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Igor Fjodorowitsch Strawinski

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Igor Fjodorowitsch Strawinsky
Igor Fjodorowitsch Strawinsky

Igor Fjodorowitsch Strawinsky (russisch Игорь Фёдорович Стравинский, wiss. Transliteration Igor' Fëdorovič Stravinskij; * 5. Juni/17. Juni 1882 in Oranienbaum, Russland; † 6. April 1971 in New York City, USA) war ein Komponist ‚moderner‘ Musik. Strawinsky wird ob seiner musikalischen Fähigkeiten, stets den Zeitgeist zu verfolgen, oft und vor allem in der Postmoderne als "Chamäleon" bezeichnet.

Er schrieb Werke im neoklassizistischen und seriellen Stil, seine bekanntesten Werke entstammen aber seiner frühen russischen Periode: Der Feuervogel, Petruschka und Le sacre du printemps. Diese Ballette führten praktisch zu einer Renaissance des Genres. Strawinsky schrieb auch für ein breites Spektrum von Ensemble-Kombinationen und klassischen Formen. Sein Werk reicht von Symphonien und Opern bis hin zu Klavier-Miniaturen.

Weiterhin erlangte Strawinsky Berühmtheit als Pianist und Dirigent, oft mit Uraufführungen seiner eigenen Werke. Außerdem war er als Autor tätig. Mithilfe seines Protegés Robert Craft, der ihn in Hinblick auf die englische Sprache unterstützte, erstellte Strawinsky ein theoretisches Werk Poetics of Music. Darin stellt er die bekanntgewordene Behauptung auf, dass Musik "nichts als sich selbst ausdrücken kann". Craft übersetzte auch verschiedene Interviews mit dem Komponisten, die als Conversations with Stravinsky publiziert wurden.

Als kosmopolitischer Russe war Strawinsky sowohl im Westen als auch in seiner Heimat einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Kritisiert wurde er allerdings für seine Bewunderung von Mussolini und des Faschismus während der 1930er Jahre.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biografie

Strawinsky war in hohem Maße ein Produkt seiner Zeit. Aufgewachsen in einem Apartment in St. Petersburg, dominiert von Vater und älterem Bruder, in jungen Jahren mit seiner Kusine verheiratet und bereits früh bekannt mit führenden russischen Dirigenten und Komponisten, scheint sein Leben von einer Art "Schnellkochtopf-Effekt" bestimmt, als er 1910 erstmals nach Paris reist, um dort den Feuervogel und später die Nachfolgewerke Petruschka und Le sacre du printemps aufzuführen. In diesen Werken zeigt Strawinsky mehr als nur unterschwellig eine "lange Nase" oder - wie Strawinsky selber es ausdrückte - "sending them all to hell".

Dass er sich in einer derart restriktiven Umgebung eine intakte Persönlichkeit bewahrte, ist Zeugnis für seinen unstillbaren Entdeckerdrang, der sein ganzes Leben lang anhalten sollte. Er legte ein unermüdliches Verlangen an den Tag, über Kunst, Literatur und das Leben selber zu lernen und zu forschen. Es überrascht wenig, dass seine russische Vergangenheit mit dem nach innen gerichteten Kulturleben schon bald sehr eingeschränkt und provinziell auf ihn wirkte und sein Verlangen nach der Außenwelt erhöhte.

Relativ kleinwüchsig und nach konventionellen Maßstäben nicht unbedingt eine Schönheit, war Strawinsky, wie viele Bilder zeigen, bemerkenswert fotogen. Nachdem zumindest der physischen Seite seiner Ehe mit Ekaterina ein Ende gesetzt wurde, als diese an Tuberkulose erkrankte, scheint Strawinsky mühelos die Beachtung von Frauen der Gesellschaft wie Coco Chanel auf sich gezogen zu haben.

