Grobs Angriff
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Bei Grobs Angriff handelt es sich um eine unkonventionelle Eröffnung des Schachspiels. In den ECO-Codes wird sie als „Unregelmäßige Eröffnung“ unter dem Schlüssel A00 klassifiziert.
Die Grundstellung von Grobs Angriff entsteht nach dem Doppelschritt des Königsspringerbauern:
- 1. g2-g4
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[Bearbeiten] Historie
Namensgeber dieser Eröffnung ist der Schweizer Internationale Meister Henry Grob (1904-1974), der den Zug ausführlich analysierte und hunderte von Fernschachpartien mit dieser Eröffnung spielte. In Grobs Analysen in einer Zeitungskolumne nannte er die Eröffnung Stachel-Eröffnung, ein Name, der sich noch immer einzelner Benutzung erfreut. Andere ältere Referenzen nutzten den Namen Ahlhausen-Eröffnung, nach dem Berliner Spieler Carl Ahlhausen (1835-1892), einem der ersten 1.g4-Spieler. Savielly Tartakower spielte den Zug manchmal in Simultanveranstaltungen und nannte ihn Genua- oder San Pier D'Arena-Eröffnung, nach der Stadt und dem Vorort von Genua wo er ihn das erste Mal spielte. In der Tschechoslowakei wurde der Zug 1. g2-g4 Fricks Eröffnung genannt, und in anderen Teilen der Welt wird er Kolibri-Eröffnung genannt.
Grobs Angriff ist allgemein als minderwertig angesehen und wird für gewöhnlich nicht bei ernsthaften Veranstaltungen gespielt, obwohl der Internationale Meister Michael Basman und der griechische Großmeister Spyridon Skembris den Zug gelegentlich spielen. Der Zug hat, wie auch immer, eine gewissen Überraschungseffekt und der Durchschnittsspieler weiß meistens nicht, wie man ihn widerlegt und läuft eher Gefahr, arrogant aufzuspielen und Fehler zu machen. Mehr noch kann die Unerforschtheit der Theorie dieses Zuges das Repertoire eines erfahrenen Gegners durchbrechen.
[Bearbeiten] Eröffnungsideen
Sorgloses Spiel von Schwarz kann zu gefährlichen Situationen führen. Viele dieser Abspiele beruhen auf der schwarzen Antwort 1. ... d7-d5, die den Bauern mit dem Damenläufer angreift. Nach 2. Lf1-g2 Lc8xg4!? hat Weiß nach 3. c2-c4 Druckspiel auf der Diagonalen h1-a8, verbunden mit der Möglichkeit Dd1-b3, wonach Weiß die Initiative besitzt und seinen Bauern mit besserer Stellung zurückgewinnen wird (b7 oder d5).
Aufgrund der unregelmäßigen Bauernstruktur, die Weiß durch das Ziehen von g2-g4 und c2-c4 zu einem so frühen Zeitpunkt erzeugt hat, ergibt jede Art von weißer Rochade ein sehr scharfes Spiel.
[Bearbeiten] Romford-Gegengambit
Eine interessante schwarze Antwort ist das aggressive Romford-Gegengambit, das um 1980 vom englischen Spieler Nick Pelling entdeckt wurde: 1. g2-g4 d7-d5 2. Lf1-g2 Lc8xg4 3. c2-c4 d5-d4!? 4. Lg2xb7 Sb8-d7 5.L b7xa8 Dd8xa8 6. f2-f3 d4-d3!. Schwarz hat durch das Qualitätsopfer (Turm gegen Läufer) freies Figurenspiel und Entwicklungsvorsprung. Mit einem Aufbau wie e6, Sg8-f6, Sd7-e5, Lf8-c5 und 0-0 hat er einen klaren strategischen Entwicklungsplan, evtl. verbunden mit einem Königsangriff, während Weiß paralysiert auf der Grundreihe festsitzt.
Michael Basman schlug außerdem eine Variation des Gambits nach 3...d5xc4 vor.
[Bearbeiten] Literatur
- Michael Basman: The Killer Grob. Cadogan, 1991, ISBN 0-0803-7131-0
- Bill Wall: Grob's Attack. Chess Enterprises, 1988, ISBN 0-9314-6286-X