdem sich das Grauhörnchen während des 20. Jahrhunderts rasant über die Insel ausgebreitet hatte. Nur noch im Norden Englands trifft man es regelmäßig. Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) wiegt bis zu 700g und ist somit fast doppelt so schwer wie die europäischen Eichhörnchen, was es widerstandsfähiger macht. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich in Italien ab, wobei eine Überschreitung der Alpen in den nächsten Jahrzehnten erwartet wird.
Lebensweise
Das Europäische Eichhörnchen hat eine einzelgängerische Lebensweise. Nur durch das reichhaltige Futterangebot in Parks verliert es seine Abneigung gegenüber seinen Artgenossen. Im Gewirr der Zweige und Äste benutzen sie regelrechte, nur für sie erkennbare Straßen, die sie zuvor mit Duftmarken gekennzeichnet haben.
Da sich in ihrem Fell gerne diverse Parasiten einfinden, betreiben sie häufig eine ausgedehnte Fellpflege. Auch zu diesem Zweck ist bei den Eichhörnchen eine Art Staub- und Grasbad beliebt. Dazu dienen ihnen kleine Ansammlungen von vertrockneten Gräsern, Moosen und Flechten in staubigen Mulden oder abgestorbenen Baumstümpfen.
Europäische Eichhörnchen sind lebhaft, tagaktiv und können sechs bis sieben Jahre in der Wildnis bzw. zwölf Jahre in Gefangenschaft leben. Meistens sterben sie aber wohl vor dem vierten Lebensjahr.
Nahrung
Zumeist suchen Eichhörnchen in Baumwipfeln ihre Nahrung. Sie besteht aus Nüssen, Baumsamen, Beeren, Rinden, Knospen, Insekten, Vogeleiern und Vogelnestlingen sowie im Spätsommer aus Pilzen am Waldboden. Ihre Hauptnahrungssuche findet vor allem in den frühen Morgen- und Abendstunden statt. Zum Zernagen von vorher an den Zweigspitzen abgebissenen Fichtenzapfen suchen sie gern Baumstümpfe von abgesägten Bäumen auf, da sie dort für diese Geschicklichkeitsaufgabe zum Verspeisen der von ihnen begehrten kleinen Samenkörner einen gegenüber schwankenden Ästen viel standsichereren Ort finden. Diese Nahrungsaufnahmeorte der Eichhörnchen sind leicht an den typischen Nahrungsresten wie den abgenagten Fichtenzapfenspindeln und den verstreuten Deckschuppen zu erkennen. Da sie in ihrem Bau keine Vorratskammern anlegen, vergraben Eichhörnchen im Herbst Nahrung entweder im Boden, oft in der Nähe von Baumwurzeln, oder verstauen sie in Rindenspalten oder Astgabeln als Wintervorrat. Der Geruchssinn hilft, diese Wintervorräte wiederzufinden, die nach keinem planmäßigen Schema versteckt wurden. Manchmal steigen Eichhörnchen in Garagen und Schuppen ein, um dort nach Nahrung zu suchen.
Nester
Das Eichhörnchen baut sich in den Baumkronen aus Ästen und Zweigen mehrere rundliche, stabile Nester, so genannte „Kobel“ (ca. 50 cm Außendurchmesser, ca. 20 cm lichte Weite, innen); ein Hauptnest und mehrere Ausweichnester zum Schutz und zur Nahrungsaufnahme (Schattenkobel). Diese Nester werden mit Moos und Gras weich ausgepolstert. Die Eingänge zeigen meist nach unten. Eichhörnchen nutzen aber auch gerne Baumhöhlen und unbenutzte Dachböden.
