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Franz Nuscheler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Franz Nuscheler (* 11. April 1938 in Bad Wörishofen) ist ein deutscher Politologe. Er war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003 Professor für Internationale und Vergleichende Politik an der Universität Duisburg-Essen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

  • Studium von Politikwissenschaft, Geschichte und Öffentlichem Recht in Heidelberg
  • Dissertation (1967) bei Prof. Dolf Sternberger über "Walter Bagehot und die englische Verfassungstheorie"
  • 1969-1972 wissenschaftlicher Assistent an der Universität Hamburg
  • 1972-1974 wissenschaftlicher Oberrat ebenda
  • 1972/73 Sprecher des Sonderforschungsbereiches 14 (Lateinamerika)
  • 1974 Ruf auf den Lehrstuhl für Internationale und Vergleichende Politik an der Gerhard-Mercator-Universität Gesamthochschule Duisburg
  • von 1990 bis Mai 2006 Direktor des Instituts für Entwicklung und Frieden.

[Bearbeiten] Forschungsschwerpunkte

Zeit seiner Forschungsarbeit hat Franz Nuscheler globale Fragen ins Zentrum seiner gesamten wissenschaftlichen Arbeit gestellt. Dabei hat er sich als Wissenschaftler stets für normativ anspruchsvolle globale Politik eingesetzt. Eckpunkte seiner Arbeit sind unter anderem:

  • Menschenrechte und Demokratie
  • Entwicklung und Frieden
  • Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen
  • kooperative Handlungsansätze in einer multipolaren Weltordnung
  • Internationale Migration
  • Global Governance zur politischen Gestaltung der Globalisierung

Aber ihm geht es weniger um eine Soziologie der internationalen Beziehungen als um das ordnungspolitische Ziel einer sozialökologischen Marktwirtschaft auf Weltebene, die den Armen faire Entwicklungschancen einräumt. Zitat: „Die Armutsbekämpfung muss deshalb aus der Ecke einer Armen– und Mitleidspolitik herausgeholt und als Gebot der polit. Vernunft und des aufgeklärten Eigeninteresses begriffen werden. Und sie muss in die Architektur einer Weltsozialordnung eingebunden werden.“ (2001,9). Außerdem wollte Nuscheler nicht nur für einen kleinen akademischen Kreis schreiben sondern einen größeren Kreis von entwicklungspolitisch Interessierten erreichen (BSP. Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik von 1985 oder das Jugendbuch "Nirgendwo Zuhause").

[Bearbeiten] Global Governance

Die Frage, wie Weltprobleme unter Globalisierungsbedingungen lösbar werden können, hat ihn besonders die letzten Jahre beschäftigt und ihn zu "global governance" geführt. Mit Global Governance (im folgenden GG) bezeichnet man ein Konzept, mit dem auf die Frage der politischen Beherrschbarkeit von Weltproblemen und der Globalisierungstendenzen zu antworten versucht wird. Die Notwendigkeit der Lösung von Weltproblemen im Zuge der fortschreitenden Globalisierung fordert eine Globalisierung der Politik, da Verfahren und Instrumente der nationalstaatlichen Macht- und Interessenpolitik nicht mehr den Anforderungen genügen, diese Vielzahl von Problemen zu lösen. GG bezeichnet nun die neuen Ordnungsstrukturen dieser neuen globalisierten Politik. Der Begriff GG erschien in der wissenschaftlichen Diskussion zum ersten Mal in einem 1995 vorgelegten Bericht "Nachbarn in Einer Welt" der Commission of Global Governance. Kernaussagen des GG-Konzepts, das inzwischen in der internationalen Diskussion heftig umstritten ist, sind nach Messner und Nuscheler:

  • "Global Governance" heißt nicht "Global Government", also Weltstaat oder Weltregierung.
  • GG beruht auf verschiedenen Formen und Ebenen der internationalen Koordination und Kooperation und kollektiven Entscheidungsbildungen. Internationale Organisationen übernehmen die Koordination und die jeweiligen, vertraglich an die Organisation gebundenen, Nationalstaaten übersetzen den Willen zur Kooperation in verbindliche Regelwerke.
  • Geteilte Souveränitäten bewirken einen Zugewinn an gemeinsamer Handlungs- und Problemlösungsfähigkeit => Souveränitätsverlust.
  • GG fordert ein Zusammenwirken von staatlichen- und nichtstaatlichen Akteuren von der globalen bis zur lokalen Ebene. Horizontale und vertikale Verschränkungen der Ökonomie und Zivilgesellschaft sollen diesen Prozess fördern.
  • Hauptakteure der internationalen Politik bleiben die Nationalstaaten, die die jeweiligen Interessen von Ökonomie, NGO's und der Zivilgesellschaft auf ihrem Territorium bündeln und somit die tragenden Pfeiler der GG-Architektur bilden.

