Kinderfreibad
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Kinderfreibäder der Stadt Wien entstanden in der Zeit des „Roten Wien“ auf eine Initiative von Julius Tandler. Sie wurden in Parkanlagen im Stadtgebiet angelegt und waren ursprünglich zur Vorbeugung gegen Lungenkrankheiten und Rachitis gedacht. Die Bäder waren für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis vierzehn Jahren bestimmt, von denen die Badeanstalten im Sommer (Juni bis August) unentgeltlich benutzt werden durften, allerdings nur an Wochentagen. Erwachsenen war der Zutritt nicht oder nur beschränkt (ohne Bademöglichkeit, nur im Kleinkinderbereich als Aufsichtsperson) erlaubt. Die Becken wurden beinahe ausnahmslos mit Hochquellwasser gefüllt, waren allerdings maximal 60 cm tief, wodurch richtiges Schwimmen kaum möglich war.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Als erster Vorläufer der Kinderfreibäder könnte das Hütteldorfer Staubecken im Jahre 1917 bezeichnet werden, wo Kinder damals umsonst baden durften. Das erste richtige Kinderfreibad entstand in Floridsdorf, danach wurden jene im heutigen Auer-Welsbach-Park und in der Geiselbergstraße in Simmering erbaut. Zwei weitere wurden im Schweizergarten (1923) und im Türkenschanzpark in Währing (1926) errichtet. Im Schweizergarten wurde dazu ein Zierteich umgebaut. 1923 wurde der Wasserbehälter Steinhof der Hochquellenwasserleitung zum Kinderfreibad Gallitzinberg umgebaut. Im Jahre 1928 gab es in Wien schon 18 Kinderfreibäder, die in diesem Jahr 1,2 Millionen Besucher zählten.
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, verfügte die Gemeinde Wien über 23 Kinderfreibäder. Sie wurden im Krieg vernachlässigt und zum Teil schwer beschädigt. Erst Anfang der fünfziger Jahre konnten die meisten Anlagen ihren Betrieb wieder aufnehmen, und bis zum Beginn der siebziger Jahre wurden noch zehn weitere Kinderfreibäder errichtet. 1972 wurde die Rekordzahl von 32 Kinderfreibädern erreicht. In einigen der Bäder wurden auch Schwimmbecken für Jugendliche zusätzlich zu den alten Planschbecken gebaut. Durch die Errichtung von Badeanstalten mit Erlebnisbereich und die veränderten Freizeitgewohnheiten verloren die Kinderfreibäder ihre Attraktivität, die noch dazu oft technische Mängel aufwiesen und sich teils in desolatem Zustand befanden. Die Stadt Wien entschloss sich dazu, die Bäder entweder aufzulassen oder zu renovieren. Zur Zeit werden alte Kinderfreibäder zu „Familienbädern“ mit kleinem Erlebnisbereich umgebaut, ein schönes Beispiel dafür ist das Kinderfreibad am Hofferplatz im 16. Gemeindebezirk, das 2002 rundum erneuert wurde. Das Kinderfreibad im Pezzlpark (17. Bezirk) wurde mit dem benachbarten Jörgerbad zusammengeschlossen und ergänzt nun das Hallenbad mit einem Freibereich.
Zur Zeit (Stand 2006) gibt es 11 Familienbäder in Wien, sie sind für Kinder und Jugendliche immer noch gratis. Erwachsene Begleitpersonen bei Kleinkindern sind erwünscht, sie zahlen zur Zeit zwei Euro Eintritt. Die Badeanstalten sind in der Regel vom 1. Juni bis zum 31. August, auch an Wochenenden geöffnet.
[Bearbeiten] Standorte der Familienbäder
- 2., Augarten/Eingang Karl-Meißl-Straße
- Koordinaten: 48° 13′ 41" N, 16° 22′ 25" E
- 2., Max-Winter-Platz
- Koordinaten: 48° 13′ 13" N, 16° 24′ 01" E
- 3., Schweizergarten/Eingang Kleistgasse
- Koordinaten: 48° 11′ 17" N, 16° 23′ 19" E
- 10., Gudrunstraße/Ecke Absberggasse
- Koordinaten: 48° 10′ 33" N, 16° 23′ 24" E
- 11., Herderpark/Herderplatz
- Koordinaten: 48° 10′ 21" N, 16° 24′ 40" E
- 14., Reinlgasse/Ecke Märzstraße
- Koordinaten: 48° 11′ 46" N, 16° 28′ 42" E
- 16., Hofferplatz
- Koordinaten: 48° 12′ 32" N, 16° 16′ 59" E
- 18., Währingerpark/Eingang Semperstraße
- Koordinaten: 48° 13′ 53" N, 16° 20′ 55" E
- 19., Hugo-Wolf-Park/Eingang Dänenstraße
- Koordinaten: 48° 14′ 23" N, 16° 20′ 01" E
- 21., Stammersdorf/Luckenschwemmgasse/Ecke Josef-Flandorfer-Straße
- Koordinaten: 48° 18′ 01" N, 16° 24′ 36" E
- 21., Strebersdorf/Roda-Roda-Gasse
- Koordinaten: 48° 17′ 35" N, 16° 23′ 03" E
[Bearbeiten] Literatur
- Doblhammer, R., Drexel, A., Grimm-Pretner, D., Kainz, M., Zemann, R. (1992): Städtische Kinderfreibäder in Wien. Generelle Studie über Nutzungsansprüche und Nutzungsalternativen bei städtischen Kinderfreibädern aus freiraumplanerischer Sicht. Magistratsabteilung 18, Wien.
- Felix Czeike (1959): Wirtschafts- und Sozialpolitik der Gemeinde Wien 1919 - 1934, II. Teil. Verlag für Jugend & Volk, Wien