Evangelisch-Sozialer Kongress
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Der Evangelisch-Soziale Kongress (ESK) ist eine am 28. Mai 1890 von Theologen, Volkswirtschaftlern, Politikern, Juristen und anderen gegründete Vereinigung, die auf ihren jährlich stattfindenden Tagungen soziale Probleme vom Standpunkt der protestantischen Ethik aus erörtert.
Die Gründung des ESK fiel in das Jahr des Ablaufs des Sozialistengesetzes und des Rücktritts Otto von Bismarcks. Bedeutende Gründungsmitglieder und Initiatoren waren unter anderem Adolf Stoecker und Adolf von Harnack. So war der ESK zunächst auch geprägt von Stoeckers patriarchalischer Ablehnung der sozialistischen Bewegung und gegründet zur Eindämmung des wachsenden Einflusses der Sozialdemokratie. Auf seiner zweiten Tagung im Mai 1891 stellte der ESK sich in seinen Satzungen die Aufgabe "die sozialen Zustände unseres Volkes vorurteilslos zu untersuchen, sie an dem Maßstabe der sittlichen und religiösen Forderungen des Evangeliums zu messen und diese selbst für das heutige Wirtschaftsleben fruchtbar zu machen".
In den Anfangsjahren kam es insbesondere auch auf der Tagung 1894 in Frankfurt am Main zu Krisen des ESK aufgrund der sehr heterogenen Zusammensetzung und unterschiedlichen Zielen seiner Mitglieder. Dies führte 1896 zum Austritt Stoeckers und seiner Anhänger, die im folgenden Jahr eine eigene "kirchlich-soziale Konferenz" gründeten. Ebenfalls im Jahr 1896 sagte sich die Evangelische Arbeitervereinigungsbewegung vom ESK los.
Im Jahr 1933 hatte der Evangelisch-Soziale Kongress über 1000 Mitglieder.
Er gab die Druckschriften Evangelisch-Sozial (1904-1922 und 1924-1941) und Soziale Korrespondenz (seit 1927) heraus.
In der Zeit des Nationalsozialismus verlor der ESK an Bedeutung, obwohl er formal eigenständig blieb. Im Kirchenkampf verhielt er sich neutral. Nach 1945 gelang es nicht, die Arbeit des ESK wiederzubeleben bzw. fortzuführen.
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[Bearbeiten] Zitate
"Christlich-sozial ist Unsinn" (Kaiser Wilhelm II. am 28. Februar 1896 in einem Telegramm an den Geheimen Rat Hinzpeter).
" Der Kongreß ist mit dem Ausscheiden Stöckers und mit dem Abrücken von den Konservativen immer mehr zu einer Aufrollung aller theoretisch und praktisch bedeutsamen Grundfragen der Ethik des Luthertums geworden, was sich auch darin kundgibt, daß seine Leitung in die Hand des Führers der forschrittlichen protestantischen Theologie, Adolf Harnacks, übergegangen ist. Die aus den Protokollen zu verfolgende Gedankenentwicklung des freien, allmählich der Ethik mehr als der Dogmatik zugewandten Protestantismus ist überaus lehrreich und anziehend. Nur handelt es sich hier erst um die ersten Anfänge einer Neustellung der Probleme, hinter der die wissenschaftliche Ethik des modernen Protestantismus sehr zögernd einhergeht und die mit ihrem Ernst nur sehr kleine Kreise wirklich bewegt. Allein wo hat man heute überhaupt eine wirklich tiefgreifende Sozialethik?" (Ernst Troeltsch, Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen, Bd. 2, Tübingen 1912, Neudruck Tübingen 1994, S. 593, Fußn. 294)
[Bearbeiten] Präsidenten des Evangelisch-Sozialen Kongresses
- M. Nobbe, 1890-
- Adolf von Harnack, 1902-1912
- O. Baumgarten, 1912-1925
- Walter Simons, 1925-1933
- J. Herz, 1933-
[Bearbeiten] Generalsekretäre des Evangelisch-Sozialen Kongresses
- P. Göhre, 1890-
- Völter, 1895-1898
- P. Rohrbach, 1898-1902
- W. Schneemelcher, 1902-
- J. Herz, 1923-
[Bearbeiten] Literatur
Sebastian Kranich: Die Sächsische Evangelisch-Soziale Vereinigung. Von der Gründung 1903 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914. Eine historisch-systematische Studie, Gütersloh 2006 (Religiöse Kulturen der Moderne, Bd. 13) - Zur wichtigsten Regionalorganisation des Kongresses, mit umfassendem Literaturbericht zum ESK.
- Klaus Erich Pollmann: Evangelisch-sozialer Kongreß. In: Theologische Realenzyklopädie 10 (1982), S. 645-650 (mit weiterführender Lit.)