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Genua - Wikipedia

Genua

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt die Stadt Genua. Für andere Bedeutungen siehe Genua (Begriffsklärung).
Genua
Comune
Lage der Gemeinde in Italien
Staat: Italien
Region: Ligurien
Provinz: Genua (GE)
Geographische Koordinaten: Koordinaten: 44° 25′ 0″ N, 8° 56′ 0″ O44° 25′ 0″ N, 8° 56′ 0″ O
Höhe: 20 m s.l.m.
Fläche: 243 km²
Einwohner: 611.476 (30. April 2005)
Bevölkerungsdichte: 2571 Einw./km²
Postleitzahl: 16100
Vorwahl: 010
ISTAT-Nummer: 010025
Einwohner: Genovesi (Dialekt: Zeneixi)
Schutzpatron: Johannes der Täufer
Website: Genua
Klimadiagramm von Genua
Klimadiagramm von Genua

Genua (ital. Genova, im ligurischen Dialekt Zena, wie Genf von genu = „das Knie“ abgeleitet) ist mit 611.476 Einwohnern im Stadtgebiet (30. April 2005) und ca. 800.000 Einwohnern als Agglomeration (2004) die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und der Region Ligurien im nordwestlichen Italien an der Küste des Mittelmeeres.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lage

In der Bucht von Genua steigt das Gebirge des Apennin landeinwärts steil an und legt damit die gesamte Charakteristik der Stadt fest. Genua ist aufgrund ihrer Lage eine fast ausschließlich dem Meer zugewandte Stadt. Deutlich wird dies beispielsweise bei einer Zugfahrt von Mailand aus: nach minutenlangen, stockdunklen Tunneln erscheint unvermittelt das Mittelmeer und die Stadt.

Wie in ganz Ligurien wird in Genua die Trennung zwischen dem extrem dicht besiedelten, oft planlos verbauten Küstenstreifen und dem dörflich geprägten, von zunehmender Abwanderung betroffenen, strukturarmen Hinterland besonders deutlich. Noch heute können daher die Berührungspunkte der Genuesen mit weit entfernten Hafenstädten im gesamten Mittelmeerraum größer sein, als mit einem geographisch zwar nur wenige Kilometer abseits liegenden, in der Praxis aber Welten entfernten Bergdörfchen im Apennin.

Geographisch gesehen bildet Genua genau die Mitte der italienischen Region Ligurien. Die sich der Mittelmeerküste ca. 35 km entlangziehende Stadt geht in südöstlicher Richtung in die sogen. "Riviera di Levante" (bis La Spezia), in südwestlicher Richtung in die sogen. "Riveria die Ponente" (bis Ventimiglia) über.

Genua bekam in der italienischen Sprache oft den Zusatz la superba oder la dominante.

[Bearbeiten] Hafen

Der Hafen von Genua ist der größten am Mittelmeer: im Containerumschlag . Seine Bedeutung erhält er vor allem durch sein Hinterland, das Industriegebiet von Mailand und Turin und Schweiz. Bis 1996 war der Ölhafen Ausgangspunkt der Central European Line, die bis nach Ingolstadt (Bayern) führt.

[Bearbeiten] Altstadt

Palazzi in der Via Garibaldi
Palazzi in der Via Garibaldi
Dom von Genua
Dom von Genua

Genua besitzt eine der größten Altstädte in Europa. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zunehmend dem Verfall preisgegeben - nicht nur, weil aufgrund gravierenderer wirtschaftlicher Probleme (Niedergang des Hafens und der Werften, Arbeitslosigkeit, Abwanderung) das Geld zur Erhaltung fehlte, sondern auch, weil zunehmend weniger Genuesen dort wohnen wollten. Heute wird die Altstadt daher vor allem von nordafrikanischen Einwanderern dominiert, wodurch besonders abends und an den Wochenenden eine bunte, fast heitere Multikulti-Atmosphäre in den engen Gassen herrscht, die nachts jedoch nicht ungefährlich sein können.

