Hans Ticha
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Hans Ticha (* 2. September 1940 in Tetschen-Bodenbach (heute Děčín) ist ein deutscher Maler, Grafiker und Buchillustrator.
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[Bearbeiten] Leben
Von 1946 bis 1958 besuchte er die Schule in Schkeuditz, danach 1958 bis 1962 studierte er Pädagogik (Kunsterziehung und Geschichte) an der Karl-Marx-Universität Leipzig.
Von 1962 bis 1964 war Ticha als Lehrer in Lindenthal bei Leipzig tätig und begann 1965 sein Studium an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee. Er lernte u. a. bei Kurt Robbel, Werner Klemke, Arno Mohr und Klaus Wittkugel und war nach Studienabschluss von 1970 bis 1990 als freischaffender Maler und Buchillustrator tätig. In dieser Zeit gehörte er, wohnhaft in der Rykestraße, zum kulturellen Sammelfeld des Kollwitzplatzes in Berlin. Nach der Wende in der DDR zog er 1990 nach Mainz, 1993 nach Maintal-Hochstadt bei Hanau.
Schon mit 19 Jahren gestaltete er sein erstes Buch. Daneben malte er und gestaltete Grafiken. Ticha arbeitete für fast alle maßgeblichen Verlage der DDR (Mitteldeutscher Verlag, Neue Welt, Verlag der Nation, Aufbau, Kinderbuchverlag) und war durch Ausgaben der Büchergilde Gutenberg auch im Westen vertreten und gestaltete so mehr als 90 Bücher.
[Bearbeiten] Würdigung
Handwerkliche Solidität, Experimentierfreude, originelle Bildfindungen und konzeptionelle Konsequenz" zeichnen Tichas Kunst aus (Hiltrud Lübbert). Er wird als „einziger Pop-Künstler der DDR“ bezeichnet, da sein Interesse für die in den Staaten des Warschauer Pakts eher verpönte Pop-Art sich früh schon zeigt und konsequent verfolgt wird. In Auseinandersetzung mit den Stilmitteln der Pop-Art innerhalb der sozialistischen Gesellschaft und ihrer Propaganda-Bilder verändert er den revolutionären Begriff „Agit-Prop“ (Agitation und Propaganda) zu „Agit-Pop“. Neben der Pop-Art gehören zu seinen Vorbildern Fernand Léger, die Maler des Bauhauses wie Oskar Schlemmer und Willi Baumeister, sowie der russische Konstruktivismus.
Die Bildsprache Hans Tichas ist eigenwillig und prägnant. Charakteristisch für viele seiner Illustrationen ist die auffallende Farbigkeit, die sich häufig beschränkt auf die Grundfarben Rot, Gelb, Blau und Schwarz und die Dominanz runder Formen, von Herbert Sandberg treffend "Kugelismus" genannt. Tichas Buchillustrationen sind immer eingebunden in ein Gesamtkonzept von Text, Typografie und Grafik. Dabei bevorzugt der Künstler Farbholzschnitte, Federzeichnungen, Linolschnitte und Original-Flachdruckgrafiken für seine buchkünstlerische Arbeit. (Pressemitteilung Deutsche Bibliothek Frankfurt, 2004)
Der Maler und Illustrator Hans Ticha kann ein Künstler werden, dessen unverwechselbare Bildfindungen über sich und die Welt in Atem halten, wie es in den sichtbaren Künsten Picasso passierte, Chagall, Braque, um in unserer Zeit zu bleiben, er kann der geachtete und bekannte Künstler sein, der er ist, dessen Gesittung: Arbeit, Substanz, Kenntnisse, Urteil und Erfolg allgemein geschätzt wird, dessen pädagogisches Vermögen - er war ja mal Lehrer - im persönlichen Umgang freundlich beeindruckt, er kann freilich auch, wiewohl das im Augenblick recht unwahrscheinlich ist, durch heute unvorhersehbare Momente und Geschehnisse aufhören zu malen und zu illustrieren, sich einer anderen Tätigkeit, einem anderen Metier zuwenden. Also, das Ende, der Ausgang sind bis dato ungewiss. (Eckart Krumbholz, 1978)
Meine Vorliebe für piktogrammähnliche Verknappungen haben zwei Ursprünge. Ich suche eine formale Annäherung der Illustration an das typografische Zeichen… Zum anderen finde ich Trivialkunst anregend.(Hans Ticha)
Bilder von Ticha finden sich u. a. im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Schloss Weimar, Historischen Museum Berlin, der Bundesrepublik Deutschland Bonn
[Bearbeiten] Auszeichnungen, Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1961 Kunstpreis des FDGB (in Folge weitere Auszeichnungen des FDGB z.B. 1965 u.ö.)
