Jakow Michailowitsch Swerdlow
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Jakow Michailowitsch Swerdlow (russisch: Яков Михайлович Свердлов, wiss. Transliteration Jakov Michajlovič Sverdlov, * 3. Juni 1885 in Nischni Nowgorod; † 16. März 1919 in Moskau) war ein Revolutionär und führender Politiker der Partei der Bolschewiki sowie etwas mehr als ein Jahr Staatsoberhaupt Sowjetrusslands.
[Bearbeiten] Leben
Jakow Swerdlow wurde 1885 in Nischni Nowgorod als Sohn eines selbstständigen Handwerkers geboren, der als Graveur arbeitete. Jakow Swerdlow war Auszubildender in einer Apotheke und trat 1901 in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands ein. Nach der Parteispaltung von 1903 schloss er sich der Fraktion der Mehrheitler (russisch: Bolschewiki) um Wladimir Iljitsch Lenin an. An der ersten und niedergeschlagenen russischen Revolution von 1905 bis 1907 nahm er im Raum von Jekaterinburg teil, wo er 1906 ins Gebietskomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (Bolschewiki), SDAPR(B), gewählt wurde. Wegen seiner politischen Arbeit gegen die Zarenherrschaft wurde er häufig verhaftet und zu Gefängnisstrafen oder Verbannung verurteilt.
1912 wurde Swerdlow im Alter von nur 26 Jahren von den Mitgliedern des Zentralkomitees (ZK) der SDAPR(B) entsprechend den Parteisatzungen als zusätzliches Mitglied ins ZK aufgenommen. Er gehörte der Redaktion der Parteizeitung Prawda (deutsch: Wahrheit) an. Während des Ersten Weltkriegs vertrat er wie Lenin die Auffassung, dass dieser Krieg ein auf beiden Seiten imperialistischer Krieg sei, der in allen Ländern in eine Revolution gegen die Herrschenden umgewandelt werden solle. Er forderte, dass die Sozialdemokraten die Arbeiter aller Länder dazu aufrufen sollten, sich als Soldaten über die Fronten hinweg zu verbrüdern. Nach dem Sturz der Zarenherrschaft in Russland im März 1917 war er einer der Parteifunktionäre, die schon von Anfang an wie Lenin den Übergang zur sozialistischen Revolution forderten. Das ZK beauftragte ihn Mitte 1917, die organisatorische Leitung der Partei zu übernehmen. Der VI. Parteitag wählte ihn im August 1917 ins ZK, dessen Vorsitz er übernahm. Er leitete die Parteiarbeit in Vorbereitung der Oktoberrevolution und führte den Vorsitz in der historischen Sitzung, als am 23. Oktober 1917 das Zentralkomitee der Bolschewiki den Beschluss fasste, "dass der bewaffnete Aufstand unumgänglich und völlig herangereift ist" [1].
Auf dem Sowjetkongress unmittelbar nach dem Sieg der Oktoberrevolution vom 7. November 1917 (nach altem russischen Kalender 25. Oktober) war Swerdlow Fraktionsvorsitzender der SDAPR(B) und wurde zum Mitglied des Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitees (GZEK) gewählt. Kurz darauf wurde er als Nachfolger von Lew Kamenew zum Vorsitzenden des GZEK gewählt. Während Swerdlow als Sekretär des ZK die Partei leitete und als Vorsitzender des GZEK das Staatsoberhaupt Sowjetrusslands war, übte Lenin als Vorsitzender des Rats der Volkskommissare die Funktion des Regierungschefs aus. Bei den Auseinandersetzungen um die Auflösung der Konstituierenden Versammlung im Januar 1918 und um die Unterzeichnung des Friedensvertrags von Brest-Litowsk im März 1918 vertraten Lenin und Swerdlow dieselbe Position.
Im März 1918 leitete Swerdlow die Verhandlungen des VII. Parteitags, der die Umbenennung der Partei in Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki) beschloss. Er war Vorsitzender der Kommission, die die Staatsverfassung Sowjetrusslands, der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, ausarbeitete, die im Juli 1918 vom Sowjetkongress beschlossen wurde.
Am 18. Juli 1918 teilte Swerdlow dem Präsidium des GZEK mit, dass sich konterrevolutionäre Bürgerkriegstruppen im Anmarsch auf die Stadt Jekaterinburg befunden hatten; es sei zu befürchten gewesen, dass die dort gefangen gehaltene frühere Zarenfamilie befreit und als lebendige Symbole des Kampfes der ausländischen Interventionstruppen und der Bürgerkriegstruppen gegen die Sowjetmacht benutzt werden könnten. Der Sowjet des Gebiets Ural habe daher den Befehl zur Erschießung der ehemaligen Zarenfamilie gegeben, der in der Nacht zum 17. Juli vollstreckt wurde. Das Präsidium des GZEK billigte die Entscheidung des Gebietssowjets.
Nach zahlreichen terroristischen Gewalttaten der antisowjetischen Bürgerkriegstruppen, bei denen Partei- und Staatsfunktionäre ermordet worden waren, und dem Attentat auf Lenin im August 1918 beschloss das GZEK auf Vorschlag Swerdlows, das Volk aufzurufen, mit "rotem Massenterror gegen die Bourgeoisie und ihre Agenten" zu antworten. [2]
Im Februar 1919, als sich Swerdlow in Vorbereitung des VIII. Parteitags auf Reisen zu verschiedenen Konferenzen befand, erkrankte er an der Spanischen Grippe und verstarb unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Moskau im Alter von nur 33 Jahren. Er war der erste sowjetische Politiker, der auf dem Roten Platz vor der Kremlmauer ein Ehrengrab erhielt. 1924 wurde Jekaterinburg zu seinen Ehren in Swerdlowsk umbenannt; die Stadt heißt seit 1991 wieder Jekaterinburg, das Gebiet weiterhin Swerdlowsker Gebiet.
Nach Swerdlow wurde in den 1950er Jahren eine Klasse schwerer Kreuzer der UdSSR benannt.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Wladimir Iljitsch Lenin, Werke, Bd. 26, S. 178
- ↑ Dekrete der Sowjetmacht, Bd. 3, Moskau 1964, S. 267
Personendaten | |
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NAME | Swerdlow, Jakow Michailowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Яков Михайлович Свердлов |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 3. Juni 1885 |
GEBURTSORT | Nischni Nowgorod |
STERBEDATUM | 16. März 1919 |
STERBEORT | Moskau |