Auch Mäzene waren nie weit. In den frühen Zwanzigern ließ Stokowsky ihn regelmäßig durch einen Strohmann unterstützen. Auch war Strawinsky in bemerkenswertem Maße stets in der Lage, Kommissionen zu gewinnen. Der Großteil seiner Werke seit dem Feuervogel wurde für spezielle Anlässe komponiert und bezahlt. Igor Strawinsky war somit in der Lage, dem Problem so vieler Komponisten zu entgehen: der Notwendigkeit einer gewöhnlichen täglichen Arbeitsstelle.

Für jemanden, der in einer stark einschränkenden Umgebung aufwuchs, zeigte er sich als bemerkenswert erfahrener "Mann von Welt", er erwarb im Gegensatz zu den meisten Komponisten darüber hinaus ein feines Gespür für Geschäftsangelegenheiten (obwohl nicht verschwiegen werden sollte, dass seine Copyright-Probleme ebenfalls legendär sind). Als Pianist und Dirigent trat er entspannt und ohne Probleme erfolgreich auf den Bühnen der Welt auf: in Paris, Venedig, Berlin, London und New York. Hierin zeigt sich ein Schlüssel zu seiner Persönlichkeit. Die meisten Leute, welche aufgrund von Aufführungen Beziehungen zu ihm unterhielten, beschrieben ihn als höflich, zuvorkommend und hilfsbereit. Otto Klemperer beispielsweise, der auch Schönberg gut kannte, beschrieb Strawinsky als stets kooperativ und unkompliziert. Gleichzeitig legte Strawinsky eine aristokratische Geringschätzung gegenüber gesellschaftlich geringer Gestellten an den Tag: Robert Craft war peinlich berührt von Strawinskys Angewohnheit, in Restaurants mit einer Gabel an ein Glas schlagend laut Aufmerksamkeit zu verlangen.

Strawinsky war ein Familienmensch, der einen beachtlichen Teil seiner Zeit, Anstrengungen und Ausgaben auf seine Söhne und Töchter verwendete. Trotzdem entstand nach seinem Tode ein Streit um seinen Besitz und seine Aufführungsrechte, was seiner Witwe Vera die verbleibenden Jahre verbitterte.

Diese bemerkenswerte Dame war zunächst mit dem Maler und Bühnenbildner Serge Sudeikin verheiratet. Aber Strawinsky fing bald eine Affäre mit ihr an, worauf sie ihren Ehemann verließ. Von diesem Zeitpunkt an führte Strawinsky bis zum Tod seiner Frau (1939) ein Doppelleben, in dem er seine Zeit zwischen seiner ersten Familie und Vera aufteilte. Ekaterina Strawinsky erfuhr bald von der Beziehung und akzeptierte sie als unausweichlich und dauerhaft. Nach ihrem Tod heirateten Strawinsky und Vera in New York (1940), wohin sie aus Frankreich vor dem Krieg geflohen waren. (Strawinsky war als Russe in Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus nicht erwünscht.)

Für den Rest seines Lebens unterstützte Vera Strawinsky ihn zunehmend in der zunächst fremden Umgebung, es existieren zahlreiche Geschichten über ihre unermüdlichen Bemühungen um sein Wohlergehen und die Ruhe, die er zum Komponieren benötigte. Zwar hatte sich Strawinsky an das Leben in Frankreich gewöhnt, aber mit 58 Jahren nach Amerika auszuwandern war eine andere Angelegenheit. Eine Zeit lang unterhielt er einen Freundeskreis aus ausgewanderten russischen Freunden und Kontakten, letztendlich erkannte er aber, dass dies sein künstlerisches und berufliches Leben in den USA nicht würde unterstützen können. Als er zusammen mit W. H. Auden eine Oper plante, traf die Notwendigkeit, mehr Vertrautheit mit der englischsprechenden Welt zu gewinnen, mit der Ankunft des Komponisten und Musikers Robert Craft in seinem Leben zusammen. Dieser blieb bis zu seinem Tod mit ihm zusammen und fungierte als Übersetzer, Chronist, assistierender Dirigent und Faktotum für unzählbare musikalische und gesellschaftliche Aufgaben.

