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Kinderlied - Wikipedia

Kinderlied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kinderliederbuch (Cover)
Kinderliederbuch (Cover)

Der Begriff Kinderlied wurde ursprünglich mit Kinderreim gleichgesetzt: ein leicht fasslicher kindlicher Text, verbunden mit einer einfachen oft pentatonischen Melodie.

Das getextete und komponierte Kinderlied ist immer ein Strophenlied. Mehrere Strophen bilden, hintereinander gesungen, eine logische Einheit. In der Kunst (Literatur und Musik) steht der Begriff "Kinderlied" auch für eine schlichte (einfache, gut verständliche, volkstümliche) Kunstform.

Es lassen sich zwei Arten des Kinderliedes unterscheiden: das von Kindern meist improvisiert erfundene Kinderlied und das von Erwachsenen für Kinder erfundene Kinderlied.

Aus dem Lallen des Säuglings wird in den ersten Lebensjahren der Singsang des Kleinkindes, der immer mehr mit Lauten und Worten der Erwachsenen angereichert wird. Parallel dazu wird das musikalische Verhalten des Kindes (auch bereits im Mutterleib) von seinem jeweiligen kulturellen Umfeld geprägt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Formen des Kinderliedes

  • Wiegenlieder
  • Schlaflieder
  • Trostlieder
  • Tierlieder
  • Märchenlieder
  • Lügenlieder
  • Nonsens- oder Quatschlieder
  • Geburtstagslieder
  • Bewegungslieder
  • Lieder für die Erde
  • Lernlieder

[Bearbeiten] Kriterien für ein Kinderlied

  • ein kindgemäßer guter Text
  • eine dem Text angemessene Melodie
  • ein Melodieumfang, der der Kinderstimmlage gerecht wird (vor allem nicht zu tief!)

(Andreas Mohr: Handbuch der Kinderstimmbildung, Verlag Schott, Mainz 1997, ISBN 3-7957-8704-1)

Heinrich Hoffmann. v. Fallersleben
Heinrich Hoffmann. v. Fallersleben

[Bearbeiten] Zur Geschichte des Kinderliedes

Viele der allgemein in Deutschland bekannten Kinderlieder stammen aus dem 19. Jahrhundert. Allein Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) schrieb die Texte zu ca. 500 Kinderliedern. Von den sehr alten Kinderliedern sind noch einige in Carl Orffs Musik für Kinder (Orff-Schulwerk) und in alten Liederbüchern (Deutsches Volksliedarchiv oder Des Knaben Wunderhorn von Ludwig Achim von Arnim und Clemens Brentano) zu finden. In den 70er Jahren kamen neue Lieder z. B. von Günther Kretzschmar (Der Seeschlangensong), Heinz Lemmermann (Trat ich heute vor die Türe) und Margarete Jehn & Wolfgang Jehn (Die alte Moorhexe) dazu. Danach kamen die Liedermacher: Fredrik Vahle (Die Rübe), Dieter Süverkrüp (Baggerführer Willibald), Rolf Zuckowski (Die Vogelhochzeit) und Volker Rosin (Das singende Känguruh) oder in der Schweiz Gerda Bächli (Traumschiffli) und Roland Zoss (Xenegugeli). In der DDR: Gerhard Schöne (Jule wäscht sich nie). Im Zuge der Globalisierung sind auch viele Kinderlieder aus aller Welt in Deutschland dazugekommen.

[Bearbeiten] Kinderlied in den 70 - 90er Jahren

In der Zeit von 1968 - 1984 etwa, liefen mehrere Richtungen zum Thema Musik für Kinder nebeneinander her:

Am Anfang dieser Zeit wurde in den Schulen noch gesungen; Schulen, Kirchen und Rundfunkanstalten hatten ihre Kinderchöre. Texter und Komponisten waren mit ihrer Musik für Kinder längst neue Wege gegangen; es entstanden viele neue Lieder für Kinder. Die neuen Kompositionen wurden oft im Rundfunk produziert und über Schul- und Kinderfunk verbreitet. Den Begriff Kinderliedermacher kannte man noch nicht.

1968 erscheint die Erprobungsfassung des "Curriculums Musikalischer Früherziehung" beim Verband Deutscher Musikschulen und wird ab 1970 in großer Verbreitung an vielen Musikschulen eingeführt. 1974 etabliert sich die überarbeitete Fassung mit dem Titel "Musikalische Früherziehung". Eine gleichnamige Kindergartenfassung hatte keinen dauerhaften Erfolg. Pentatonische Melodien standen im Mittelpunkt dieses Programms - Kinderlieder, die sich diesem Tonraum widersetzten, wurden ausgelassen (siehe auch Aufsatz: Musikalische Früherziehung - Didaktische Grundlagen).

1972 versuchten die Kultusminister der BRD, das Fach Musik lehr- und lernbar durchzusetzen - die Musikalität sollte ausgeklammert werden. Ein liedfreier Musikunterricht wurde gefordert. Federführend war hier der Verlag Klett mit seinem Werk SEQUENZEN.

