Katharinenspitalkirche (Heilbronn)
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Die Katharinenspitalkirche bzw. Dreifaltigkeitskirche von Heilbronn war eine evangelische Kirche im Stil der Renaissance. Sie befand sich an der oberen Neckarstraße (heute Standort des Kaufhauses C&A).[1]
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Stiftung 1306
Am 23. April 1306 stiftet der Rat zu Heilbronn ein Katharinenspital zu Heilbronn [2] und 1350 wird eine Hauskapelle des Spitals erwähnt. Um 1383 ergehen folgende Stiftungen: Anna von Gundelfingen die Witwe des Burkhard Sturmfeder vermacht dem Altar St. Elisabeth der Spitalkirche 4 Messgewänder aus Samt in schwarzer bzw. roter Farbe, einen Kelch, ein Messbuch und Wein, Brot und Fleisch für die Spitalgäste [3]. Im Jahr 1423 erwirbt das Spital das "Spitalgrün" mit Mühle. 1430 werden dem Spital ein Teil der Böllinger Höfe geschenkt, den anderen Teil erwirbt das Spital durch Kauf. Im Jahre 1464 erfolgt die Einrichtung verschiedener Kapellen in der Spitalskirche und 1483 erfolgt ein gotischer Ausbau als Spitalskirche, die den Heiligen Katharina und Elisabeth geweiht wird. Das Spital kauft 1496 30 Morgen Wald bei Stettenfels. Die Reformation wird im Jahre 1531 durch Bürgerentscheid eingeführt. Der Dienst an der nunmehr evangelischen Spitalkirche wird von der Kilianskirche übernommen. Um 1620 erfolgt eine Renovierung der Kirche, wobei durch Bürgermeister Philipp Orth der Jüngere sowohl Kanzel, Mobiliar als auch Bereicherungen der Liturgie gestiftet werden. Demnach sollen christliche Lieder durch Lehrer und vier Schüler vor und nach der Predigt gesungen werden.
[Bearbeiten] Brand 1624
Am frühen Morgen des 18. November 1624 zwischen ein und zwei Uhr läuteten die Glocken des Sülmertorturms Sturm. Der dortige Wächter sah, wie die Katharinenspitalkirche brannte. Erst viel später läuteten auch die Glocken der Pfarrkirche Sturm und "Feurio"-Rufe erschollen von den Türmen der Stadt. Trotz der Löschversuche ergab sich, dass die "Kirche gegen den Thor (Brückentorturm) wie auch die Einbaue an die Rechenstube abgebronnen" waren. Die Wächter des Pfarrkirchturms und der Spitalmeister wurden (weil sie nicht rechtzeitig Feueralarm gegeben hatten) bestraft.
[Bearbeiten] Wiederaufbau 1625
Von 1625 bis 1628 erfolgte der Wiederaufbau der Kirche. Diesmal im großartigen Stil der flämischen Renaissance, d. h. im so genannten Florisstil. Keine anderer Sakralbau Heilbronns war derart ein Schmückstück der Renaissance. Nur noch das Rathaus mit "neuer Kanzlei" und "Syndicatshaus" waren ähnlich prächtige Renaissancebauten. "Syndicatshaus" und "Katharinenspitalkirche" zeigen größte stilistische Ähnlichkeiten.
Seit dem Wiederaufbau von 1625 wird die evangelische Spitalkirche Dreifaltigkeitskirche genannt. Von 1701 bis 1803 hatte die Stadt Heilbronn für die Dreifaltigkeitskirche einen eigenen Spitalprediger angestellt, jeweils mit einer Vertragsdauer von sechs Jahren.
[Bearbeiten] Schließung 1807
Die Jahre 1805 bis 1807 waren die letzte Blütezeit der Dreifaltigkeitskirche. Sie ist in diesen Jahren die einzige Kirche der evangelischen Heilbronner Bürger. Der Grund hierfür liegt in der Schlacht von Austerlitz vom 2. Dezember 1805. Die aus dieser Schlacht gefangengenommenen Soldaten der russischen Armee wurden in der Kilianskirche inhaftiert und die evangelische Nikolaikirche war zu dieser Zeit Militärlazarett. Erst im Juni 1806 wurde die Kilianskirche wieder für den evangelischen Gottesdienst freigegeben, was gleichzeitig auch Anlass dafür war, die Schließung der Spitalkirche anzubahnen. Im März 1807 wurde die Dreifaltigkeitskirche dann geschlossen. 1870 erfolgt der Abbruch der Kirche.
[Bearbeiten] Beschreibung
Renaissancekirche mit gotischem Chor: Der westliche Teil der Kirche war ein Pfründnerbau im Stil der Renaissance. Das Gebäude wurde dreigeschössig gebaut und die Fassade die sich dem Neckar zuwandte war ebenso dreigeschossig aus Sandsteinen mit Voluten, Obelisken, Rollwerk und Knorpelwerk gebaut worden. Die Schnörkelfassade des Pfründnerbaus ist auf den Stich Merians neben dem Brückentorturm zum Neckar hin zu sehen. Der Chor und das östliche Langhaus waren noch im gotischen Stil erbaut. Dort gab es auch verschiedene Kapellen, die den Heiligen Johannes der Täufer, Leonhard, Elisabeth und Nikolaus geweiht waren. Sowohl Pfründnerbau als auch Kirche befanden sich unter einem gemeinsamen Dach und konnten durch ein gemeinsames Renaissanceportal an der Südfassade betreten werden. An der Südfassade war nochmals ein Ziergiebel mit Voluten und Obelisken zu sehen.
