Iss-Popcorn-trink-Cola-Studie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die fiktive „Iss Popcorn/trink Cola“-Studie erlangte Ende der 1950er Jahre durch gezielte verursachte Zeitungsenten große Bekanntheit.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verbreitung in den Medien
Ende der 1950er Jahre berichteten verschiedene US-amerikanische Zeitungen über den Werbefachmann James Vicary. Dieser hatte nach eigener Darstellung tausende Kinobesucher mit sogenannten subliminalen (unterschwelligen) Botschaften traktiert. Diese Botschaften („Iss Popcorn“, „Trink Cola“) seien alle fünf Sekunden für den Bruchteil einer Sekunde in die Kinofilme eingeblendet worden. Wegen ihrer Kürze konnten die Botschaften vom Publikum nicht bewusst wahrgenommen werden. Der Autor der Studie Iss Popcorn/trink Cola behauptete nun, dass durch diese Werbebotschaften, die direkt an das Unterbewusstsein der Kinobesucher gerichtet gewesen seien, der Umsatz von Cola um 18 % und der Umsatz von Popcorn um etwa 58 % gesteigert worden sei. Die Veröffentlichung brachte einen Sturm der Entrüstung hervor: Welche subliminalen Botschaften könnte man mit dieser Methode noch ins Unterbewusstsein der Menschen transportieren? Ein US-amerikanischer Bundesausschuss und der amerikanische Verband der Rundfunksender verboten daraufhin diese vermeintliche Werbemethode. Andere Länder zogen nach.
In einem Interview, das 1962 in der Zeitschrift Advertising age veröffentlicht wurde, offenbarte der Autor der vermeintlichen Iss-Popcorn-trink-Cola-Studie, dass es diese nie gegeben habe. Einziger Zweck der Zeitungsente sei es gewesen, für ein umsatzschwaches Marketing-Unternehmen neue Kunden zu gewinnen, was auch mit gutem Erfolg funktioniert hatte.
Die Iss-Popcorn-trink-Cola-Studie wurde in abgewandelter Form inzwischen tatsächlich durchgeführt und mehrfach wiederholt. Signifikante Ergebnisse derart, dass subliminale Botschaften das menschliche Handeln direkt beeinflussen, gab es nicht.
Die vielseitige Verbreitung in den Medien sorgt jedoch dafür, dass das Thema aktuell bleibt.
[Bearbeiten] Erwähnung in der Populärkultur
Möglicherweise hält sich diese Legende auch deswegen so hartnäckig, weil sie in Filmen und Fernsehserien immer wieder auftaucht.
So wurde sie in einer Folge der amerikanischen Fernsehserie Columbo verwendet, um einen Mord und anschließend die Aufklärung durchzuführen. Dabei wurde es so dargestellt, als würde es tatsächlich funktionieren und sogar nur auf einzelne, vorher ausgewählte Personen wirken.
Auch in einer Folge der US-amerikanischen Zeichentrickserie Simpsons taucht dieses Motiv auf: Bart, Milhouse, Ralph und Nelson bringen als Teenieband durch den Refrain („Yvan eht nioj“) ihres Hits die Bevölkerung zum Einschreiben bei der Navy. Der Refrain heißt rückwärts „Join the Navy“, also „Komm zur Marine“, was als unterschwelliger Gehirnwäschespruch dient. Außerdem wurde im Musikvideo für Sekundenbruchteile Uncle Sam eingeblendet.
Im Hollywood-Film Fight Club ist eine Szene enthalten, in der der von Brad Pitt gespielte Tyler Durden als Kinovorführer einzelne Bilder eines menschlichen Penis in einen Kinderfilm einfügt und dies zur Folge hat, dass die Kinder im Kinosaal anfangen zu weinen. Auch in den Film selbst sind subliminale Bilder mit eingeschnitten.
Des weiteren wird Onkel Dagobert in einem Lustigen Taschenbuch von den Panzerknackern zu großzügigen Spenden verführt, indem diese ihm Videobänder mit subliminalen Botschaften zukommen lassen.
Das Thema taucht ebenfalls in der Science-Fiction-Fernsehserie Sliders auf. In der Folge „Fröhliche Weihnachten“ werden die Menschen einer vom zentralen Gedanken des ausufernden Konsums geprägten Gesellschaft mit unterschwelligen Werbebotschaften traktiert, die sie zum Kauf von immer weiteren Waren und Dienstleistungen (notfalls per Kredit) bewegen.
In John Carpenters Spielfilm Sie leben! findet der Protagonist mit Hilfe einer speziellen Brille heraus, dass die Menschen von Außerirdischen über subliminale Botschaften zu Gehorsam und materialistischem Denken konditioniert werden.
Das hessische Humorduo Badesalz behandelt das Thema in seinem Sketch „Satanische Botschaft“, in dem eine Platte rückwärts abgespielt zuerst anscheinend den Befehl „Stich in die Braut!“ gibt, die Zeile dann jedoch als „Rippchen mit Kraut“ erkannt wird.
[Bearbeiten] Literatur
- J. C. Karremans, W. Stroebe, J. Claus (2006): Beyond Vicary's fantasies: The impact of subliminal priming and brand choice. Journal of Experimental Social Psychology (im Druck)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Das Experiment – «Iss Popcorn!» aus: NZZ FOLIO, 11/01