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Friedrich Flick

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Friedrich Flick bei den Nürnberger Prozessen
Friedrich Flick bei den Nürnberger Prozessen

Friedrich Flick (* 10. Juli 1883 in Ernsdorf (Siegerland); † 20. Juli 1972 in Konstanz) war ein deutscher Unternehmer. Nach beiden Weltkriegen wurde er zum reichsten Deutschen.

Seine Söhne waren Rudolf Flick, Otto-Ernst Flick und Friedrich Karl Flick. Seinen dritten Sohn Rudolf verlor er während des Zweiten Weltkrieges.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Bis zum Ersten Weltkrieg

Friedrich Flick kam am 10. Juli 1883 als Sohn eines Landwirts und Grubenholzhändlers in Ernsdorf (Siegerland) (heute Ortsteil von Kreuztal, Kreis Siegen-Wittgenstein) zur Welt. Flick besuchte eine Realschule, absolvierte eine Lehre zum Kaufmann bei der Bremer Hütte im heutigen Siegener Stadtteil Weidenau, absolvierte seinen Wehrdienst und begann ein Studium an der Handelshochschule in Köln. Seit seiner Jugend las Flick eifrig Unternehmensbilanzen. Flick war einer der ersten Studenten, die nicht nur ein Betriebswirtschaftsstudium, sondern auch ein Studium der Volkswirtschaft absolvierten. Einer seiner Lehrer war dort Eugen Schmalenbach, der "Entwickler" der dynamischen Bilanztheorie. Seine erste Anstellung bekam er, nachdem er 1906 sein Diplom als Kaufmann erhalten hatte, wieder bei der Bremer Hütte, 1913 wechselte er dann in den Vorstand der westfälischen Eisengesellschaft. Sein Aufstieg begann seit 1915 als Vorstandsmitglied bei der Charlottenhütte in Niederschelden, in die er sich mit der Zeit einkaufte. Dies finanzierte er durch Gewinne an Betrieben, die er überteuert als Vorstandsmitglied kaufte, nachdem er sich zuvor an ihnen beteiligt hatte, oder indem er privat Schrott aufkaufte und an seine eigene Firma weiterverkaufte. Im Ersten Weltkrieg mit seinem Rüstungsboom führte er den Betrieb zu großen wirtschaftlichen Erfolgen und wurde schließlich 1917 sein Generaldirektor.

[Bearbeiten] In der ersten deutschen Republik

Der Versuch, sich einen Stand im Ruhrgebiet zu verschaffen, scheiterte zunächst an den dortigen Industriemagnaten, allerdings konnte er verhindern, dass sich diese ihrerseits im Siegerland etablierten. Über geschickte Betriebsaufkäufe in Oberschlesien und Mitteldeutschland, die er dank der hohen Inflation durch günstige Kredite finanzierte, konnte er schließlich doch die wichtigen Kohleressourcen für sich sichern und wurde um 1930 der größte deutsche Schwerindustrielle. Seine verschiedenen Betriebe vereinigte er 1929 in der Mitteldeutschen Stahlwerke AG. Außerdem wurde er Mehrheitseigner der Maxhütte, was ihm Einfluss bei der Vereinigte Stahlwerke AG und der Harpener Bergbau AG verschaffte, und er brachte die "Gelsenberg" (Gelsenkirchener Bergwerks-AG) unter seine Kontrolle, die er später zum vierfachen Marktpreis, nachdem er in der Weltwirtschaftskrise kurz vor dem Bankrott stand, an die Regierung Brüning verkaufte (Gelsenkirchenaffäre). In den 1930er Jahren beteiligte er sich an einem der größten Stahlproduzenten des damaligen Deutschland, der Vereinigte Stahlwerke AG.

Nach dem Verkauf der Gelsenkirchener Bergwerks-AG 1932 gründete er die Mitteldeutschen Stahlwerke. Er war Mitglied des konservativen Deutschen Herrenklubs. In der Weimarer Republik verteilte er, obwohl Mitglied der Deutschen Volkspartei, um sich in jeder Richtung abzusichern, Wahlspenden an verschiedene Parteien. Die NSDAP war dabei anfangs schlechter gestellt als die anderen Parteien, da Flick Hitler keinerlei Sympathien entgegenbrachte und er das pompöse Auftreten der Partei, welches im krassen Gegensatz zum eigenen Auftreten stand, abstoßend fand.

[Bearbeiten] Im Dritten Reich

Nach 1933 konzentrierte er die Spenden, rund 100.000 Reichsmark im Jahr, auf die NSDAP. Er wurde Mitglied des Freundeskreises Reichsführer SS. Am 20. Februar 1933 wurde er zusammen mit Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Georg von Schnitzler, Fritz Springorum, Ernst Tengelmann, Albert Vögler und anderen Vertretern der deutschen Wirtschaft zum neuen Reichskanzler Adolf Hitler eingeladen. Dieser wollte den Anwesenden seine Wirtschaftspolitik erläutern und gleichzeitig Bedenken gegen ihn aus dem Weg räumen. So war er sehr darum bemüht, das Image des Bierzelt-Agitators abzulegen und versprach den Anwesenden, entgegen der in seinen Wahlkampfreden vorgetragenen Enteignungsabsichten, vollen Schutz des privaten Eigentums der Unternehmen und deren Besitzer. Zudem sicherte er zu, die Konjunktur anzutreiben und Streiks zu unterbinden. Gleichzeitig machte er allen klar, dass die Nationalsozialisten gewillt waren, mit allen Mitteln die Macht an sich zu reißen.