Erst im Vorfeld des Kulturstadtjahres 2004 tat sich einiges. Der alte Hafen westlich der Altstadt wurde in den 1990er Jahren vom Stararchitekten der Stadt, Renzo Piano, grundlegend umgestaltet - u. a. wurde nach langer Zeit ein angemessener Übergang von der Altstadt zum alten Hafen geschaffen. In der Altstadt selbst wurden unzählige Palazzi restauriert. Die Hauptachse der Altstadt, die Via di San Lorenzo, wurde verbreitert. Trotz all dieser restauratorischen Bemühungen ist die Altstadt von Genua aber ein lohnendes Ziel für Fans des "morbiden Charmes" geblieben. Bei einer Altstadtwanderung ist von der kleinen, architektonisch überaus gelungenen Piazza Mateotti bis hin zur beängstigend engen, von Prostituierten frequentierten und nach Urin und Müll stinkenden Gasse für jeden Geschmack etwas dabei.

Einen kontrastreichen Gegensatz zur mittelalterlichen Altstadt bilden Patrizierhäuser und prunkvolle Paläste in den zwei sogen. Strade nuove aus dem 19. Jahrhundert. In der Via Garibaldi und der Via Balbi mit ihren protzigen Palästen, Innenhöfen und Gärten wird der ganze Reichtum vergangener Zeiten als See- und Finanzmacht Europas deutlich - allen voran der Palazzo Ducale aus dem 13. Jahrhundert, welcher sich allerdings nicht in einer dieser beiden Straßen befindet. In der Via Garibaldi befinden sich auch die wichtigsten Kunstmuseen der Stadt, der "Palazzo Rosso" und der "Palazzo Bianco", in der Via Balbi hingegen das Hauptgebäude der Universität von Genua.

Wehrhafte Befestigungsanlagen zeugen von der wechselvollen Geschichte der früheren Seerepublik. Einst war Genua von einer kilometerlangen, durchgehenden Mauer auf den Bergrücken oberhalb der Stadt umgeben. Von ihr sind heute noch ganze Abschnitte sowie ein Großteil der Forts zu besichtigen.

Wahrzeichen der Stadt ist die Lanterna. Der 117 Meter hohe Leuchtturm steht im Westen des alten Hafens und ist seit Jahrhunderten Orientierungspunkt für Seefahrer. Die Lanterna, und die umliegende Umgebung, kann heute auch leicht zu Fuß auf einer "Passeggiata" (Spazierweg) erreicht werden, den die Provinz Genua gebaut hat und in der Nähe der Fähren-Terminals beginnt. Die Besichtigung der Lanterna (bzw. des Museums in der Lanterna) ist am Wochenende und an Feiertagen möglich zwischen 10 und 19 Uhr. Während der Woche mittels Anmeldung unter der Telefonnummer: 010 910001.

[Bearbeiten] Verkehr

Die ausschließlich dem Meer zugewandte Stadt erstreckt sich über einen relativ steil abfallenden Küstenstreifen und ist vom Hinterland des Apennin-Gebirges - abgesehen von zwei tief eingeschnittenen, nach Norden verlaufenden Tälern - vollkommen abgetrennt. Bedingt durch diese Topographie ist das Straßennetz der Stadt durch verschiedene fast horizontal den Höhenlinien folgende Hauptstraßenachsen gegliedert. Darüberhinaus werden die Hanglehnen in den tieferen Teilen der Stadt durch innerstädtische Tunnel durchschnitten. Ca. 5 km hinter der Küstenlinie verläuft in etwa 200 m Seehöhe die Autobahn A12, die das hier durch tief eingeschnitten Täler gegliederte Gelände (z. B. bei Staglieno) mit Tunneln durchschneidet und im Polcevera-Tal auf die Autobahn A7 nach Mailand trifft. Von Sampierdarena schließlich führt eine weitere Autobahn, die A10, in westlicher Richtung über Savona, Imperia, San Remo und Monaco bis ins französische Nizza. Entlang des Hafens zieht sich die Stadtautobahn, die so genannte Sopraelevata, auf einem durchgehenden Viadukt, was dem Stadtbild zwar eher abträglich ist, die Altstadt und das Gelände des Porto Antico (alter Hafen) jedoch von einem Großteil des Ost-West-Verkehrs spürbar entlastet.

Im Stadtgebiet von Genua befinden sich zwei größere Bahnhöfe, die beide von der Hauptstrecke Ventimiglia-La Spezia passiert werden. Im besonderen ist der Bahnhof Stazione Porta Principe durch seine räumliche Konzeption beeindruckend, da er zwischen zwei Tunnelausgängen eingeschachtet ist und über einen beeindruckenden gründerzeitlichen Aufgang in die Stadt verfügt. Von hier aus verkehren alle überregionalen Züge, besonders in nördlicher Richtung (Mailand, Turin). Vom zweiten großen Bahnhof, der Stazione Brignole, verkehren vor allem die vielen regionalen Züge entlang der ligurischen Küste und ins Hinterland. Isoliert im östlichen Teil der Altstadt befindet sich in unmittelbarer Nähe des eklektizistischen Castello Mackenzie auf ca. 80 Meter Seehöhe der Kopfbahnhof der meterspurigen Lokalbahn nach Casella. Das kleine Örtchen liegt ca. 20 Kilometer nördlich von Genua und ist vor allem für Wochenendausflügler ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen ins nahezu menschenleere Hinterland der Hafenstadt.

