Giovanni Verga
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Giovanni Verga (* 2. September 1840 in Catania; † 27. Januar 1922 ebenda) war ein italienischer Schriftsteller und Hauptvertreter der italienischen Literaturströmung des Verismus.
Verga wurde in eine wohlhabene Familie mit einer teilweise aristokratischen Vergangenheit geboren.
Mit ca. elf Jahren wurde er von seinem Verwandten Antonio Abate, einem Erzähler und Dichter, der u. a. einen patriotischen Roman veröffentlicht und an der 1848er Revolution teilgenommen hatte. Der "Carbonaro-Patriotismus" und die Arbeit seines Cousins Domenico Catorina beeinflussten die Ausbildung des jungen Giovanni Verga.
Zwischen 1856 und 1857 schrieb Verga seinen ersten (epigonalen) Risorgimento-Roman Amore e patria. Er schreibt sich an der Juristischen Fakultät von Catania ein, beendet die Studien jedoch nicht, sondern schreibt seinen zweiten Roman Carbonari della montagna (1861), einen historischen Roman (auch wenn sich das Genre bereits im Niedergang befindet), der sich mit den Ereignissen der Calabresischen Carboneria gegen das Napoleonische Regime von Gioacchino Murat befasst.
Der dritte Roman Sulle lagune aus dem Jahr 1861 (Venedig gehört noch zu Österreich auch wenn die Unabhängigkeit Italiens bereits ausgemacht ist) wurde 1863 veröffentlicht. Der Roman beschäftigt sich mit den sentimentalen Verwicklungen eines Österreichischen Offiziers und einer jungen Venezianischen Frau. In Romanen wie Nedda rückt das bäuerliche Sizilien in den Blickpunkt der Novellen und Romane des Catanesischen Schriftstellers.
Literarhistorische Bedeutung erlangt Verga erst mit seinen in der 1880er Jahren verfassten Werken. Die beiden Novellensammlungen Vita dei campi (1880) e Novelle rusticane (1883) sind zwei der Meisterwerke des Autors. Die Novelle Cavalleria rusticana wird in der Opernadaption von Pietro Mascagni zu einem großen Publikumserfolg. Als Hauptwerke Vergas gelten die bei ihrem Erscheinen weitgehend ignorierten Romane I Malavoglia (1881) und Mastro-don Gesualdo (1888 in der Zeitschrift Nuova Antologia erschienen, 1889 stark überarbeitet in Buchform). Sie sind als Auftakt zu einem fünfteiligen Romanzyklus unter dem Titel I vinti (dt.: die Besiegten) angelegt, werden aber als einzige vollendet. Von dem Folgeroman La duchessa di Leyra existiert lediglich ein erstes Kapitel, L'onorevole Scipione und L'uomo di lusso sind gänzlich Projekt geblieben. Verga verarbeitet reale soziale Gegebenheiten, bemüht sich um eine objektive Darstellungsweise und verzichtet weitgehend auf Wertungen und Kommentare eines auktorialen Erzählers; impassibilità (dt. Gleichmütigkeit) wird zum Grundsatz seines Schreibens. Der Versuch einer unverfälschten literarischen Darstellung des Wahrgenommenen gab dem maßgeblich von Verga und Luigi Capuana geprägten Stil, dem Verismus (ital. vero - dt. wahr) seinen Namen. Vergas Romane zeichnen sich im Gegensatz zum französischen Naturalismus (vgl. Émile Zolas Rougon-Macquart-Zyklus, Progressismus, Positivismus, Objektivität, Auguste Comte, Soziologie, Hippolyte Taine) durch eine pessimistische Anthropologie und eine Weltsicht ohne Mythologisierung aus. Der Verismus hatte großen Einfluss auf den Film des Italienischen Neorealismus (La terra trema von Luchino Visconti ist eine Adaption der Malavoglia) nach dem II. Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Werke in deutscher Übersetzung
- Auf den Straßen
- Cavalleria rusticana/Sizilianische Dorfgeschichten (zweisprachig)
- Der letzte Tag. Erzählungen
- Die Familie Malavoglia : Sizilianische Fischer, Dresden 1940
- Die Malavoglia
- Don Gesualdo
- Eros, 1898
- Erst mein, dann dein, Leipzig 1907 und 1945
- Grausames Sizilien : Novellen, Leipzig 1975
- Ihr Gatte, 1885
- Königstigerin, 1897
- Sizilianische Bauernehre : Novellen, 1953
- Sizilianische Novellen
- Trockenes Brot : Sizilianische Geschichten, 1954
[Bearbeiten] Verfilmungen
- 1948 - Die Erde bebt (La terra trema) – Regie: Luchino Visconti – nach dem Roman "I Malavoglia"
- 1953 - Die Wölfin von Kalabrien (La lupa) – Regie: Alberto Lattuada - nach der gleichnamigen Novelle
- 1953 - Sizilianische Leidenschaft (Cavalleria rusticana) – Regie: Carmine Gallone - nach der gleichnamigen Oper
- 1993 - Zeffirellis Spatz (La storia di un caperina) – Regie: Franco Zeffirelli - nach dem gleichnamigen Roman
[Bearbeiten] Literatur
- Russo, Luigi, Giovanni Verga, Napoli: Ricciardi 1920, [erste Monographie zu Verga; zuletzt Bari: Laterza 1986].
- Ferraris, Rosa, Das Naturgefühl bei Giovanni Verga, 1929
- Streich, Hildegard: Der Verismus als Regionalismus bei Giovanni Verga, 1940 [Diss.].
- Hempel, Wido, Vergas "I Malavoglia" und die Wiederholung als erzählerisches Kunstmittel, Köln, Graz: Böhlau 1959.
- Debenedetti, Giacomo, Verga e il naturalismo, Milano: Garzanti 1976.
- Spinazzola, Vittorio, Verismo e positivismo, Milano: Garzanti 1977, [Milano: Arcipelago 1993].
- Borsellino, Nino, Storia di Verga, Roma, Bari: Laterza 1982.
- Meter, Helmut, Figur und Erzählauffassung im veristischen Roman. Studien zu Verga, de Roberto und Capuana vor dem Hintergrund der französischen Realisten und Naturalisten, Frankfurt am Main: Klostermann 1986.
- Nicolosi, Francesco, Verga tra De Sanctis e Zola, Bologna: Patron 1986.
- Küpper, Joachim, "Vergas Antwort auf Zola. Mastro-don Gesualdo als ‚Vollendung‘ des naturalistischen Projekts", in: J.K., Zum italienischen Roman des 19. Jahrhunderts. Foscolo, Manzoni, Verga, D'Annunzio, Stuttgart: Steiner 2002, S. 85-113.
- Luperini, Romano, Verga moderno, Bari, Roma: Laterza 2005.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Giovanni Verga im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werksammlung: Text, Konkordanzen, Wortlisten und Statistik (auf italienisch)
- I Malavoglia kostenloses e-book (italienisch)
Personendaten | |
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NAME | Verga, Giovanni |
KURZBESCHREIBUNG | Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 2. September 1840 |
GEBURTSORT | Catania |
STERBEDATUM | 27. Januar 1922 |
STERBEORT | Catania |