- 1968 Grand Premio des IOC (Internationalen Olympischen Komitees) anlässlich der Sport-Biennale in Barcelona
- 1972 und 1973 Auszeichnung für „das schönste Buch der DDR“ („Skurrile Skizzen“ von Frigyes Krinthy bei Rütten & Loening / „Geschichten aus der Murkelei“ Kindergeschichten von Hans Fallada im Aufbau Verlag). Es folgten 23 weitere Auszeichnungen für das „Schönste Buch des Jahres“ sowie 11 Auszeichnungen der DDR für „den schönsten Buchumschlag“.
- 1982 Silbermedaille der Internationalen Buchausstellung Leipzig („Handbuch der Heiterkeit" von Gerhard Branstner, 1980)
- 1989 Ehrendiplom der Internationalen Buchausstellung Leipzig („Eene meene muh“, 1986 im Verlag Junge Welt)
- 1990 Teilnahme an der 44. Biennale, Venedig
- 1998 Walter Tiemann-Preis für „Flüchtlingsgespräche“ (Bertolt Brecht)
- 2000 3. Preis der Stiftung Buchkunst („Aus dem wirklichen Leben“ von Ernst Jandl, Büchergilde Gutenberg)
- 2004 Ausstellung der Buchgrafik in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main
- 2007 Ausstellung Buch & Grafik 1970 - 2006 in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig
[Bearbeiten] Literatur (Auswahl)
- Literatur von und über Hans Ticha im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Krumbholz, Eckart : Beiläufiges über Hans Ticha ; in: Walther, Joachim (Hrsg.) : Mir scheint der Kerl lasiert. Dichter über Maler, Berlin, Der Morgen, 1978, S. 5-23
- Sandberg, Herbert : Der freche Zeichenstift : Tichas Kugelismus; in: Das Magazin, 7-1986, S. 26-28
- Frank, Hans-Eberhard : Hans Ticha als Illustrator. Mit Bibliografie; in: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie 119, 1990, S. 48-64
- Jahn, Beate : Zur Buchillustration in der Deutschen Demokratischen Republik von 1949 bis 1990; in: Neugebauer, Rosamunde: Aspekte der literarischen Buchillustration im 20. Jahrhundert. Wiesbaden : Harrassowitz, 1996, S. [95]-115
- Lothar Lang: Von Hegenbarth zu Altenbourg. Buchillustration und Künstlerbuch in der DDR. Stuttgart : Hauswedell, 2000
- Brandler, Gotthard : Hans Ticha in Greiz. Eine Ausstellung; in: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, 169, 1-2003, S. 54-65
- Ticha, Hans : Werkverzeichnis 1969 - 2000 ; illustrierte Bücher, Einbände, Plakate, Druckgrafik. Maintal, Eigenverlag, 2000
- Ticha, Hans : Werkverzeichnis 1967 - 2004; Bilder, Objekte, Zeichnungen; Maintal, Eigenverlag, 2005
[Bearbeiten] Weblinks
- Grafikbrief der Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt/Main
- Information der Galerie am Kollwitzplatz
- Ausstellung in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main
Personendaten | |
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NAME | Ticha, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler, Grafiker und Buchillustrator |
GEBURTSDATUM | 1940 |
GEBURTSORT | Tetschen-Bodenbach (heute Děčín |