Fazit: Global Governance versucht, Antworten auf die Frage zu liefern, wie die Welt noch regiert werden kann.

[Bearbeiten] Forschungsprojekte

  • Elemente der Global Governance-Architektur (Zusammen mit: Tobias Debiel)
  • Entwicklungspolitik unter Bedingungen der Globalisierung
  • Globale Trends (Zusammen mit: Tobias Debiel)
  • Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) (Zusammen mit: Thomas Fues)

[Bearbeiten] Beteiligungen an Ausschüssen und Kommissionen

  • Sachverständiges Mitglied in der Enquete-Kommission "Globalisierung der Weltwirtschaft"
  • Bis Ende 2004 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung "Globale Umweltveränderung" (WBGU)
  • Mitglied in den Wissenschaftlichen Beiräten des Goethe-Instituts, des Deutschen Übersee-Instituts, der Otto-Benecke-Stiftung und des Österreichischen Außenministeriums
  • Stellvertretender Vorstitzender der Stiftung Entwicklung und Frieden
  • Auswahlkommission der Alexander von Humboldt-Stiftung (Georg-Froster-Programm)
  • Forschungskommission der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN)
  • Rat für Migration
  • Mitglied der Evaluierungsteams beim Bonner ZEF (Zentrum für Entwicklungsforschung)
  • Expertenkommission "Transformation" bei der Bertelsmann-Stiftung

[Bearbeiten] Ausgewählte Publikationen

  • Nuscheler, Franz (2004), Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, 5. völlig neu bearbeitete Auflage: Bonn: J. H. W. Dietz Verlag, 656 S. ISBN 3801203506
Das "Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik" ist eine grundlegende Einführung in die zentralen entwicklungspolitischen Themenfelder Globalisierung, Staatsversagen, Hunger, Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt.
  • Nuscheler, Franz (2004), Internationale Migration. Flucht und Asyl, 2. Aufl., in: Schriftenreihe Grundwissen Politik, Bd. 14: Wiesbaden: VS Verlag, 232 S. ISBN 3810037575
  • Hauchler, Ingomar / Messner, Dirk / Nuscheler, Franz (Hrsg.) (2003), Globale Trends 2004/2005. Fakten, Analysen, Prognosen: Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag, 347 S. ISBN 359616026X
  • Kennedy, Paul / Messner, Dirk / Nuscheler, Franz (Hrsg.) (2002), Global Trends and Global Governance: London: Pluto Press, 208 S.
  • Nuscheler, Franz (Hrsg.) (2000), Entwicklung und Frieden im 21. Jahrhundert. Zur Wirkungsgeschichte des Brandt-Berichts (Sonderband: Eine WELT-Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden): Bonn, 512 S. ISBN 3801202887
  • Nuscheler, Franz (1995), Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, 4. Auflage (Chinesische Übersetzung: 1999): Bonn
  • Nohlen, Dieter / Nuscheler, Franz (Hrsg.) (1992), Handbuch der Dritten Welt, 3. völlig neu bearbeitete Auflage, 8 Bde.: Bonn: J.H.W. Dietz Nachfolger GmbH.
Das "Handbuch der Dritten Welt" (HDW) ist das führende entwicklungspolitische Buch im deutschen Sprachraum. Es erscheint in acht Bänden.
  • Nuscheler, Franz (1990), Japans Entwicklungspolitik. Quantitative Superlative und qualitative Defizite, Mitteilungen des Instituts für Asienkunde, Nr. 181, (japanische Übersetzung: Tokyo 1992): Hamburg. ISBN 3889100716
  • Nuscheler, Franz (1988), Nirgendwo zu Hause - Menschen auf der Flucht, 3. Auflage (ausgezeichnet mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis): München: dtv. ISBN 3423790253
  • Nuscheler, Franz (1969), Walter Bagehot und die englische Verfassungstheorie: Meisenheim

[Bearbeiten] Weblinks

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