Nachdem die NSDAP an die Macht gelangt war, schickte Flick im April des Jahres 1933 den Aufsichtsratsvorsitzenden der Mitteldeutschen Stahlwerke Heinrich Koppenberg in das Reichsluftfahrtministerium. Dort wurden ihm größere Aufträge in Aussicht gestellt. Im Dezember war der Aufbau der Luftwaffe beschlossene Sache, und die dem Konzern gehörende Allgemeine Transportanlagen Gesellschaft erhielt die ersten Aufträge für den Bau von Flugzeugen. Es folgte im März 1934 ein Auftrag für die Herstellung von Bomben, Granaten und Munition. Am 15. März desselben Jahres besuchte Friedrich Flick den Stabschef des Heereswaffenamtes, Georg Thomas. Dort erhielt er in einem Gespräch unter vier Augen die Informationen, dass die Nationalsozialisten einen Krieg planten und dass man für diesen Fall Vorräte an Waffen und Munition für einen Zeitraum von vier bis fünf Monaten benötige.

Bei der "Arisierung" von jüdischen Betrieben konnte er seinen Reichtum weiter vergrößern. Ursache dafür, dass Flick besonders davon profitierte, waren seine guten Kontakte zu Hermann Göring. Als einziger deutscher Industrieller unterstütze er die Pläne zum Aufbau der Reichswerke Hermann Göring. Er lieferte im Gegensatz zu den Unternehmen von Rhein und Ruhr Steinkohle an die Konkurrenz aus Salzgitter. Dafür erhielt er von diesem schriftlich die Zusage, dass er bei der Arisierung begünstigt werde. Ein Beispiel dafür waren die Lübeck AG der jüdischen Familie Hahn und die Eisenhandelsfirma Rawack&Grünfeld. Bereits 1927 machte Flick diesen ein Angebot für die Übernahme der Firma, welche von diesen jedoch abgelehnt wurde. 1937 erwirkte er zusammen mit dem Heereswaffenamt, dass die Firma für den Preis von 3,4 Millionen Reichsmark übernommen werden konnte. Drei Jahre zuvor hatte der Aktienwert noch 14,3 Millionen betragen.

Zudem profitierte er von der Reprivatisierung der Vereinigte Stahlwerke AG. 1937 schloss er dann seine Unternehmen zu der Düsseldorfer Friedrich Flick KG zusammen. Gegen Ende dieses Jahres beschäftigte Flick insgesamt rund 85.000 Mitarbeiter. 1938 und 1939 kamen weitere Firmen jüdischer Unternehmer in den Besitz des Konzerns. Mit der Übernahmen der Kohlegruben der jüdischen Familie Petschek hielt er schließlich rund ein Drittel der gesamten Kohlereserven Deutschlands in seiner Hand.

1937 wurde er NSDAP-Mitglied und erhielt 1938 den Titel eines Wehrwirtschaftsführers. Zudem gelangte er in einigen Großbetrieben der Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie in die Aufsichtsräte und Verwaltungsvorstände. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in zahlreichen Betrieben Flicks um die 50.000 Zwangsarbeiter und Häftlinge aus Konzentrationslagern zur Zwangsarbeit herangezogen. Einer von ihnen war auch Ignatz Bubis. Schätzungen gehen von über 10.000 Opfern aus, die in diesen Jahren mit Unterernährung und brutaler Behandlung zu Tode geschunden wurden. Auch in diesem Punkt hoben sich die Fabriken des Flick-Konzerns von den anderen Unternehmen ab. Die Bedingungen hier galten als äußerst schlecht und die Behandlungen als sehr brutal. Selbst die Behörden wiesen auf diese besonders unmenschlichen Bedingungen hin. So schrieb eine staatliche Untersuchungskommission im Dezember 1942 nach einer Besichtigung der Essener Steinkohle AG: "Die Ostarbeiter sind gegenwärtig in Baracken für Kriegsgefangene mit schwerstem Stacheldraht und vergitterten Fenster untergebracht. Entwesung mangelhaft. Viel Ungeziefer. Strohmatratzen mussten entfernt werden, daher Schlafen nur auf Drahtmatratzen. Zuweilen Prügel. Lohnfrage ungeklärt. Essen nicht besonders.". Die Flick-Gruppe weigerte sich bis zu seinem Tod, eine Entschädigung an die Zwangsarbeiter zu leisten, da dies in den Augen von Friedrich Flick einem Schuldeingeständnis gleich gekommen wäre. Flick konnte dank der Nazis im Laufe des Zweiten Weltkriegs die Kontrolle über beinahe die gesamte europäische Montanindustrie erlangen und beschäftigte in 132 Gesellschaften rund 120.000 Beschäftigte mit einem Jahresumsatz von 550 Millionen Reichsmark. Sein privates Vermögen wurde auf rund zwei bis drei Milliarden Reichsmark geschätzt.

