Hadrian VI.
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hadrian VI., mit bürgerlichem Namen Adriaan Florisz Boeyens bzw. Adriaan Florisz d'Edel oder im Deutschen auch unter dem Namen Adrian von Utrecht bekannt, (* 2. März 1459 in Utrecht; † 14. September 1523 in Rom), war von 1522 bis 1523 der siebte deutsche Papst. Innerhalb der Niederlande ist er als "einziger niederländischer Papst" bekannt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Herkunft
Adrian wurde als Sohn eines Zimmermanns in Utrecht, in den heutigen Niederlanden, geboren. Da die Niederlande zum (nieder-) deutschen Sprach- und Kulturraum (deutsches Dialektkontinuum) gehörten, außerdem zu dieser Zeit zum Heiligen Römischen Reich, war es selbstverständlich, dass sie sich als Deutsche bzw. als Niederdeutsche bezeichneten (daher: engl. "dutchman").
[Bearbeiten] Ausbildung
Seine theologische Ausbildung begann er bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben in Zwolle. Anschließend studierte er in Löwen Philosophie, Theologie und Kirchenrecht. Besonders das Wirken der Scholastiker wie Thomas von Aquin hatte es Adrian angetan. Ab 1493 lehrte er an der Katholieke Universiteit Leuven Theologie, zuerst als Professor, später als Rektor.
1507 lehrte Adrian den späteren Kaiser Karl V. klassische Sprachen und erhielt somit einen einflussreichen Zugang zum Herrschergeschlecht.
[Bearbeiten] Klerikale Karriere
1490 wurde er Pfarrer vom grossen Beginenhof in Leuven, was er auch noch als Papst bleiben würde. 1516 wurde er zum Bischof von Tortosa ernannt. 1517 erhob Papst Leo X. Adrian zum Kardinal. Er wurde zum Inquisitor in Aragonien und in Navarra ernannt. Ein Jahr später wurde er auch Inquisitor in León und in Kastilien.
[Bearbeiten] Pontifikat
Am 9. Januar 1522, nach dem Tod von Papst Leo X., wurde Adrian zu dessen Nachfolger gewählt, nachdem die Wahl des erklärten Frankreich-Gegners Kardinal Schiner am Widerstand der französischen Kardinäle gescheitert war. Die Wahl eines Nichtitalieners stieß in Rom auf deutlich geäußerte Ablehnung, die sich unter anderem in vielen Spottgedichten dokumentierte, die an der Figur des Pasquino an der Piazza Navona angeheftet wurden:
- O del sangue di christo traditore
- Ladro collegio chel bel vaticano
- Alla tedescha rabbia hai posto in mano
- Come per doglia non ti scoppia el cuore --
- Oh Du Verräter des Blutes Christi,
- Räuberisches Kollegium, das Du den schönen Vatikan
- Dem deutschen Zorn in die Hände gelegt hast,
- Bricht Dir nicht das Herz vor Schmerz --
[Bearbeiten] Protestantische Reformation
Eines der größten Probleme, mit denen sich Hadrian VI. auseinandersetzen musste, war die beginnende Reformation im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Mit einer durchgreifenden Reform der Kirche versuchte er, die Auswirkungen der Reformation aufzuhalten, was ihm aber nicht gelang. Die Gegensätze waren bereits zu groß, und eine Umsetzung des Wormser Edikts war nicht mehr möglich, da der Reichstag in Nürnberg, der von 1522 bis 1523 in der Reichsstadt tagte, die Entscheidung verschob.
[Bearbeiten] Osmanisches Problem
Dies war aber nur eines der Probleme, mit denen sich der neue Papst beschäftigen musste. Auch der Abwehrkampf gegen die islamischen Türken beschäftigten ihn, erst recht nachdem die Osmanen unter Süleyman I. den Johanniterorden von seinem Sitz Rhodos vertrieben. Die christlichen Krieger wichen weit nach Westen, nach Malta zurück.
[Bearbeiten] Problem Habsburg - Frankreich
Auch die Streitigkeiten zwischen dem Kaiserhaus der Habsburger und den Franzosen waren ein kaum lösbares Problem.
[Bearbeiten] Tod
Nach kurzer Amtszeit verstarb der Papst im Spätsommer 1523. Hermann Schreiber kommt in seinem Buch "Geschichte der Päpste" zu dem Schluss, dass Hadrian VI. wohl vergiftet wurde. Das "Lexikon der Heiligen und Päpste" geht jedoch von einem nicht unwahrscheinlichen Fiebertod aus, da in den damals noch nicht trocken gelegten Sümpfen rund um den Vatikan Millionen von Stechmücken zur Plage wurden. Er wurde zunächst im Petersdom, später in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell'Anima in Rom beigesetzt.
Hadrian war der bisher einzige Papst aus den früheren niederdeutschen Landen (Niederlande) und bis zur Wahl von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1978 der letzte nichtitalienische Papst. 2005 wurde mit dem Bayern Joseph Ratzinger als Benedikt XVI. erneut ein Deutscher zum Papst gewählt.
[Bearbeiten] Literatur
- Hermann Schreiber: Geschichte der Päpste, Bechtermünz Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-860-47091-4
- Christian Fichtinger: Lexikon der Heiligen und Päpste, Ullstein Tb 1995, ISBN 3-548-35532-3
[Bearbeiten] Weblinks
- Hadrian VI.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 10, S. 302.
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- Eintrag in der Catholic Encyclopedia (englisch)
Vorgänger Leo X. |
Papst (Liste der Päpste) 1522 - 1523 |
Nachfolger Klemens VII. |
Vorgänger Lluís Mercader |
Bischof von Tortosa 1516 - 1522 |
Nachfolger Wilhelm van Enkevoirt |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hadrian VI. |
ALTERNATIVNAMEN | Adrian Florisz Boeyens oder Adriaan Florisz d'Edel |
KURZBESCHREIBUNG | Papst von 1522 bis 1523 |
GEBURTSDATUM | 2. März 1459 |
GEBURTSORT | Utrecht |
STERBEDATUM | 14. September 1523 |
STERBEORT | Rom |
Kategorien: Mann | Papst | Deutscher | Geboren 1459 | Gestorben 1523