Der innerstädtische Personennahverkehr wird durch das städtische Verkehrsunternehmen AMT betrieben. Neben einem ausgedehnten Busnetz, einer O-Buslinie und einer Stadtbahn in den Vorort Brin befinden sich im Stadtgebiet mehrere Bergbahnen. Mittlerweile gibt es auch ein U-Bahn-Netz, welches allerdings noch weiter ausgebaut werden muss. Die größte davon ist die Standseilbahn auf den Righi die nun schon seit mehr als 100 Jahren teilweise unterirdisch verlaufend die oberen Stadtviertel erschließt. Daneben existiert noch eine kleinere Standseilbahn sowie eine Zahnradbahn in den Villenort Granarolo.

Weitere Besonderheiten sind zahlreiche Lifte, die z. T. in Privathäusern enden bzw. unterwegs mit Schlüsselschalter private Gebäude erschließen, dabei aber vom Verkehrsunternehmen der Stadt betrieben werden. Nahe des Bahnhofs Porta Principe befindet sich einer der größten, der durch einen ca. 200 Meter langen Fußgängertunnel ins Bergesinnere erreicht werden kann und den man einige Stockwerke höher in einer der höhenlinienparallelen Straßen verlässt. Das schönste Panorama über die Altstadt und den Hafen bietet die Aussichts-Promenade Belvedere L. Montaldo/Castelletto. Von der Piazza Portello fährt der architektonisch überaus gelungene Aufzug Ascensore della Spianata Castelletto nach oben. Wie alle Aufzüge und Lifte von Genua benutzt man ihn mit einfachen Busfahrscheinen vom Kiosk. Daneben gibt es auch noch Kuriositäten, wie z. B. einen Fußgängertunnel, der einen Straßentunnel mit Ampelschaltung kreuzt.

Genua verfügte bis in das Jahr 1966 über eine eigenes Straßenbahn-Netz (siehe Straßenbahn Genua). Der Straßenbahntunnel nach Brin wird heute noch genutzt.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Frühzeit und Antike

Da Genua einen natürlichen Hafen ersten Ranges hat, muss es als Seehafen benutzt worden sein, sobald man begann, im Tyrrhenischen Meer Schifffahrt zu betreiben. Aus alten Quellen ist nichts über einen Aufenthalt oder eine Besetzung durch Griechen bekannt, aber die Entdeckung eines griechischen Friedhofs aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. deutet darauf hin. Beim Bau der Via XX. Settembre wurde eine Reihe von Gräbern, insgesamt 85, gefunden, von denen der Großteil auf das Ende des 5. und das 4. Jahrhundert v. Chr. datiert. Die Leichen waren in allen Fällen verbrannt und in kleinen Schachtgräbern beerdigt worden, wobei das Grab selbst durch eine Platte aus Kalkstein bedeckt wurde. Die Urnen entsprechen dem letzten rotfigurigen Stil und wurden hauptsächlich aus Griechenland oder Magna Graecia importiert, während die Bronzeobjekte aus Etrurien und die Broschen aus Gallien kamen. Dies veranschaulicht die frühe Bedeutung Genuas als Handelshafen und das Eindringen griechischer Sitten, denn die übliche Praxis der Ligurier war die Erdbestattung. Man nimmt an, dass sich der Name Genua aus der Form seiner Küstenlinie ableitet, die an ein Knie (genu) erinnert.