Renaissanceportal: Den Eingang in der Mitte der Südfassade mit Renaissance-Zwerchgiebel bildete ein Portal, das rechts und links von Säulen, hier von Pilastern flankiert wurde. Das Portal war mit einem Gesims oder steinernen Gebälk ganz im Stil der Renaissance überdacht und bildete somit den oberen waagrechten Abschluss des Portals.
Das Renaissanceportal war das Schmucktück der Kirche, und das einzige Renaissanceportal dieser Art an einem Sakralgebäude in Heilbronn. Die beiden Pilaster, d. h. Pfeiler die das waagrechte Gebälk tragen, sind der Wand vorgelagert. Beide Pfeiler verjüngen, d.h. verschlanken sich selbst nach oben zu. Sie stehen jeweils auf einer großen rechteckigen Konsole, die mit steinernen Quadern geschmückt werden. Diese Quader sind nach einem Diamantschliff gearbeitet worden und daher auch als Diamantquader bezeichnet werden. Die Pilaster selbst sind genauso wie ihre Konsolen geschmückt. Die Pilaster werden am Schaft mit jeweils zwei horizontalen Bändern geschnürt. Diese zwei waagrechten Bänder, die sich am Schaft der Pilaster befinden, sind wie das Halsband einer Frau mit Diamanten (hier aber aus Stein) besetzt. Es sind vier an der Zahl. Zwei vorne und jeweils ein Diamant im Brillantschliff seitlich.
Von diesen Bändern ausgehend sprießen förmlich stilisierte Lilien hervor, die allerdings dann nur noch als Rollwerk und Knorpelwerk, d.h Beschlagwerk im Antwerpener Florisstil umgeformt werden. Unterhalb der Kapitelle der Pilaster befinden sich Früchte in Stein. Das Gebälk ist reich profiliert und mit Akanthuslaub verziert. Unterteilt ist das Gebälk mit drei Kämpfern, wobei die beiten seitlichen Kämpfer auf die Kapitelle der Pilaster zu stehen kommen. Der eine, mittlere Kämpfer des Gebälks findet seine Ausformung in dem Kragstein oder Schlussstein des Portalbogens. Der Schlussstein bildet eine herausstehende, nach vorne gebogene Volute und zeigt den Kopf einer Heiligen an, offensichtlich den Kopf der Hl. Katharina. Oberhalb des Gebälks zeigt sich nochmal eine Kartusche, die als Rollwerk, Knorpelwerk und Beschlagwerk im Antwerpener Florisstil gearbeitet worden sind. Die Kartusche dürfte wohl mit der Tafel identisch sein, die auf den Bürgermeister Philipp Orth der Jüngere und seine Stiftungen hinwies. 1871 wurde die Tür mit der Kirche abgebrochen.
[Bearbeiten] Katharinaskulpturen
Steinskulptur: Die Skulptur der Hl. Katherina befindet sich heute als einziges Überbleibsel der großartigen Kirche im Stil der Renaissance im Lapidarium. Die Figur ist etwa einen Meter hoch und ist aus Sandstein geformt. Sie hält ein Schwert in den Händen, das auf einem gebrochenen Rad zu stehen kommt. Die Skulptur soll um 1515 entstanden sein.
Lindenholzskulptur aus dem Kreis des Hans Syffer: Ebenso gibt es eine Skulptur aus dem Kreis des Hans Seyffer, das eine vollplastische Halbfigur der hl. Katharina in Lindenholz um 1498 zeigt.
[Bearbeiten] Literaturverzeichnis
- Schmolz, Helmut und Weckbach, Hubert: Heilbronn Die alte Stadt in Wort und Bild Konrad-Verlag, Heilbronn 1967.
- Knupfer, Eugen: Urkundenbuch der Stadt Heilbronn in württemberg. Quellen herausgegeben von der württemberg. Kommission für Landesgeschichte, Band 1, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1904.
- Steinhilber, Wilhelm: Das Gesundheitswesen im alten Heilbronn 1281-1871. Herausgegeben aus Anlass der Stiftung des Kathrinenhospitals in Heilbronn (23. April 1306), Heilbronn 1956.
- Gräf, Hartmut: Unterländer Altäre 1350-1540 Heilbronn 1983.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Schmolz/Weckbach Nr. 22 "Katharinenspitalkirche, Südportal 1865" Seite 21
- ↑ Knupfer, Seite 29 Nr. 28 " Der Rat...stiftet ein Spital"
- ↑ Knupfer, Seite 143, Nr. 331
Koordinaten: 49° 08′ 31″ N, 09° 12′ 59″ O