Viele Verlage nutzten die damalige Linksbewegung in Westdeutschland (68er-Bewegung) für entsprechende Publikationen. Der Pläne-Verlag z. B. stellte 1973 das Sängerpaar Christiane und Fredrik mit realitätsbezogenen Kinderliedern vor, der Rowohlt-Verlag steuerte mit seiner Reihe rororotfuchs neue Lieder, Lyrik und Prosa für Kinder und Jugendliche bei.

Nebenbei gab es viele Versuche mit Klangexperimenten im Kindergarten Margrit Küntzel-Hansen, Mauricio Kagel mit einem Projekt beim WDR u. v. a.)

[Bearbeiten] Die Wende

Als sich zu Beginn der 90er-Jahre eine Veränderung in der politischen Landschaft in Westdeutschland abzeichnete, trennten sich viele Verlage sehr schnell von ihren engagierten Autoren und stellten ihr linkes Programm ein; gleichzeitig wurden aber auch andere unpolitische Kindermusikreihen, wie z. B. DER KINDERCHOR, Hrg. Günther Kretzschmar bei Hänssler, an andere Verlage verkauft - und verschwanden.

Jetzt erst tauchten die neuen Kinderliedermacher vermehrt auf.

Die Rundfunkanstalten bauten nach und nach ihre Kinderprogramme um; der Schulfunk verschwand, der Kinderfunk wurde auf ein Minimum reduziert; damit verschwanden allmählich auch die großen Kinderhörspiele. Kinderchöre wurden nicht mehr gebraucht.

[Bearbeiten] Kinderlied heute

Auch heute noch schreiben einige Autoren in der alten Tradition des Liedermachens Lieder für singende Kinder. Die großen Schulbuchverlage setzen in ihren Ausgaben wieder vermehrt auf die Verbindung von traditionellen und neuen Kinderliedern. Dazu kommen immer mehr Kinderlieder aus aller Welt.

Im öffentlichen Bewusstsein haben Kinderlieder jedoch an Relevanz verloren. Auf Veranstaltungen in Kindergärten, Grundschulen oder Vereinen spielen Kinderlieder (z.B. in Form des im 20. Jahrhundert noch üblichen Auftrittes von Liedermachern) nur noch selten eine tragende Rolle. In den Kindersendungen der Rundfunkanstalten sind die Sendeanteile singender Kinder auf ein Minimum reduziert.

Es gibt aber immer noch Lehrer und Chorleiter, die mit ihren Kindern traditionelle, aber auch neue musikalische Wege gehen. Es gibt Eltern, die wieder vermehrt mit ihren Kindern singen; Musikschulen, Musikgärten * (Musikgarten) und viele private Initiativen zur Förderung der Musikalität bei Kindern; Gruppierungen und Einzelpersonen, die sich für "gute Musik für Kinder" einsetzen (Medienpreis LEOPOLD, Töne für Kinder, Lucia Tentrop mit ihren Aufsätzen und unermüdlichen Appellen an die Deutsche Bundesregierung u. a.).

Einige große Plattenfirmen haben in Deutschland diverse Kinderlieder im "Party-Sound" aufgenommen, z. B. von Hot Banditoz ("Veo Veo", "Chucu Chucu", "Head, Shoulders, Knee & Toe"), Volker Rosin ("Das singende Känguruh", "Gorilla-Dance"), DJ Ötzi ("Burger Dance"), Peter Wackel ("Das Lied über mich") oder Schnappi. Obwohl - oder vielleicht gerade weil - diese Titel mehrheitlich als eher peinlich empfunden werden (vgl. Trash), erreichten sie teilweise sehr hohe Platzierungen in den Charts.

[Bearbeiten] Zitat

"Singen, Spielen und Tanzen helfen uns in unserer Kindheit, uns selbst und die Welt um uns zu verstehen und kennenzulernen. Beinah von selbst öffnen sich in dieser Phase Türen zum inneren und äußeren Leben, an denen später, in einer anderen Entwicklungsphase, vielleicht lange und mühsam gerüttelt werden muss - wenn sie sich überhaupt noch aufmachen lassen" (M. Jehn).

[Bearbeiten] Literatur

  • Das Kinderlied. Ein alphabetisches Lesebuch (Lugert-Verlag, Marschacht 2000,124 S., zahlr. Abb. und Notenbeisp., Diskografie, ISBN 3-89760-138-9 )
  • Kinderlied – Von der Vielfalt einer musikalischen Liedgattung (Peter Lang Verlag, Frankfurt/M., Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2001, 304 S., zahlr. Abb., Notenbeisp., ISBN 3-631-37469-0)
  • Hans Günther Bastian (Hrsg.): Musik(erziehung) und ihre Wirkung, Verlag Schott, Mainz 2000, ISBN 3-7957-0426-X
  • Andreas Mohr: Handbuch der Kinderstimmbildung, Verlag Schott, Mainz 1997, ISBN 3-7957-8704-1

[Bearbeiten] Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Kinderlied – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

[Bearbeiten] Aufsätze

[Bearbeiten] Seiten

[Bearbeiten] Siehe auch

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