Grafen von Henneberg
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Die Grafen von Henneberg waren ein fränkisches Adelsgeschlecht welche im 11 Jahrhundert, ca. 200 Jahre nach der fränkischen Ostkolonialisierung, im Zuge des Zerfalls der Fränkischen Grafschaftsverfassung und dem Verschwinden des Fränkischen Reichsguts, im Gebiet zwischen Thüringer Wald und Main ihr Herrschaftsgebiet ausdehnten und die gleichnamige Grafschaft Henneberg gründeten. Erstmalig wurden die vermutlich dem Geschlecht Popponen entstammenden Grafen im Jahre 1078 chronologisch und 1096 urkundlich erwähnt.
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[Bearbeiten] Entwicklung des Herrscherhauses
Erste Erwähnung war im Jahr 1096. Die Stammburg der Henneberger Grafen war die Henneburg auf dem Henneberg bei dem gleichnamigen Dorf (Landkreis Schmalkalden-Meiningen).
Das gräfliche Geschlecht „von Henneberg“ ist erstmals 1096 mit dem Grafen Godebold II. fassbar, es handelte sich hierbei wohl um eine kaiserliche Belehnung. Die Henneberger stammen von den Popponen ab.
1190 teilte sich das Geschlecht in die Linien Henneberg, Botenlauben und Strauf.
1274 erfolgte eine erneute Teilung des Grafenhauses in mehrere Nebenlinien (Henneberg-Schleusingen, Henneberg-Aschach-Römhild, Henneberg-Hartenberg).
Die mächtigste Linie war die Schleusinger mit Sitz auf Schloss Bertholdsburg, die auch den längsten Bestand hatte. Im Jahre 1310 wurde Berthold VII. von Henneberg-Schleusingen, der 1274 die Henneburg erhalten hatte, in den Fürstenstand erhoben. Zeitweise war er Bevollmächtigter Kurbrandenburgs und Kursachsens, Verwalter Böhmens und Vormund des Kronprinzen Ludwig. Zeitweilig waren die Henneberger die größte weltliche Macht im Fränkischen Reichskreis.
Die Henneberger hatten vom Ende des 11. Jahrhunderts bis Anfang des 13. Jahrhunderts auch die Burggrafenwürde in Würzburg inne. Diese ging im Machtkampf mit den Würzburger Bischöfen aber verloren.
Die bedeutendsten Städte Hennebergs waren Schmalkalden, Meiningen, Coburg und Suhl. Suhl bildete mit umfänglichem Bergbau und der Waffenfabrikation das wirtschaftliche Zentrum, während die anderen Städte als Residenzen und Quellen von Kultur und Kunst dienten.
Geistliches Zentrum Hennebergs war das von den Hennebergern im Jahre 1131 gegründete Prämonstratenserkloster Veßra (jetzt Hennebergisches Museum Kloster Veßra), das fast allen Generationen als Grablege diente.
Nach dem Aussterben der Herzöge von Andechs-Meranien im Jahr 1317 fielen Gebiete rings um Sonneberg und Coburg an die Grafen von Henneberg. Zwischen beiden Adelshäusern bestanden verwandschaftliche Beziehenungen (Ehe von Otto von Botenlauben mit Sopie von Meranien).
Bereits um 1350 ging ein bedeutender Teil der Grafschaft (Pflege Coburg) an das Haus Wettin als Mitgift Katherinas bei der Hochzeit mit Friedrich dem Strengen verloren. Der aus dieser Ehe hervorgegangene Friedrich IV. war der erste Kurfürst aus dem Haus Wettin.
Die Grafschaft Henneberg befand sich von jeher im Reibungsbereich mittel- und süddeutscher Mächte. Dies zwang Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen zur Durchsetzung der Reformation im 16. Jahrhundert. Geldmangel führte zu einer Schuldverschreibung mit dem wettinischen Sachsenhaus, da im sonst katholischen Franken kein Partner gefunden werden konnte. Am 1. September 1554 wird im Rathaus zu Kahla zwischen den Herzögen Johann Friedrich II., Johann Wilhelm I. und Johann Friedrich III. der Jüngere, sowie den Grafen Wilhelm, Georg Ernst und Popo von Henneberg die ernestinisch-hennebergische Erbverbrüderung beschlossen. Der „Kahlaer Vertrag“ mit den Wettinern sah die Übernahme Hennebergs durch Sachsen bei kinderlosem Ableben der Henneberger Herren vor. Dieser im Kahlaer Vertrag vorgesehene Fall trat 1583 ein.
[Bearbeiten] Stammtafel der regierenden Grafen
[Bearbeiten] Mitglieder des Herrscherhauses
- Gebhard von Henneberg († 17. März 1159), Bischof von Würzburg
- Günther von Henneberg († 16. August 1161), Bischof von Speyer
- Graf Otto von Henneberg, nach 1206 meist Otto von Botenlauben (* wahrscheinlich 1177 in Henneberg; † vor 1245 bei Bad Kissingen),
- Graf Poppo VII. von Henneberg, verheiratet mit Jutta von Thüringen (* 1184; † 6. August 1235 in Schleusingen)
- Berthold VII. der Weise (* 1272 in Schleusingen; † 13. April 1340 in Schleusingen)
- Jutta von Henneberg (Tochter des Grafen Berthold VIII. von Henneberg), verheiratet mit Markgraf von Meißen Diezmann (1260–1307), auch Markgraf der Lausitz,
- Elisabeth von Henneberg-Schleusingen (* 1319, † 23. März 1384) war Gräfin von Württemberg
- Gräfin Elisabeth von Henneberg († 1377), verheiratet mit Johann II. (Nürnberg) (* vor 1320 (1309?); † 1357), genannt "der Erwerber" (Conquaestor), war Burggraf von Nürnberg aus dem Haus Hohenzollern
- Graf Heinrich von Henneberg (* 1350; † 26. Dezember 1405), verheiratet ab 1376 mit Matilde von Baden († 3. August 1425 in Schleusingen, Tochter von Markgraf Rudolf VI. (Baden))
- Katherina von Henneberg (gest. 1397), verheiratet mit Markgraf von Meißen Friedrich der Strenge (1332–1381)
- Berthold von Henneberg (* 1441/42; † 21. Dezember 1504) war Erzbischof von Kurmainz
- Graf Hermann VIII. von Henneberg-Aschach (1470-1535), verheiratet seit 1491 mit Elisabeth von Brandenburg (1474-1507), (Tochter von Kurfürst Albrecht Achilles)
- Graf Wilhelm IV. von Henneberg Schleusingen (1478-1559)∞ Anastasia von Brandenburg (Tochter von Kurfürst Albrecht Achilles), Regent seit 1496
- Graf Georg Ernst von Henneberg (1511-1583) ∞ 1543 Elisabeth, Gräfin zu Henneberg († 19. August 1566)
- Poppo XII. zu Henneberg (1513-1574), verheiratet mit Elisabeth von Brandenburg, verheiratete Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, Fürstin von Calenberg-Göttingen, (seit 1546) Gräfin und Frau zu Henneberg (* 24. August 1510 vermutlich in Cölln; † 25. Mai 1558 in Ilmenau/ Thüringen)
- Johann II. Graf von Henneberg-Schleusingen 1472-1513 (Fürstabt von Fulda)
- Johann III. Graf von Henneberg-Schleusingen 1521/29-1541 (Fürstabt von Fulda)
[Bearbeiten] Ahnengalerie
[Bearbeiten] Literatur
- Historische Landkarte: Grafschaft Henneberg 1755 mit den Ämtern Schleusingen, Suhl, Kühndorf mit Bennshausen, Reprintauflage 2003, Verlag Rockstuhl, ISBN 3-936030-15-4
- Johannes Mötsch: Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild. Teilbände 1 und 2. Böhlau, Köln etc. 2006, ISBN 978-3-412-35905-8
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks