Gaius Sallustius Crispus
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Gaius Sallustius Crispus, deutsch Sallust (* 1. Oktober 86 v. Chr. in Amiternum, † 13. Mai 35 v. Chr. in Rom) war ein römischer Geschichtsschreiber und Politiker. Der Name Crispus bedeutet „der Krauskopf“, was auf sein Kräuselhaar zurückzuführen ist.
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[Bearbeiten] Leben
Über Sallusts Jugend ist nur wenig bekannt, auch der Rest seines Lebens ist nur bruchstückhaft festgehalten. Er kam aus gutem Hause (seine Familie gehörte dem Munizipaladel mit Ritterzensus an) und er genoss eine gute Ausbildung (Redner und Anwalt). Bereits als junger Mann ging er nach Rom, um sich zu bilden. Im Jahre 54 v. Chr. bekleidete er vermutlich die Quästur. 52 v. Chr. arbeitete er als Volkstribun gegen Marcus Tullius Cicero.
Sallust selbst schreibt, dass er, als er als junger Mann sich für den Staat betätigte, überrascht war von der Kühnheit , der Bestechung und des Neides, die anstatt Enthaltsamkeit und Sittlichkeit einehrgingen. Er selbst wurde auch so , da er unter enormen Druck stand und noch jung und unerfahren war.Außerdem war er, wie alle anderen auch, von Neid, seinem schlechten Ruf und seinem Drang nach Ruhm geplagt.
50 v. Chr. wurde Sallust durch den Censor Appius Claudius Pulcher aus dem Senat geworfen. Es wird vermutet, dass das auf seine Freundschaft zu Gaius Iulius Caesar zurückzuführen ist.
Ab 49 v. Chr. kämpfte er an der Seite Caesars im röm. Bürgerkrieg gegen Pompeius, dessen negative Darstellung in seinem Geschichtswerk ihm später Pompeius Lenaeus zum Vorwurf machte. Er wurde, entweder durch nochmaliges Bekleiden der Quästur oder als designierter Prätor für das Jahr 46 v. Chr., wieder in den Senat aufgenommen. 46 v. Chr. wurde Sallust nach Caesars Sieg in der Schlacht bei Thapsus Proconsul (Statthalter) der Provinz Africa Nova (Tunesien und Ostalgerien). Sein Amt soll er angeblich schamlos ausgenutzt und innerhalb kürzester Zeit große Reichtümer zusammengeraubt haben. Eine Klage gegen ihn konnte mit Hilfe Caesars abgewandt werden.
Von seinen Reichtümern kaufte Sallust sich große Anwesen auf dem Monte Pincio in der Nähe der Spanischen Treppe und der Via Sistina, die sogenannten Horti Sallustiani. Dorthin zog er sich nach Caesars Ermordung 44 v. Chr. aus der Politik zurück und widmete sich die letzten zehn Jahre seines Lebens der Schriftstellerei.
[Bearbeiten] Schriftstellerische Tätigkeit
Nach seinem Rückzug aus der Politik widmete sich Sallust der Geschichtsschreibung. In den Vorworten seiner Werke schreibt er immer als erstes eine Legitimation dafür, dass er sich aus der Politik zurückgezogen hatte und sich geistiger Wissenschaft widmete. Er fürchtete nämlich die Kritik der eher aktiven Römer an dieser passiven Betätigung, da man damals die Geschichtsschreibung als keine rühmliche Leistung ansah (wahre Leistungen eines Römers waren die Politik oder die Kriegskunst). Er sah es mindestens als genauso wichtig an, gut über die Republik zu schreiben. Denn der Reichtum, den man hat, bleibt nicht lange erhalten, geistige Arbeit schon.
Sallust führte die römische Geschichtsschreibung zu ihrem ersten Höhepunkt. An griechische Traditionen anknüpfend sah er die Geschichtsschreibung als Kunstwerk an. Für ihn war die chronologische Darstellung unwichtig, die annalistische Geschichtsschreibung beachtete er ebenso wenig wie sein griechisches Vorbild, denn Korrektheit war für ihn von größtem Belang. Er wollte die Ereignisse genauestens protokollieren, damit spätere Politiker daraus lernen könnten. Sein Augenmerk lag wie bei den meisten römischen Geschichtsschreibern auf Spannung und kunstvoller Gestaltung der Werke. Vorbild für ihn war der griechische Geschichtsschreiber Thukydides.
[Bearbeiten] Zentrale Begriffe seiner Werke
Die Bürgerkriege sah er als die unmittelbare Folge der Verkommenheit der Patrizier. Er prangerte vor allem "avaritia" (Habsucht) und "luxuria" (verschwenderischer Lebenswandel, Luxus) an. "Avaritia" sah er als Egoismus an, der den einzelnen Bürger vom Gedanken der res publica entfremdete. Sallust prangerte die "luxuria" als den privaten Überfluss an, in den sich jeder Bürger flüchtete, um das eigene Wohl zu befriedigen.
Deswegen hielt er auch die alten Werte hoch. So war das höchste Gut für ihn die "virtus" (Tugend), die aus der "gloria" (Ruhm) folgen sollte. Denn mit diesen Werten wurde Rom seiner Ansicht nach groß gemacht. Dies erklärt auch seine archaische Ausdrucksweise.