Vom Auftauchen der Römer wird erstmals 216 v. Chr. berichtet, von der Zerstörung durch die Karthager und dem unmittelbaren Wiederaufbau durch die Römer 209 v. Chr. Die Römer machten Genua und Placentia zu ihrem Hauptquartier gegen die Ligurier. Von Rom aus kam man dorthin über die Via Aurelia entlang der Nordwestküste, und ihrer Verlängerung, die später den Namen Via Aemilia (Scauri) bekam; letztere wurde erst 109 v. Chr. gebaut, und es muss schon lange vorher eine Küstenstraße gegeben haben, mindestens ab 148 v. Chr., als die Via Postumia von Genua durch Libarna (heute Serravalle, wo Überreste eines Amphitheaters und Inschriften gefunden worden sind), Dertona, Iria, Placentia, Cremona und von da ostwärts gebaut wurde. Es gibt eine Inschrift von 117 v. Chr. (im Palazzo Municipale in Genau erhalten) mit der Entscheidung der patroni Q. und M. Minucius aus Genua, in Übereinstimmung mit einem Erlass des römischen Senats in einer Kontroverse zwischen dem Volk Genuas und den Langenses (auch Viturii genannt), den Einwohnern einer benachbarten Hügelstadt, die in das Genueser Territorium aufgenommen wurde. Aber keine der anderen in Genua gefundenen Inschriften, die praktisch allesamt Grabesinschriften sind, kann definitiv der antiken Stadt zugeordnet werden; man kann gleichermaßen annehmen, dass sie von anderen Orten über See dorthin gebracht wurden. Nur aus Inschriften an anderen Orten wissen wir, dass Genua Stadtrechte hatte, aber es ist unbekannt, ab welchem Zeitpunkt. Klassische Autoren berichten wenig von der Stadt.

[Bearbeiten] Mittelalter

Die Geschichte Genuas während der langobardischen und karolingischen Perioden ist lediglich die Wiederholung der allgemeinen Geschichte der italienischen Kommunen, denen es gelang, von wettstreitenden Fürsten und Baronen die ersten Urkunden ihrer Freiheit zu erlangen. Der patriotische Geist und die Tüchtigkeit der Genuesen auf See, die sie in ihren Verteidigungskriegen gegen die Sarazenen entwickelten, führte zur Gründung einer bürgerlichen Verfassung und zum raschen Wachstum einer wirksamen Marine. Aus der Notwendigkeit eines Bündnisses gegen den gemeinsamen sarazenischen Feind schloss sich Genua Anfang des 11. Jahrhunderts mit Pisa zusammen, um die Moslems von der Insel Sardinien zu vertreiben und zur mittelalterlichen Kolonialmacht aufzusteigen.

Bereits 1162 errichten Genueser in Salé, südwestlich von Ceuta einen Stützpunkt an der afrikanischen Küste, zu dem 1253 das ebenfalls westlich der Meerenge von Gibraltar gelegene Safi kommt. 1277 eröffnen sie die ersten Seeverbindungen von Spanien mit Flandern und England. Ab 1251 genießen sie in Sevilla steuerliche Privilegien. Genueser Kaufleute haben schon vor dem Ende der Reconquista in Spanien den Handel mit Olivenöl, Wein, Thunfisch, Leder, Seife und Quecksilber in Cádiz, Granada, Lissabon, Málaga und Sanlucar zu ihrer Domäne gemacht. Die Eroberungen Gran Canarias, Las Palmas und Teneriffas werden finanziert durch genuesisches Handels- und Kreditkapital unter aktiver Teilnahme spanischer und portugiesischer Unternehmer, wie z. B. der Tuchfabrikanten. Auch in Valencia, Toledo und Cuenca hatten Genueser großen Anteil am kastilischen Handel. Zu den alberghi ligures, den Genueser Familien, die in Andalusien dauerhaft ansässig wurden, zählen die Boccanegra, Cataño, Centurión, Espinola, Grimaldo, Pinelo, Rey, Riberol, Sopranis, Zaccaría u. a. Anders als die Venezianer verfügen die Genueser nicht über eine große Kriegsmarine. Genuesisch-pisanischer Technologietransfer verhilft den iberischen Monarchien Portugal, Kastilien-León und Aragón-Katalonien nach und nach zu eigenen, leistungsfähigen Flotten, die von den eroberten Häfen entlang der Straße von Gibraltar die maurische Seesperre mit der Zeit durchbrechen.