Strawinsky verfügte über einen breit gefächerten Literaturgeschmack, der sein fortwährendes Verlangen nach neuen Entdeckungen widerspiegelt. Die Texte und Literaturquellen seiner Arbeit begannen mit einem Interesse an russischer Folklore, erstreckten sich über klassische Autoren und die lateinische Liturgie bis hin zu gegenwärtiger französischer (André Gide, Persephone) und englischer Literatur, Auden, Eliot, die englische Bibel in der "King James Version" aus dem Jahre 1611 und mittelalterliche englische Dichtung. Gegen Ende seines Lebens setzte er sogar hebräische Schrift in Abraham und Isaak ein. In seinen späteren Jahren war er ein begeisterter Anhänger des Spiels Scrabble.

Igor Strawinsky besitzt einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame im 6340 Hollywood Boulevard. In Paris ist ein Platz nach ihm benannt, auf dem der Strawinski-Brunnen steht, der seine Werke skulptural umsetzt. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 1963 den Wihuri-Sibelius-Preis.

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Klavierwerke

  • Sonate pour piano (1924)
  • 4 Etüden op. 7 (1908)
  • Serenade en la (in A) (1925)
  • Piano-Rag-Musik (1919)
  • Trois mouvements de "Pétrouchka" (2- und 4-händige Version) (1921)
  • Concerto (2 Klaviere) (1931-35)

[Bearbeiten] Opern und Bühnenwerke

  • Le Rossignol (1914)
  • Mavra (1922)
  • Histoire du Soldat (Die Geschichte vom Soldaten) (1918)
  • Les Noces (Die Bauernhochzeit) (1923)
  • Oedipus Rex (1927/1948)
  • The Rake's Progress (1951)
  • Le Renard (Reinecke Fuchs) (1915)
  • Perséphone (Tanzmelodram in 3 Teilen)

[Bearbeiten] Ballette

  • L'Oiseau de feu (Der Feuervogel) (1910)
  • Petruschka (1911/revidiert 1946)
  • Le sacre du printemps (1913/revidiert 1922/1943)
  • Pulcinella (1920)
  • Les Noces (1923)
  • Apollon Musagète (1928/revidiert 1947)
  • Le Baiser de la fée (Der Kuss der Fee) (1928/revidiert 1950)
  • Jeu de cartes (Das Kartenspiel) (1936)
  • Orpheus (1957)
  • Agon (1953/1964)

[Bearbeiten] Orchesterwerke

  • Sinfonie Es-Dur op. 1 (1905-07)
  • Faune et bergère Suite für Gesang und Orchester, op.2
  • Le chant du rossignol Sinf. Dichtung (1917)
  • Konzert in Es für Kammerorchester "Dumbarton Oaks" (1937/38)
  • Sinfonie in C (1939/40)
  • Sinfonie in 3 Sätzen (1942-45)
  • Symphonies d'instruments à vent für 23 Blasinstrumente (1920/1945–1947)
  • Oktett (1922–1923)
    1. Sinfonia
    2. Thema con variazioni
    3. Finale
  • Concerto - für Klavier und Blasorchester (1923–1924)
  • Circus Polka (1942)
  • Scherzo à la Russe (1944)
  • Ebony Concerto (1946)
    1. Allegro moderato
    2. Andante
    3. Moderato
  • Fanfare for a new Theatre (1964)

[Bearbeiten] Vokalwerke

[Bearbeiten] Sonstiges

Strawinsky wurde sogar auf einer modernen russischen Münze (aus Platin) verewigt.

[Bearbeiten] Weblinks

Anmerkung: Doppelte Daten sind erstens gemäß julianischem Kalender angegeben, zweitens gemäß gregorianischem Kalender. Der Wechsel des Kalenders fand, je nach Staat, zwischen 1582 und 1812 statt, in einigen Staaten Osteuropas erst Anfang des 20. Jahrhunderts (beispielsweise in Russland zur Oktoberrevolution 1917).

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