Das Europäische Eichhörnchen hält nur eine Winterruhe, nicht wie andere Tiere Winterschlaf. Deshalb verlassen sie ihre Nester in dieser Zeit nur gelegentlich zur Nahrungssuche und man sieht sie dann oft am Boden, wo sie auch versuchen, ihre im Herbst versteckte Nahrung wiederzufinden. Bei Sturm und starkem Schneefall sowie bei nasskaltem Wetter verlassen sie ihr Nest nur bei großem Hunger. Sie können aber mehrere Tage ohne Nahrung ausharren.
Fortpflanzung
Das Europäische Eichhörnchen ist nach dem ersten Lebensjahr geschlechtsreif. Ihre Paarungszeit ist im ausgehenden Winter (Frühjahr), wobei das Männchen das Weibchen oftmals viele Tage kreuz und quer durch deren Gebiet jagt (Balz). Noch vor der Geburt vertreibt das Weibchen alle Männchen vom Nest. Ihre Tragzeit beträgt 38 Tage. Somit wirft das Weibchen zum ersten Mal im Frühjahr. Im Jahr wirft das Europäische Eichhörnchen ein- bis dreimal 2 bis 5 Junge.
Die Jungen kommen in Kobeln oder umgebauten Elsternestern zur Welt. Sie sind bei der Geburt nackt und blind (Nesthocker) und haben ein Gewicht von etwa 8,5 Gramm. Den jungen Eichhörnchen wächst nach ca. 15 Tagen der erste Haarflaum. Erst nach ca. vier Wochen öffnen sie die Augen und es wachsen die ersten Nagezähne. Sie sind insgesamt neun Wochen unter der Obhut ihrer Mutter. Danach verlassen sie zum ersten Mal selbstständig ihr Nest. Bei Gefahr reagieren die Mütter sehr schnell und tragen ihre Jungen im Maul in einen Ausweichkobel. Auf den ersten gemeinsamen Ausflügen mit der Mutter verständigen sie sich untereinander mit Quieklauten unterschiedlichster Lautstärke, wenn sie sich aus den Augen verlieren. Etwa 80 Prozent der Jungtiere überleben das erste Jahr nicht.
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Feinden des europäischen Eichhörnchens zählen vor allem Greifvögel wie der Habicht und der Baummarder. Der Baummarder ist im Gegensatz zum Hörnchen ein nachtaktives Tier, so dass viele Eichhörnchen im Schlaf "überrascht" werden. Weitere Feinde sind Haus- und Wildkatzen, Wiesel, Luchs und Krähen. Vögeln entkommen die Eichhörnchen gut, indem sie in kreisenden Bewegungen um einen Baumstamm herumlaufen.
Mensch und Eichhörnchen
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In der Antike glaubte man, dass sich Eichhörnchen mit ihrem gewaltigen Schwanz selber Schatten geben könnten, daher ihr griechischer (in die wissenschaftliche Artbezeichnung eingegangener) Name σκιοῦρος (neugr. σκιουράκι Skiuros/Skiouraki = Schattenschwanz)[1] [2]
Die Pelze von Eichhörnchen werden auch zur Herstellung von Kleidungsstücken benutzt. Solche Pelze werden als Feh, Blacktail, Sobalsky, Telentka oder Teleutka bezeichnet. Rund 110 von ihnen sind für einen Pelzmantel nötig. Die Jagd auf Eichhörnchen zu Zwecken der Pelzgewinnung findet heute nur noch in Russland statt.
Eichhörnchen sind in der Anlage 1 aufgeführt und gelten in Deutschland gemäß der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) als besonders geschützte Tierart. In §41 ist geregelt, dass man ihnen weder nachstellen, noch sie fangen, verletzen, töten, noch ihre Entwicklungsformen, Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtstätten der Natur entnehmen, beschädigen oder zerstören darf.
Weblinks
Commons: Sciurus vulgaris – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Eichhörnchen Schutz Aktionsgemeinschaft mit umfangreichen Informationen über das Eichhörnchen
- Informationen zur Haltung von Eichhörnchen
- Sciurus vulgaris in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Gippoliti, 2002. Version vom 11. Mai 2006