Klettersteig
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Ein Klettersteig ist ein mit Eisenleitern, Eisenstiften, Klammern (als Trittstufen) und (Stahl-)Seilen gesicherter (versicherter) Kletterweg am natürlichen Fels. Früher wurden Felspassagen von Wanderwegen mit Stahlseilen abgesichert. Daraus entwickelten sich mit der Zeit Klettersteige, die immer schwierigere Routen für Nicht-Kletterer begehbar machten. Heute hat sich das Begehen von Klettersteigen zu einer eigenen alpinen Disziplin weiterentwickelt.
Das in einen Klettersteig eingebrachte Eisen dient einerseits der Fortbewegung (zusätzliche Griffe und Tritte), andererseits der Selbstsicherung mit einem sogenannten Klettersteigset. In schwierigen Klettersteigen wird diese reine Selbstsicherung zunehmend durch das Gehen im Seilschaftsverband ersetzt. Manche Kletterer versuchen, eine Route frei zu klettern, indem sie das in den Steig eingebrachte Eisen lediglich zur Sicherung und nicht zur Fortbewegung benutzen.
Die italienische Bezeichnung für Klettersteig ist Via Ferrata (Plural: Vie Ferrate), was wörtlich Eisenweg bedeutet und den Charakter gerade moderner Klettersteige sehr gut beschreibt. Die Bezeichnung Via Ferrata wird nicht nur in Italien verwendet, sondern auch in vielen nicht deutschsprachigen Ländern, aber auch in den deutschsprachigen Teilen der Dolomiten.
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[Bearbeiten] Entstehen der Klettersteige
(mit freundlicher Genehmigung von www.klettersteig.de)
Das Entstehen des heutigen Klettersteigs kann man in vielleicht 4 „Epochen” unterteilen:
- Mont Aiguille Erstbesteigung:
- Im Jahr der Entdeckung Amerikas 1492 erklomm der französische Hauptmann Antoine de Ville mit einigen Helfern im Auftrag Karls VIII. den Mont Aiguille (in der Dauphiné). Die „Erstürmung” dieses bis dato wegen seiner rundum steilen Felsen als unbezwingbar geltenden Berges kann man wohl als den Beginn des alpinen Kletterns sehen.
- Bau der ersten Klettersteige in Europa:
- Ab 1843 begann man mit dem Bau der ersten Klettersteige in Europa: am Dachstein. Es folgten 400 m Seilsicherungen 1869 am Großglockner, 1873 ein Klettersteig auf die Zugspitze, in den Pyrenäen erhielten 1880 der Midi d'Ossau und 1881 der Ordesa eherne Aufstiegshilfen, und in den Dolomiten wurde 1903 die Marmolata ausgerüstet.
- Weltkriegs-Steige:
- Viele sehen den Ursprung der modernen Klettersteige im 1. Weltkrieg. Österreich-Ungarn führte in Südtirol einen Gebirgskrieg gegen Italien, in dem um jeden Gipfel gekämpft wurde. Dafür mussten natürlich Zugangswege für Patrouillen und Nachschub geschaffen werden. Ein Beispiel ist der sogenannte Leiternsteig am Toblinger Knoten in den Sextener Dolomiten.
- Moderne Sportklettersteige:
- Neuzeitliche Steige unterscheiden sich meist durch besondere Gimmicks oder Schwierigkeiten von den herkömmlichen Steigen. Da wird schon mal ein Überhang mit in den Steig einbezogen oder man muss eine Schlucht auf einem Drahtseil balancierend queren. Diese Steige sind meist aus der Überlegung heraus angelegt, dem sportlichen Bergtouristen neue Herausforderungen zu bieten. Initiatoren sind oftmals die örtlichen Tourismusverbände oder Seilbahngesellschaften (die natürlich davon profitieren, dass der Steig erst an der Seilbahn-Bergstation beginnt).
[Bearbeiten] Bauelemente eines Klettersteigs
Die Klettersteige werden, je nach Gelände, mit verschiedenen Bauelementen versehen. Zu ihnen zählen Drahtseile, Ketten, künstliche Tritte und Griffe, Verankerungen, Leitern und Brücken. Die Bauelemente in Klettersteigen bestehen fast ausschließlich aus Eisen.
[Bearbeiten] Klettersteigausrüstung
Die UIAA und der DAV-Sicherheitskreis empfehlen zur Begehung eines Klettersteigs folgende klettersteigspezifische Ausrüstung (zusätzlich zur passenden Bekleidung, Schuhe, Witterungsschutz etc. für entsprechend alpines Gelände):
- ein Integralgurt oder eine Kombination aus Hüftgurt mit einem Brustgurt (Es gibt keinen speziellen Klettersteiggurt, sondern es werden im allgemeinen Alpin- oder Sportklettergurte verwendet.)