Im Bellum iugurthinum schreibt er von einer Rede des Marius. In dieser nennt er seine Grundsätze: innocentia, virtus, optimae artes, bene facere, labor und periculum. Er kritisiert auch den Adel und versieht diesen mit solchen Eigenschaften: superbia, ignavia, invidia, clientela, maiores, imagines, opes. Als Schlussfolgerung aus dieser Rede stellt sich heraus, dass der Adel nicht mehr im Stande ist, den Staat zu leiten, sondern dass Leute wie Marius, der ein homo novus war, die altrömischen Ideale verkörpern und an die Spitze sollten. An den Schluss seiner Ausführungen setzt Sallust die These, dass der Verfall eines jeden Gemeinwesens nur auf das Machtstreben der Politiker zurückzuführen ist.
Das Wichtige an Sallusts Werken ist, dass in jedem Werk ein Wendepunkt das Schicksales von Rom beeinflusst: der Untergang Karthagos. Vor diesem Ereignis unterstützte sich das römische Volk untereinander, es verteidigte Vaterland, Freiheit und seine Tugenden. Schon damals gab es Neid, aber dieser wurde mit den Feinden ausgetragen. Als dann aber alle Feinde besiegt waren wuchs die avartia (Geiz), die luxuria (Verschwendungssucht), die discordia (Zwietracht), der superbia (Hochmut), das iniusiuram (Unrecht), die crudelitas (Grausamkeit), die potentia (Macht). Anstatt den alten guten Werten, wie gloria (Ruhm), abstinentia (Enthaltsamkei), decus (Würde), ius (Recht), pietas (Frömmigkeit), fides (Treue) kamen diese neuene Charakteristika auf. Die Jugend strebte nach Reichtum, womit man sich jetzt Ehre und Macht erkaufen konnte, sie verrohte , hielt nichts mehr aus, kümmerte sich mehr um Frauen als um den Kampf.
[Bearbeiten] Besonderheiten in Sprache und Stil
Die Sprache des Sallust zeichnet sich vor allem durch die Verwendung von sogenannten Archaismen aus, das heißt, Sallust verwendet vor allem altertümliche Wörter, Formen und Wendungen der lateinischen Sprache. Zudem gibt es in Sallusts Werken kaum lange Perioden wie bei Cicero und Livius; Sallust strebt nach Kürze, man bezeichnet das als brevitas. Er verdichtet seine Gedanken und lässt Beiordnungen meist unverbunden (Asyndeta). Außerdem war Sallusts Stil ein spröder, bewusst unebener Stil. Der Schriftsteller verwendete oft eine altertümliche Wortwahl, womit er die Verehrung alter römischer Werte hervorheben wollte.
Lautwechsel
o statt e: convortit / convertit o statt u: voltis < vultis u statt e: capiundae < capiendae u statt i: maxumus < maximus quo statt cu: quom < cum (nur als Konjunktion) cu statt quu: secuntur < sequuntur
Deklinationsendungen
1. Fall Sg. konson.Dekl. auf -or: -os: honor > honos 2. Fall Sg. der o-Dekl. auf -ii: -i: ingenii > ingeni 2. Fall Sg. der u-Dekl. auf -us: -i: senatus > senati 4. Fall Pl. kons., i-, Misch auf -es: -is: omnes > omnis 3./5. Fall Pl. Rel.pron.: quibus: quis
Trennung zusammengesetzter Wörter
z. B.: postea quam statt postquam quoius rei lubet statt cuiuslibet rei in primis statt imprimis
Kurzformen in den Konjugationen
Präsensstamm: Futur und Coni.Präs. 2.P.Sg.Passiv: -re statt -ris: z. B.: laudabere < laudaberis laudere < lauderis Perfektstamm: Ind.Perf. 3.P.Pl.: -ere statt -erunt: z. B.: laudavere < laudaverunt Perfekt- und Plusquamperfekt-Formen mit v-Suffix verlieren -v + Vokal: z. B.: laudasti < laudavisti z. B.: laudarat < laudaverat Perfektformen auf -ivi verlieren das -v-: z. B.: audierunt < audiverunt
Komposita werden nicht assimiliert:
z. B.: adficere statt afficere conruptus statt corruptus adpetens statt appetens
[Bearbeiten] Werke
- De coniuratione Catilinae (über die Verschwörung des Catilina)
- De bello Iugurthino (über den Krieg gegen Jugurtha)
- Historiae (Geschichtsdarstellung der Jahre 78 v. Chr. bis 67 v. Chr., Fragment)
Werke, die früher Sallust zugeschrieben wurden, heutzutage aber größtenteils von der Forschung in ihrer Authentizität bezweifelt werden:
- Zwei Briefe an Caesar (aus den Jahren 50 v. Chr. bis 46 v. Chr.)
- Invectiva in Ciceronem (= Invektive gegen Marcus Tullius Cicero): menschliche und politische Angriffe gegen diesen in Form einer Senatsrede)
[Bearbeiten] Literatur
- Ronald Syme: Sallust. Berkeley/Los Angeles 2002 (orig. 1964).
[Bearbeiten] Weblinks
Wikisource: Gaius Sallustius Crispus – Quellentexte (lat.) |
- Literatur von und über Gaius Sallustius Crispus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Vollständiger lateinischer Text und deutsche Übersetzung zur Coniuratio (Zusammenfassungen, teilweise altgriechisch)
- Beitrag in Pegasus IV/1 2004 (zur Sallustforschung)
- Sallust-Links
Personendaten | |
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NAME | Sallustius Crispus, Gaius |
ALTERNATIVNAMEN | Sallust; Crispus, Gaius Sallustius |
KURZBESCHREIBUNG | Römischer Geschichtsschreiber und Politiker |
GEBURTSDATUM | 1. Oktober 86 v. Chr. |
GEBURTSORT | Amiternum |
STERBEDATUM | 13. Mai 35 v. Chr. |
STERBEORT | Rom |