[Bearbeiten] Der Prozess und die Folgen

Als sich das Ende des Krieges abzeichnete, versuchte Flick sich auf die absehbaren Folgen vorzubereiten. Um seine demokratische Gesinnung zu unterstreichen, wurden ab 1944 die Spendenquittungen für die demokratischen Parteien zusammengesucht. Auch nahm man Kontakt mit der Familie Petschek, welche in die USA emigriert war, auf, um den Preis für die übernommenen Kohlegruben neu zu verhandeln. Am 8. Mai 1945 zog er sich auf seinen Landsitz in Oberbayern zurück. Dort wurde er fünf Wochen später von der amerikanischen Armee in Gewahrsam genommen. In den nächsten zwei Jahren bereitete er sich in der Internierung auf seinen Prozess in Nürnberg vor. Mit ihm warteten noch fünf Angeklagte aus dem Konzern, Odilio Burkard, Konrad Kaletsch, Otto Steinbrinck, Hermann Terberger und Bernhard Weiß, auf den insgesamt fünften der Nürnberger Prozesse. Sie wurden alle der Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Zwangsarbeit, Deportation zur Sklavenarbeit und Plünderung in besetzten Gebieten angeklagt. Bei Flick und Otto Steinbrinck kam noch die Mitgliedschaft im Freundeskreis Himmler und die Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation hinzu. Im Zuge dieses Prozesses behauptete Flick unter anderem, Kontakt zur Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg gehabt und Regimegegner versteckt zu haben. Seine Kontakte zu der Widerstandsgruppe des 20. Juli 1944 konnten nie nachgewiesen werden, und die Zeugenaussagen zugunsten von Flick wurden von den Staatsanwälten als unglaubwürdig eingestuft. Am 22. Dezember 1947 wurde der Großindustrielle im Zuge der Nürnberger Prozesse zu sieben Jahren Haft verurteilt, am 25. August 1950 durch Hochkommisar McCloy begnadigt und Anfang 1951 frei gelassen.

[Bearbeiten] Nachkriegszeit

Nach dem Krieg baute Flick seinen Konzern wieder auf, nachdem er 75% seines Besitzes im Laufe der alliierten Besatzung verloren hatte. Im folgenden Jahr musste er sich auf Druck der Alliierten von den restlichen Kohleunternehmen trennen. Flick galt jedoch bald nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wieder als einer der reichsten Männer Westdeutschlands. Er wurde bald zum größten Aktionär bei Daimler und hatte Beteiligungen bei der Feldmühle, Dynamit Nobel, Buderus und Krauss-Maffei. 1955 besaß er wieder 100 Firmen mit einem Umsatz von rund 8 Milliarden DM. Sein persönliches Vermögen war schon wieder auf 88 Millionen angewachsen. Bis Ende der 1960er Jahre wurde Flick wieder unumstritten der reichste Mann Deutschlands. Zu Beginn der 60er Jahre bestimmte er seinen jüngsten Sohn Friedrich Karl zu seinem Nachfolger. Der älteste Sohn Otto Ernst klagte erfolglos dagegen und schied schließlich 1966 aus der Unternehmensführung aus. In diesem Jahr verstarb auch seine Frau Marie.

1963 wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband verliehen.

Aufsehen erregte in den 1980er Jahren ein Artikel des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, der von Kreuztal als der gekauften Stadt sprach. In seiner Heimatstadt Kreuztal war er zu Lebzeiten zum Ehrenbürger ernannt worden. Zudem ist das dortige städtische Gymnasium nach ihm benannt ("Friedrich-Flick-Gymnasium"), welches er mit 3 Millionen DM über eine Stiftung finanzierte. In Rosenberg ist das dortige Stadion des ehemaligen Landesligavereins TuS Rosenberg, das Dr.-Friedrich-Flick-Stadion, nach ihm benannt.

Als er am 20. Juli 1972 in Konstanz starb, hinterließ er seinem Sohn und seinem Enkel Friedrich Christian Flick einen Konzern mit 330 Unternehmen, rund 300.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von circa 18 Milliarden Deutschen Mark, also rund 9,2 Mrd Euro. Flick wurde in seiner Geburtstadt Kreuztal beerdigt. Dort steht auch noch sein Geburtshaus, das heute immer noch einem Unternehmen der Flick-Gruppe gehört.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Ramge, Thomas: Die Flicks. Eine deutsche Familiengeschichte um Geld, Macht und Politik, Frankfurt am Main, Campus-Verlag, 2004. ISBN 3-593-37404-8
  • Ogger, Günter: Friedrich Flick der Grosse, Bern, München, Wien, Scherz, 1971 (3. Aufl..)
  • Ohlsen, Manfred: Milliarden für den Geier oder der Fall des Friedrich Flick, Berlin, Verlag der Nation, 1985 (3., erw. Aufl.).

[Bearbeiten] Weblinks

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