Herrenwyk
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Herrenwyk ist ein Ortsteil Lübecks.
Herrenwyk ist ein überwiegend von Industrie geprägter Stadtteil von Lübeck. Bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts prägten das Hochofenwerk, die Flender-Werft und die Fischindustie diesen Arbeiterstadtteil. Auch die über die Trave führende Herrenbrücke, eine der größten Klappbrücken Europas, gehörte zum Erscheinungsbild Herrenwyks.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Flender-Werft
Gegründet 1917, Insolvenz Oktober 2002
Die Flender Werft wurde 1917 gegründet. Geplant war ursprünglich nur der Bau von Schwimmdocks; sehr schnell begann dann aber auch die Konstruktion von Schiffen und U-Booten. In den 50er Jahren zählte die Flender-Werft mit bis zu 4000 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern in Lübeck. Aufgrund der Schiffbaukrise musste die Belegschaft immer mehr reduziert werden. Dennoch hielt sich die Werft, bis sie sich mit dem Bau von zwei Schnellfähren für die griechische Reederei Superfast Ferries übernahm und im Oktober 2002 Insolvenz beantragen musste. 800 verbliebene Arbeitsplätze fielen weg. Das letzte Schiff war die Norröna für die Faröer Inseln. Damit endete auch die 120-jährige Geschichte des Eisen- und Stahlschiffbaus in Lübeck. Die Flender Werft wurde im Jahr 2006 endgültig aus dem Handelsregister gestrichen. Die Gebäude größtenteils abgerissen und das Gelände wird nun von der Reederei Lehmann für den Fährbetrieb in die Ostblockstaaten genutzt.
[Bearbeiten] Hochofenwerk
Gegründet 1905, Konkurs 1981
Bis zu Beginn der 90er Jahre war der Ortsteil Herrenwyk Standort eines großen Hüttenwerks. Das in diesem Hochofenwerk anfallende Gichtgas wurde von einem Kraftwerk in Lübeck-Herrenwyk verbrannt. Der Grundstein für das Werk wurde am 7. November 1905 gelegt und im August 1907 in Betrieb genommen. Ab 1905 prägte Moritz Neumark (1866-1943) die Geschicke des Unternehmens, bis er 1934 wegen seiner jüdischen Herkunft gezwungen war, sein Amt als Generaldirektor und alleiniger Vorstand niederzulegen. 1937 übernahm Friedrich Flick das Werk, 1954 erfolgte die Umwandlung in die "Metallhüttenwerke Lübeck AG", ab 1958 GmbH. Nach einem Konkursverfahren 1981 wurde das Werk 1992 abgerissen und eingeebnet. Das Gelände wurde von der am 20. April 1982 gegründeten "Neue Metallhüttenwerke Lübeck GmbH" verwaltet, die es seit 1991 auch nicht mehr gibt.
Siehe Hauptartikel Hochofenwerk Lübeck
[Bearbeiten] Kraftwerke
Inbetriebnahme 1911, Abbruch 1990
Am 11. Juni 1911 ging das Kraftwerk der Nordwestdeutschen Kraftwerke AG NWK neben dem Hochofenwerk in Lübeck-Herrenwyk in Betrieb. Ein zweites Kraftwerk folgte 1942 in Lübeck-Siems. Beide Kraftwerke, die zuletzt zur PreussenElektra (jetzt E.ON) gehörten, wurden Anfang der 90er Jahre stillgelegt und mittlerweile abgerissen.
[Bearbeiten] Stromrichterstation
An Stelle der Kraftwerke wurde die Stromrichterstation der HGÜ Baltic-Cable errichtet, die 1994 in Betrieb ging. Von der Stromrichterstation Herrenwyk geht eine 380kV-Leitung zum Umspannwerk Lübeck-Siems, die dort endet. Diese Leitung ist als einzige 380kV-Leitung in Deutschland nicht mit den übrigen Leitungen dieser Spannungsebene verbunden. Obwohl schon seit 1990 eine Fortführung nach Schwerin geplant ist, wurde dieses Projekt bisher aus Umweltschutzgründen nicht realisiert. Auf dem Areal der Stromrichterstation befindet sich auch ein 110kV/20kV-Umspannwerk, welches über zwei vom Umspannwerk Lübeck-Siems kommende 110kV-Stromkreise gespeist wird. Diese Stromkreise sind auf der untersten Traverse der Freileitung zum Umspannwerk Lübeck-Siems, die eine kombinierte 380kV/110kV-Freileitung darstellt, montiert. Ein Transformator zur Kopplung der 380kV-Ebene mit der 110kV-Ebene existiert auf dem Areal der Stromrichterstation in Lübeck-Herrenwyk nicht. Wegen der fehlenden Anbindung der Stromrichterstation in Lübeck-Herrenwyk an das mitteleuropäische 380kV-Netz kann das Baltic-Cable nicht mit der maximalen Leistung von 600 Megawatt, sondern nur mit maximal 372 Megawatt betrieben werden.
[Bearbeiten] Herrenbrücke und -tunnel
Herrenbrücke: Baubeginn 1960, Abriss ab September 2005
Die Herrenbrücke war ein Klappbrücke mit vier Stahlklappen. Mit ihrem Bau wurde am 1. September 1960 begonnen. Mit ihren Vorlandbrücken und der eigentlichen Klappbrücke kam sie auf eine Länge von etwa 550 Meter, die Breite der Fahrbahnplatte betrug 27 Meter und die lichte Weite zwischen den Strompfeilern 62 Meter. Bei einer maximalen Höhe für die Schifffahrt von 22 Meter konnten viele Fahrzeuge die Brücke ohne Öffnung passieren.
Auf Grund der vielen Defekte und immens hoher Reparatur- und Instandhaltungskosten wurde die Herrenbrücke ab September 2005 abgerissen und durch den mautpflichtigen Herrentunnel ersetzt.
[Bearbeiten] Technikzentrum
Mit der Deindustrialisierung einher geht die Umstrukturierung. Das private Technikzentrum ist ein Technologiezentrum, das in Herrenwyk junge Unternehmen und Existenzgründer ansiedelt und betreut.
[Bearbeiten] Hafen
Die derzeit größte Investition in Herrenwyk wird im Hafenbereich getätigt, wobei interessanter Weise in diesem Stadtteil drei Hafenbetreiber miteinander konkurrieren: Die HHLA Hamburger Hafen und Lagerhaus AG betreibt ein neues Containerterminal für den schienengebundenen Containertransport, die städtische Lübecker Hafengesellschaft baut den neuen Seeland-Kai und die private Lehmann-Gruppe baut das ehemalige Werftgelände der Flenderwerke zu einem Fährterminal um.