Kloster Grünhain
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Das Kloster Grünhain in Grünhain im sächsischen Erzgebirge, von Zisterziensern angelegt und betrieben, bestand von 1230 bis 1536 und ist heute nur noch in Ruinen erhalten.
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[Bearbeiten] Gründung
Meinher II., Graf von Hartenstein und Burggraf von Meißen, betraute im Jahr 1226 eine Gruppe Zisterziensermönche aus dem Kloster Sittichenbach damit, in eine Gegend zu kommen, die seit einigen Jahrzehnten von mainfränkischen Bauern besiedelt wurde. Sie sollten dabei helfen, das kaum erschlossene Waldgebiet zu kultivieren. Nahe der jungen Gemeinde Grünhain fanden die Mönche eine geeignete Stelle und begannen den Bau der Klosteranlage, den sie nach einigen Jahren 1230 abschlossen. Es dauerte ein weiteres halbes Jahrzehnt, bis am 20. September 1235 der dauernde Konvent aus dem Sittichenbacher Mutterkloster in Grünhain einzog. Am Ostermontag des darauffolgenden Jahres wurde das Kloster vom Naumburger Bischof Engelhard geweiht.
[Bearbeiten] Anlage
Gebäude und Garten des Klosters wurden von einer hohen, noch heute gut erhaltenen Mauer umschlossen. Im Inneren befand sich eine weitere Mauer, die die Klausuranlage im Ostteil des Klosters, zu der allein die Mönche Zutritt hatten, von den restlichen Gebäuden abgrenzte.
[Bearbeiten] Klausur mit Klosterkirche
Das Gesamtbild der Klosteranlage war geprägt von der Kirche zur Heiligen Maria und zum Heiligen Nikolaus, die sich auf dem höchsten Punkt der Klausur befand. Von der etwa 80 Meter langen und über 20 Meter breiten Basilika, an die weitere Gebäude angebaut waren, sind heute nur noch Teile der Grundmauern erhalten, da nach dem Niedergang des Klosters die Mauersteine zum Verbauen freigegeben wurden. An der Stelle des Altars wurde ein Holzkreuz errichtet, das interessanterweise den Leitspruch der Benediktinermönche, „Ora et Labora“, trägt.
Anhand der verbliebenen Mauerreste lässt sich das ungefähre Aussehen des Kirchgebäudes rekonstruieren. Der Bau war durch eine Schlichtheit geprägt, die charakteristisch für die frühe Ordensbaukunst war. Der Grundriss entspricht dem bernhardinischen Bauplan und wie alle Zisterzienserkirchen war das Grünhainer Gotteshaus auf einer Ost-West-Achse ausgerichtet. Kreuzrippenteile, die bei Ausgrabungen in den 1930er und 1990er Jahren gefunden wurden, deuten auf einen hochgotischen Baustil hin.
[Bearbeiten] Die übrigen Klostergebäude
An der westlichen Klostermauer befand sich das Amtsgebäude, das sich in baulich veränderter Form noch heute am Eingang zum Klostergelände befindet. Betritt man dieses, stößt man nach etwa 50 Metern auf einen weiteren Bau, dessen Grundmauern aus der Klosterzeit stammen. Der heute als Wohnhaus benutzte „Langschuppen“ diente den Mönchen als Lager, vor allem von Getreide. Folgt man dem Weg weiter in Richtung Osten, trifft man wenig später auf einen kleinen Kräutergarten, der an das botanische Schaffen der Mönche erinnern soll. Eine aufgestellte Tafel nennt Namen und Verwendung der hier angebauten Gewürzpflanzen. Bevor man im weiteren Verlauf des Weges das ehemalige Klausurgelände betritt, stößt man auf den „Fuchsturm“, der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, an der inneren Klostermauer gelegen, als Tor zwischen den beiden Klosterbereichen errichtet wurde. Das Obere Turmgeschoss wurde als Gefängnis benutzt und soll in dieser Funktion auch den Prinzenräuber Kunz von Kaufungen „beherbergt“ haben. Auf der Dilichschen Zeichnung findet sich der Fuchsturm nur als Ruine, was die Vermutung nahe legt, dass er nach der Auflösung des Klosters ausgebrannt ist. Das kurfürstliche Amt Grünhain ließ ihn nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufbauen und so fand er wahrscheinlich während der kurfürstlichen Jagden in der Gegend Verwendung. Heute dient der Turm als Ausstellungsraum und Werkstatt des Grünhainer Schnitz- und Krippenvereins.
