High Fantasy
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High Fantasy (auch epische Fantasy genannt) ist die wichtigste Ausformung des Fantasy-Genres und gilt bis heute als dessen "Königsdisziplin". Der Roman Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien nimmt dabei eine Schlüsselstellung ein, da er das erste und prägendste Werk der High Fantasy darstellt und somit das Genre Fantasy gleichsam definiert hat. Mit dem leicht verspäteten Erfolg des Romans in den 1960ern begannen weitere Autoren, Romane der High Fantasy zu schreiben, meist inspiriert von Tolkien und deshalb oft auf die gleichen Motive zurückgreifend. So sehen sich etwa die Autoren Raymond Feist, Terry Brooks und Tad Williams in der Tradition Tolkiens; andere Autoren und Autorinnen wie Ursula K. Le Guin, Steven Erikson oder George R. R. Martin nutzen hingegen Tolkiens Vorarbeit für eine eigenständige Bearbeitung der klassischen Motive.
Als Vorläufer von Tolkiens Werken werden oft Lewis Carrolls "Alice in Wonderland" (1865), William Morris' "The Well at the World's End" (1896) und "The Wood beyond the World" (1894), George MacDonalds "At the Back of the North Wind" (1871), sowie "The Princess and the Gobblin" (1872) und T. H. Whites "The Once and Future King" (1936) angesehen.
[Bearbeiten] Merkmale der High Fantasy
- In der Regel wird eine eigenständige Welt konstruiert, deren kulturelle und gesellschaftliche Ausformung dem idealisierten europäischen Mittelalter gleicht.
- Diese Welt wird detailliert mit einer eigenen Flora, Fauna, Geschichte, Religionsgeschichte und im Falle des "Herrn der Ringe" sogar mit eigenen Sprachen inkl. Sprachgeschichte ausgestattet.
- Mythologischen Aspekten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu; sie sind oft eng mit der eigentlichen Handlung verwoben. Meist stehen sie in einem engen Zusammenhang mit irdischen Sagen und Legenden.
- Magie ist ein ebenso zentraler Bestandteil der Welt wie fremdartige Wesen, Völker und Monster.
- Die High Fantasy erhebt den moralischen Anspruch, dass die Taten der Figuren mit einem höheren Zweck übereinstimmen, wobei Tugenden wie Ehrlichkeit, Treue, Heldentum und Tapferkeit zählen.
- Die Handlung folgt meist einem schematischen Aufbau; um eine zumeist globale Bedrohung durch eine finstere Macht abzuwehren, begeben sich die Protagonisten auf eine Quest, d.h. einer längeren Reise, und reifen während dieser zu wahren Helden. Diese Erzählform gleicht der Artus-Epik oder den Heldensagen, in denen ebenfalls die Aventiure im Mittelpunkt steht.
- Gewalt und Krieg sind gängige Lösungsstrategien für Konflikte, werden aber anders als in der Low Fantasy meist in Frage gestellt bzw. reflektiert.
Moderne High Fantasy löst sich allerdings zusehends von diesen Schablonen und legt oft einen stärkeren Wert auf eine realistische Handlung und auf ambivalente Charaktere.
[Bearbeiten] Bekannte Vertreter
- Terry Brooks
- David Eddings
- Steven Erikson
- Raymond Feist
- Terry Goodkind
- Ursula K. Le Guin
- Robert Jordan
- Guy Gavriel Kay
- George R. R. Martin
- Patricia McKillip
- R. A. Salvatore
- J. R. R. Tolkien
- Tad Williams
Siehe auch: Liste der Fantasyautoren
[Bearbeiten] High-Fantasy im Bereich Rollenspiele
Im Bereich der Pen-&-Paper-Rollenspiele bezeichnet High-Fantasy eine Fantasywelt, die, bis in den Alltag der Figuren, stark von magischen und phantastischen Elementen geprägt ist. Diese Welten besitzen eine große Exotik an fiktiven Wesen und Ländern und verwenden große zeitliche und räumliche Dimensionen als Stilmittel. Historische Epochen oder traditionelle Sagenmotive werden selten direkt übernommen, sondern originell gemischt und durch Neuschöpfungen der Autoren ergänzt. Den Gegensatz hierzu bildet die realistischer gehaltene Low Fantasy.