[Bearbeiten] Rivalität mit anderen Stadtstaaten

Das so erworbene sardische Gebiet lieferte bald Gelegenheit zu Eifersüchteleien zwischen den Verbündeten Genua und Pisa. Zwischen den beiden Republiken begannen lange Seekriege, die schließlich katastrophal für Pisa ausgingen. Mit nicht weniger Gewandtheit als Venedig nahm Genua all die Gelegenheiten des umfangreichen Speditionsverkehrs zwischen Westeuropa und dem Nahen Osten wahr, die sich durch die Kreuzzüge ergaben. Die den Sarazenen in der gleichen Periode entrissenen Seehäfen entlang der spanischen Küste und die vor Smyrna gelegene ägäische Insel Chios wurden Genueser Kolonien, während in der Levante, an den Küsten des Schwarzen Meeres und entlang den Ufern des Euphrat starke Genueser Festungen errichtet wurden. Es ist nicht verwunderlich, dass diese Eroberungen in den Köpfen der Venezianer und der Pisaner erneuten Neid gegenüber Genua weckten und neue Kriege provozierten. Aber der Kampf zwischen Genua und Pisa wurde in der Seeschlacht bei Meloria 1284 zu einem für Pisa verheerenden Abschluss gebracht.

Der Erfolg Genuas in Handel und Seefahrt während des Mittelalters ist umso bemerkenswerter, als es im Gegensatz zu den rivalisierenden Venezianern ständig von inneren Uneinigkeiten geplagt wurde. Das einfache Volk und der Adel kämpften gegeneinander, rivalisierende Parteien unter den Adligen strebten danach, die Übermacht im Staat zu erlangen. Adlige und Volk gleichermaßen wandten sich zur Schlichtung und Herrschaft an ausländische capitani del popolo, als einziges Mittel, um einen vorübergehenden Waffenstillstand zu erreichen. Aus diesen Kämpfen zwischen rivalisierenden Adligen, in denen die Namen Spinola und Doria herausragen, wurde Genua bald in den Strudel der guelfischen und ghibellinischen Parteien hineingezogen; aber seine Anerkennung ausländischer Autoritäten – nacheinander Deutsche, Neapolitaner und Mailänder – machte ihnen 1339 den Weg zu einem unabhängigeren Staat frei. Die Regierung nahm nun eine bleibendere Form an, mit der Ernennung des ersten Dogen (eines Amts auf Lebenszeit) Simone Boccanegra. Abwechselnde Siege und Niederlagen der Venezianer und Genuesen – unter den Niederlagen die schlimmste die Niederlage gegen Venedig bei Chioggia 1380 – endeten in der Feststellung der signifikanten Unterlegenheit der Genueser Herrscher, die mal unter die Macht Frankreichs, mal der Visconti aus Mailand fielen.

[Bearbeiten] Von Beginn der Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert

Ansicht von Genua um 1490
Ansicht von Genua um 1490

Der Banco di San Giorgio mit seinen großen Besitzungen hauptsächlich auf Korsika bildete während dieser Phase das stabilste Element im Staat, bis 1528 der Nationalgeist seine alte Kraft wiedergewann, als Andrea Doria die französische Vorherrschaft abschütteln und die alte Form der Regierung wiederherstellen konnte. In diesem Zeitraum – dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts – entdeckte der Genueser Seefahrer Christoph Kolumbus im Auftrage Spaniens die Neue Welt. Die Regierung, wie sie von Andrea Doria wiedereingesetzt worden war, mit bestimmten Änderungen, die ihr einen konservativeren Charakter verliehen, blieb bis zum Ausbruch der Französischen Revolution und der Bildung der Ligurischen Republik unverändert. Während dieses langen Zeitraums von fast drei Jahrhunderten, in dem der dramatischste Vorfall die „Verschwörung der Fieschi“ war, entdeckten die Genueser den Ausgleich für den verlorenen Osthandel in den enormen Gewinnen, die sie als Bankiers der spanischen Krone und Ausrüster der spanischen Armeen und Flotten sowohl in der Alten als auch in der Neuen Welt machten. Anders als viele andere italienische Städte war Genua vergleichsweise immun gegen fremde Vorherrschaft.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt von den Franzosen beschossen und 1746, nach der Niederlage von Piacenza, an die Österreicher übergeben, die jedoch schnell verjagt wurden. Eine 1729 begonnene Revolte in Korsika wurde mit Hilfe der Franzosen unterdrückt, die 1768 selbst die Insel in Besitz nahmen (siehe Korsika).

Die kurzlebige Ligurische Republik, gegründet 1797 und völlig von Frankreich abhängig, wurde schon 1805 vom französischen Kaiserreich einverleibt. 1804 erhob sich Genua gegen die Franzosen, auf die Zusicherung von Lord William Bentinck hin, dass die Alliierten der Republik wieder ihre Unabhängigkeit zurückgeben würden. Durch eine Geheimklausel im Vertrag von Paris war jedoch festgelegt worden, dass Genua mit dem Herrschaftsgebiet des Königs von Sardinien vereinigt werden sollte; diese Vorkehrung wurde vom Wiener Kongress bestätigt. Zweifellos hat die durch diese Klausel hervorgerufene Unzufriedenheit dazu beigetragen, dass in Genua der republikanische Geist am Leben blieb und durch den Einfluss des jungen Genuesen Giuseppe Mazzini nicht nur für die sardische Monarchie, sondern für alle Regierungen der Halbinsel eine ständige Bedrohung blieb. Selbst der materielle Nutzen aus der Vereinigung mit Sardinien und die konstitutionelle Freiheit, die König Karl Albert all seinen Untertanen gewährte, konnten nicht die republikanischen Unruhen von 1848 verhindern. Nach einem kurzen und scharfen Kampf wurde die vorübergehend von den Republikanern besetzte Stadt von General Alfonso La Marmora wieder zurückgewonnen.

[Bearbeiten] Demonstrationen gegen den G8-Gipfel 2001

Im Juli 2001 fanden anlässlich des 27. G8-Gipfels Demonstrationen statt, in deren Verlauf der 23-jährige Globalisierungsgegner Carlo Giuliani durch einen Carabiniere erschossen wurde. Der Tod von Giuliani wird in der Antiglobalisierungsbewegung zu weiten Teilen als Mord angesehen, wohingegen der Beamte sich auf Notwehr berief und in einem Prozess freigesprochen wurde. Bis heute bleiben Fragen nach dem genauen Hergang offen. So wurde das Projektil, mit dem Giuliani erschossen wurde, nie gefunden bzw. untersucht. Es gibt erhebliche Zweifel an den Theorien zum Tathergang, besondern an der Behauptung seitens des Staatsanwaltes, das tödliche Projektil sei von einem Stein in der Luft abgeprallt und habe so Giuliani getroffen. Auch gibt es nach Auswertung des sehr umfangreichen Bildmaterials Zweifel am Tathergang. Besonders kritisiert wurden Fotos des Vorfalls, die mit einem Teleobjektiv aufgenommen wurden und so die räumlichen Gegebenheiten verzerrt darstellen. Die italienische Polizei griff gegen die Globalisierungsgegner insgesamt äußerst hart durch, ließ eine große Zahl festnehmen, verletzte viele zum Teil schwer und brachte viele Demonstranten ins Bolzaneto-Gefängnis. Siehe auch Bolzaneto-Prozess. Die Vorgänge im den G8-Gipfel in Genua wurden auch von unabhängigen Organisationen wie amnesty international scharf verurteilt. AI sprach in diesem Zusammenhang von der weitestgehenden Außerkraftsetzung demokratischer Grundrechte durch Staatsorgane seit dem zweiten Weltkrieg.

Die Dokumentation „Die Story - Gipfelstürmer” des WDR vom 24. Juli 2002 belegt mit zuvor unveröffentlichten Bilddokumenten die Menschenrechtsverletzungen vonseiten der in Genua vorgegangenen Sicherheitspolizei. Der Einsatzführer der Sicherheitskräfte von Genua (nicht der ausführende Franscesco Gratteri) ist derselbe, der beim „33. Gipfel” in der BRD 2007 für das Kommando eingeteilt wurde.

[Bearbeiten] Verschiedenes

Panorama von Genua, vom Hafen aus
Panorama von Genua, vom Hafen aus

Der Platzmangel in Genua hat zur Folge, dass für den Bau des Flugplatzes und des neuen Containerhafens eine besondere Lösung getroffen werden musste: Abtragung eines Hügels und Aufschüttung des Meeres.

Die Stadt ist Sitz eines Erzbischofs und hat einige Universitäten.

Genua war – zusammen mit Lille – Kulturhauptstadt Europas 2004.

Rund um den Hafen von Genua wird bis zum heutigen Tag die Tradition des Trallalero, eines mehrstimmigen Gesangs ohne Instrumente, gepflegt.

Die Stadt Genua hat mit ihrem Namen zum Teil auf merkwürdige Weise Pate gestanden, unter anderem für die Bezeichnung bestimmter Hosen namens Jeans oder auch für die Anhänger des argentinischen Fußballclubs Boca Juniors, genannt Xeinezes.

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt

Denkmal von Christoph Kolumbus in Genua
Denkmal von Christoph Kolumbus in Genua

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Genova – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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