Institute for Studies in Visual Culture
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Das Institute for Studies in Visual Culture (ISVC) wurde im Jahr 2000 von Tom Holert und Mark Terkessidis als virtuelle Plattform für Forschungen und Interventionen im Feld der visuellen Kultur der Gegenwart gegründet.
Thematische Schwerpunkte sind Strategien der Sichtbarkeit und Subjektivität im Neoliberalismus. Eine Reihe von Projekten und Kollaborationen mündeten u.a. in den Büchern Entsichert (2002) und Fliehkraft (2006) sowie in dem Film Re-Colonize Cologne (2005).
[Bearbeiten] Geschichte
Für die Gründung des Institutes gab es mehrere Gründe. Zum einen wollten Holert und Terkessidis die mit dem Sammelband Mainstream der Minderheiten. Pop in der Kontrollgesellschaft (1996) begonnene Kooperation, die von Beginn an auch mit methodischen Überlegungen einherging auf Dauer stellen.
Zum zweiten erschien in die Situation an den deutschen Universitäten in vielfacher Hinsicht frustrierend – gerade in den Geisteswissenschaften verhindern die hierarchische und kaum interdisziplinäre Organisationsstruktur sowie die sehr konservative methodische Ausrichtung eine Öffnung gegenüber neuen, gesellschaftlich relevanten Themenstellungen.
Zum dritten brachte eine Reise ins ehemalige Jugoslawien in den späten 1990er Jahren eine erstaunliche Inspiration. Die Krise der geisteswissenschaftlichen Institutionen war etwa in Belgrad selbstverständlich deutlich virulenter als in Deutschland, und doch gelang dort in jenen Tagen eine zivilgesellschaftliche Reorganisation kulturwissenschaftlicher Arbeit außerhalb der staatlichen Universitäten und Akademien auf sehr hohem Niveau.
Im Jahr 2000 erschien der von Holert herausgegebene Band Imagineering. Visuelle Kultur und Politik der Sichtbarkeit, in dem unter anderem zusammen mit einigen AutorInnen aus Belgrad ein erster Rahmen für die Forschung entwickelt wurde. Die erwähnte Reise ins ehemalige Jugoslawien war gleichzeitig der Startschuss für das erste Projekt des Institutes. Der Krieg der NATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien im Jahre 1999 galt – das wurde damals notorisch wiederholt – auch als Krieg der Bilder. Die Beziehung zwischen Krieg und Bildern bzw. zwischen Massenkultur und Krieg sollte das Forschungsthema der folgenden zwei Jahre werden.
Dabei schien eben die reine Medienanalyse nicht mehr auszureichen, um die Bilder vom Krieg abstrakt analysieren zu können. Wenn diese Analyse nicht vollständig immanent bleiben sollte, dann musste der Forscher sich auch selbst ein Bild vom Schauplatz der Bilder machen. Dabei ging es nicht darum, die Realität hinter dem Bild festzustellen, sondern die Funktionsweise von Bildern im Austausch zwischen unterschiedlichen Orten zu untersuchen.
Die Akteure im Krisengebiet setzten die Bilder sehr bewusst ein, um die Meinung im Westen beeinflussen sie waren sich über die Kreisläufe im globalen Dorf sehr viel deutlicher im Klaren als die vermeintlich objektiven Berichterstatter im Westen.
Aber auch ein Forscherteam aus dem Westen ist vor Ort nicht außenstehend. Dessen bewusst, hat das Institut sich von Beginn an um Vernetzung mit demokratischen NGOs im Feld bemüht – im konkreten Fall etwa mit der School for the History and Theory of Images in Belgrad. Die Ergebnisse der Forschungen erschienen 2002 in dem Band Entsichert. Krieg als Massenkultur im 21. Jahrhundert.
Bevor das nächste Forschungsprojekt begann unterstützte das Institut die Realisierung des Films Recolonize Cologne. Dieser Film war eine Arbeit der Gruppe kanak tv. Es handelte sich dabei um eine Art militante Untersuchung ins Feld des herrschenden Bildes vom deutschen Kolonialismus in der Bundesrepublik Deutschland. Der Film befasste sich mit den Verbindungslinien des historischen Kolonialismus zum heutigen Migrationsregime und basierte auf einem Happening in der Kölner Innenstadt. Die Arbeit am Film warf auch die Frage auf, wie eine Kritik der Bilder im Medium Bild selbst formuliert werden kann und erweiterte damit die methodischen Optionen bei der Bearbeitung der Themenstellung des Institutes.
Ab 2003 befasste sich das Institut schließlich mit dem Zusammenhang zwischen Migration und Tourismus. Sowohl der Sammelband Mainstream der Minderheiten als auch Entsichert hatten sich auch mit der Repräsentation der neoliberalen Subjektivität beschäftigt, und diese Arbeit sollte nun fortgesetzt werden - mit dem Schwerpunkt auf Mobilität. Das Projekt wurde unter dem Titel Orte und Objekte der Migration: das Hotel, der Container, das Zelt im Rahmen des Projektes Migration, ein Initiativprojekt der Bundeskulturstiftung, über zwei Jahre gefördert und mündete in der Veröffentlichung des Bandes Fliehkraft. Gesellschaft in Bewegung – von Migranten und Touristen.
[Bearbeiten] Projekte
Buchprojekte
- Mainstream der Minderheiten. Pop in der Kontrollgesellschaft (1996)
- Imagineering. Visuelle Kultur und Politik der Sichtbarkeit (2000)
- Entsichert. Krieg als Massenkultur im 21. Jahrhundert (2002)
- Fliehkraft. Gesellschaft in Bewegung – von Migranten und Touristen (2006)
Filmprojekte
- Re-Colonize Cologne (2005)