- ein UIAA geprüfter Bergsteigerhelm (Ein Fahrradhelm oder Inline-Skater-Helm bietet keinesfalls den erforderlichen Steinschlagschutz!)
- ein Klettersteigset nach UIAA-Norm (Eine Standplatzsicherung in Form einer fest eingebundenen Bandschlinge ist keine Option, da diese eine Sturzbelastung aus mehreren Metern nicht unbedingt aushält und die fehlende dynamische Bremse zu erheblichen Verletzungen führen kann.)
Ein aktuelles handelsübliches Klettersteigset nach UIAA-Norm besteht in der Regel aus einem Stück Seil und einer Seilbremse. Bei einem Sturz wird das Seil durch die Seilbremse gezogen und dadurch kommt das dynamische Abfedern des Sturzes zu stande. Eine solche Seilbremse kann unterschiedlich konstruiert sein und am Markt befinden sich einige Varianten, die sich in ihrer „stoßdämpfenden” Wirkung nicht wesentlich unterscheiden. Zusätzlich ist, je nach Lage des Klettersteiges, alpine Ausrüstung (Wetterschutzkleidung, Sonnenbrille, Biwaksack, Flüssigkeit und Nahrung etc.) notwendig[1].
Es gibt auch die Kategorie der Sportklettersteige, die nur mit Kletterschuhen begangen werden können, da keine großen Felstritte oder künstliche Tritte vorhanden sind.
Siehe auch: Klettersteigset und die Theorie im Artikel Klettersteigset.
[Bearbeiten] Bewertung der Schwierigkeit
Bei der Bewertung von Klettersteigen geht man von Normalverhältnissen aus. In Routenbeschreibungen werden die Touren oft in Abschnitte unterteilt, die eine unterschiedliche Schwierigkeitsstufe aufweisen. Es empfiehlt sich, bei Unsicherheit über den Schwierigkeitsgrad, mehrere Quellen zu Rate zu ziehen, da es doch immer wieder Abweichungen bei der Beurteilung gibt. Subjektive Unterschiede können durch Körpergröße, Kondition, Tagesverfassung usw. auftreten. Neben der „Hüsler-Skala”, die in verbaler Form auftritt („wenig schwierig” bis „extrem schwierig”), haben sich auch Buchstaben durchgesetzt (A - E). Hier eine Übersicht:
A (wenig schwierig) | Schwierigkeit: einfach Gelände: flach bis steil, meist felsig oder von Felsen durchsetzt, ausgesetzte Passagen möglich |
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B (mäßig schwierig) | Schwierigkeit: einfach bis mäßig schwierig, tlw. etwas anstrengender bzw. Kräfte raubend Gelände: steileres Felsgelände, tlw. kleine Tritte, mit ausgesetzten Stellen ist auf jeden Fall zu rechnen |
C (schwierig) | Schwierigkeit: größtenteils schwierig, anstrengend und Kräfte raubend Gelände: steiles bis sehr steiles Felsgelände, meist kleine Tritte, längere bzw. sehr häufig ausgesetzte Passagen |
D (sehr schwierig) | Schwierigkeit: sehr schwierig, sehr anstrengend und sehr Kräfte raubend Gelände: senkrechtes, oft auch überhängendes Gelände; meist sehr ausgesetzt |
E (extrem schwierig) | Schwierigkeit: extrem schwierig, da sehr anstrengend und äußerst Kräfte raubend Gelände: senkrecht bis überhängend; durchwegs ausgesetzt; sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei |
Neben der Schwierigkeit sollte man aber auch andere Angaben (Zustiegszeit, Gesamtgehzeit, Höhenunterschied, usw.) berücksichtigen.
[Bearbeiten] Weitere Bilder
Wildentalklettersteig am Persailhorn |
Seilbrücke am Klettersteig Ivano Dibona am Monte Cristallo |
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Pidinger Klettersteig am Hochstaufen |
Klettersteig Sacs, Benasque Cerler, Pyrenäen, Spanien |
[Bearbeiten] Literatur
- Jentzsch-Rabl, Jentzsch, Wissekal: Extreme Klettersteige in den Ostalpen. Alpinverlag, Bad Häring, 2006. ISBN 3-9500920-4-8
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Klettersteig – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wiktionary: Klettersteig – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |