Grevenstein
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Der sauerländische Erholungsort Grevenstein gilt als „kleinste Titularstadt Nordrhein-Westfalens“. Seit der kommunalen Neugliederung von 1975 gehört der Ort mit 1047 Einwohnern (2005) zur Stadt Meschede im Hochsauerlandkreis. Zuvor gehörte sie dem Landkreis Arnsberg an.
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[Bearbeiten] Geografie
400 bis 650 Meter über NN, gelegen im Naturpark Homert.
[Bearbeiten] Wappen
Bis zur Eingemeindung trug Grevenstein als Wappen den Adler der Grafen zu Arnsberg.
[Bearbeiten] Geschichte
1324 wurde Grevenstein erstmals urkundlich erwähnt und besaß offenbar bereits eine städtische Selbstverwaltung. Als Stadtgründung der Grafen zu Arnsberg siedelte der befestigte Ort um eine Burg auf einer Bergkuppe oberhalb des Arpetals. Reste des ursprünglichen Burgturms bilden heute den Kirchturm der Pfarrkirche. Die Stadt gehörte dem Hansebund an und soll Handelsbeziehungen in die baltischen Länder gehabt haben.
Im Dreißigjährigen Krieg fielen verschiedentlich von schwedischen und kaiserlichen Truppen in die Stadt ein. Die Grevensteiner Schützenbruderschaft St. Michael führt ihre Entstehung auf das Jahr 1664 zurück.
Die Pest im 17. Jahrhundert und Stadtbrände in den Jahren 1746 und 1843 brachten wiederholt Rückschläge in der Stadtentwicklung. Seit dem 18. Jahrhundert zog sich der Ort stärker in das Tal (Bachstraße) hinunter. Die Einwohnerzahl sank bis 1871 auf 524, stieg bis 1939 auf 598 und dann erst nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich an.
Der Ausbau des Wegenetzes und eine öffentliche Wasserversorgung, die 1893 von dem nach Pennsylvania ausgewanderten Grevensteiner Peter Conrad Nagel gestiftet wurde, verbesserten die Lebensbedingungen. So wurde 1893 auch eine Schützenhalle errichtet. Aus einer kleinen Gasthausbrauerei entwickelt sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Veltinsbrauerei, welche heute den Ort prägt.
1891 wurde ein neuer Friedhof auf dem Ostfeld angelegt. Sechs Grabstellen zeugen hier auch von zwei jüdischen Familien, die seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert in Grevenstein nachweisbar sind. Ihr Haus in der Burgstraße wurde 1938 Zielscheibe des Novemberpogroms.[1] Die Spuren der zu dieser Zeit letzten jüdischen Grevensteinerin Lilli Lilienfeld verlieren sich mit der Deportation in das Ghetto Litzmannstadt in den folgenden Jahren.
Bei Kriegsende beherbergte der Ort hunderte Flüchtlinge und Evakuierte sowie osteuropäische Zwangsarbeiter. Im Rahmen der Ruhrkesselkämpfe nahmen am 11. April 1945 Soldaten der 5. US-Infanteriedivision Grevenstein nach kurzem Beschuss vom Ostfeld kommend ein und beendeten so die nationalsozialistische Herrschaft.[2]
Nach dem Weltkrieg entwickelte sich die touristische Infrastruktur mit Hotels, Pensionen, Wanderwegen, Skilift und Freibad. Das Freibad wird seit 2006 von einem gemeinnützigen Verein betrieben.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
- Brauerei Veltins
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Die Pfarrkirche St. Antonius Einsiedler auf der höchsten Erhebung des Ortes.
- Burgnebengebäude; eheamliger Wohnsitz der Burgmannenfamilie von Schade aus dem 16. Jahrhundert
- Nothelferkapelle auf dem Ostfeld.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Josefa Berens-Totenohl (* 30. März 1891 in Grevenstein, † 6. Juni 1969 in Meschede), in den 30er Jahren erfolgreiche Blut-und-Boden-Schriftstellerin und Malerin. 1991 wurde eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus angebracht.
- Lina S. Schüerhoff, Malerin, lebte in der Mitte des 20. Jahrhunderts im erhaltenen Burggebäude und schuf dort zahlreiche Blumenstillleben und Landschaftsbilder.
- Friedrich Becker, (* 25. Mai 1922 in Herdecke-Ende; † 15. Mai 1997 in Düsseldorf), Goldschmied, lebte bis zu seinem 14. Lebensjahr in Grevenstein.
[Bearbeiten] Literatur und Quellennachweis
- Liedhegener, Clemens: Grevenstein im Wandel der Zeit. Bigge, Ruhr. 1965
- Köhne, Reinhard: 350 Millionen Jahre alte Naturplastik bei Grevenstein. In: Sauerland. - 37 (2004), 4, S. 185
- Detlev Arens: Sauerland mit Siegerland und Wittgensteiner Land: Kultur u. Landschaft im gebirgigen Süden Westfalens. Köln 1985. ISBN 3-7701-1534-1
- ↑ Michael Senger: Spurensuche. In: Jüdisches Leben im Hochsauerlandkreis hg. v.Rudolf Brüschke, Norbert Föckeler (=Hochsauerlandkreis Schriftenreihe Bd.III). Fredeburg, 1994. ISBN 3930271184 S. 326ff.
- ↑ http://www.737thtankbattalion.org/archives/archives05.htm Fotos vom Einmarsch der US-Truppen 1945
[Bearbeiten] Weblinks
- grevenstein.de
- Beschreibung der Grevensteiner Pfarrkirche auf der Website der Stadt Meschede
- Panoramafotos Grevenstein
Koordinaten: 51° 18' 8" N, 8° 7' 46" O