Gesundheitsökonomie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gesundheitsökonomie manchmal auch Medizin-Ökonomie genannt (engl.: medical economics, health economics, frz.: économie de la santé, économie médicale) ist eine empirische und theoretische, interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Produktion, der Verteilung und dem Konsum von knappen Gesundheitsgütern und mit der ökonomischen Seite der Gesundheitsversorgung allgemein beschäftigt.
Schwerpunkt ist die möglichst optimale Nutzung und faire Verteilung dieser Güter (z. B. Krankenhäuser, Personal, Apparate, Arzneimittel, präventive, diagnostische und therapeutische Maßnahmen). Dabei sollen Kosteneffizienz, Effektivität, Qualität und Gerechtigkeit (Zugang für alle) in Einklang gebracht werden ("Magisches Viereck").
Untersuchungsgegenstände sind beispielsweise:
- Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen
- Kosten, Kosten-Nutzen, Kosten-Effektivität und Kosten-Effizienz verschiedener Versorgungsformen und Leistungen
- Sparmaßnahmen, Rationalisierung
- Preisgestaltung
- Krankenhausmanagement
- Krankenversicherung.
Der Teilbereich der gesundheitsökonomischen Evaluation befasst sich vor allem mit der Beurteilung von Kosten und den Effekten medizinischer Innovationen. Dabei werden verschiedene Perspektiven eingenommen, wie die Perspektive des einzelnen Patienten, der Krankenversicherer, der Krankenhäuser, der Produzenten von Innovationen (v.a. Pharmaindustrie) oder auch der Gesellschaft. Hauptwerkzeug der gesundheitsökonomischen Evaluation sind meistens komplexe Studien mit zahlreichen Variablen, die teilweise erhebliche Schwankungsbereiche aufweisen und meistens auf Annahmen oder Ergebnissen aus anderen Studien beruhen. Mit Hilfe solcher Studien werden Therapien aller Art, z. B. Behandlungen, Medikamente, Leistungspakete, usw. beurteilt. Um die sehr unterschiedliche Qualität dieser Studien einschätzen zu können, ist die sogenannte Drummond Checkliste entwickelt worden.
Im Vergleich zu den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Skandinavien ist die Gesundheitsökonomie im deutschsprachigen Raum noch wenig entwickelt.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Epidemiologie, Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitsmanagement, Gesundheitswissenschaft, Volkswirtschaftslehre
[Bearbeiten] Literatur
- Friedrich Breyer, Peter Zweifel, Mathias Kifmann: Gesundheitsökonomik. 5. überarb. Auflage, Springer: Berlin, Heidelberg 2005
- Michael F. Drummond et al.: Methods for the Economic Evaluation of Health Care Programmes. 3. überarb. Aufl., Oxford University Press: Oxford 2005
- Karl W. Lauterbach, Matthias Schrappe (Hrsg.): Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement und Evidence-based Medicine. eine systematische Einführung. 2. überarb. Auflage, Schattauer: Stuttgart, New York 2003,
- Karl W. Lauterbach, Stephanie Stock, Helmut Brunner (Hrsg.): Gesundheitsökonomie Lehrbuch für Mediziner und andere Gesundheitsberufe, Hans Huber, 2006, ISBN 3-456-84333-X
- Peter Oberender, Thomas Ecker: Grundelemente der Gesundheitsökonomie. PCO-Verlag Bayreuth 2001
- Thomas Rice: Stichwort: Gesundheitsökonomie. Eine kritische Auseinandersetzung. KomPart-Verlag Bonn 2004
- Reinhard Rychlik: Gesundheitsökonomie. Gesundheit und Praxis. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1999
[Bearbeiten] Weblinks
- Institut für Empirische Gesundheitsökonomie
- Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität Köln
- Institut für Innovation und Evaluation im Gesundheitswesen
- Institut für Finanzwissenschaft und Gesundheitsökonomie an der Technischen Universität Berlin
- Kommentierte Literatur- und Linkliste zu Gesundheitsökonomie
- Kritik an der politischen Gesundheitsökonomie
- Zur Logik der Kosteneffektivität
- Fachgruppe Gesundheitsökonomie im Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebwirte e.V. Gesundheitsökonomennetzwerk für Wirtschaftsakademiker und qualifizierte Studierende
- Institut für Medizinmanagment und Gesundheitswissenschaften - Studiengang Gesundheitsökonomie
- Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftungslehrstuhl für Medizinmanagment der Universität Duisburg-Essen - Bachelor- und Master-Studiengang Medizin-Management