[Bearbeiten] Besitz
Schon während der Bauzeit erhielten die Mönche das Dorf Grünhain als Lehen. Der erste große Besitzzuwachs lässt sich auf das Jahr 1240 datieren. Meinher schenkte dem Kloster aus seinem Hartensteiner Gebiet zehn Dörfer. Zwei Urkunden über den Besitzerwechsel, in denen viele der Orte zum ersten mal überhaupt urkundlich erwähnt werden, sind erhalten. Eines der beiden Schriftstücke, ein Bestätigungsbrief, zählt die Dörfer wie folgt auf:
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Durch das kluge Wirtschaften der Mönche wurde das Klostergebiet danach weiter vergrößert. In der Gegend um Zwickau erwarb man die Dörfer Crossen, den heutigen Werdauer Ortsteil Königswalde, Hartmannsdorf bei Kirchberg, Marienthal, Bockwa, Oberhohndorf, Vielau, Lauenhain, Gersdorf, Schedewitz und Weißenborn. Auch einige Dörfer in der Umgebung von Stollberg gingen in den Besitz des Klosters über; Lungwitz, Seifersdorf, Leukersdorf, Kirchberg, Pfaffenhain und Ursprung.
Später kamen noch Zwönitz, Lenkersdorf, Zschocken, Gablenz, Günsdorf, Grüna bei Wildenfels, Ölsnitz, Unterscheibe und der Glaßberg hinzu. Selbst im Altenburger Land erwarben die Mönche Grundbesitz. Sie kauften Gardschütz, Lehndorf, Rositz und Hoyersdorf. Schließlich erwarb man das gesamte Amt Schlettau mit den Orten Cranzahl, Cunersdorf, Sehma, Waltersdorf, Königswalde und Bärenstein.
Zehn weitere Klosterdörfer lagen um die böhmischen Städte Saaz und Kaaden. In seiner Blütezeit gehörten dem Grünhainer Kloster 3 Städte und 56 Dörfer, was seine Stellung als bedeutendstes sächsisches Kloster seiner Zeit unterstreicht.
[Bearbeiten] Klosterleben
Von Beginn an war ein Abt, der aus der Mitte der Mönche auf Lebenszeit gewählt wurde, der Vorsteher des Klosters. Er befasste sich mit der Verwaltung und wurde später von einem Prior, teilweise zudem von einem Unterprior, unterstützt. Auch innerhalb der Gruppe der einfachen Mönche gab es eine Hierarchie. Für die niederen Arbeiten waren die grau gekleideten Laienbrüder verantwortlich, die nicht dem Klerus angehörten. Aus den Reihen der Ordensbrüder, die in weißem Gewand mit schwarzem Gürtel und mit dunklem Schulterkleid und Kapuze auftraten, bestimmte der Abt einen Kantor, einen Siechmeister für die Pflege der Kranken, einen Kellermeister, der für das leibliche Wohl der Mönche sorgte, einen Küster, der gleichzeitig Bibliotheksverwalter war, einen Pförtner, einen Novizenmeister, der für die Überwachung der Neulinge verantwortlich war, und einen Gastmeister für das Wohlbefinden der Gäste. Unter diesen fanden sich recht einflussreiche Zeitgenossen, darunter der römisch-deutsche König Adolf von Nassau, der sich 1294 im Kloster mit dem König von Böhmen, Wenzel II. traf. In die Amtszeit des Abtes Liborius fiel der Sächsische Prinzenraub, der sich im Jahre 1455 zutrug. Der Initiator der Entführung, Kunz von Kauffungen, wurde unweit des Klosters überwältigt und soll für einige Tage im Fuchsturm gefangen gehalten worden sein.
Vor allem um den Zehnt in den entfernteren Gebieten einzutreiben, richtete man Klosterhöfe ein, die eine Art Landgut mit Kapelle, Gefängnis und Hofmeister waren. Im Gebiet um das Kloster hatten die Mönche die Aufgabe, für das Seelenheil der Einwohner zu Sorgen und gaben als belesene Menschen Ratschläge für Ackerbau und Viehzucht. In einigen Gemeinden, z. B. Raschau, besorgten sie zudem den Gottesdienst. Unter dem positiven Einfluss des Klosters, entwickelte sich Grünhain bald zu einer kleinen Stadt, die als oppidum bereits 1267 urkundliche Erwähnung findet.
[Bearbeiten] Niedergang und Ende
Im letzten Jahrhunderts seines Bestehens sah sich das Kloster zahlreichen Angriffen ausgesetzt. Zunächst stürmten 1429 Hussiten in Stadt und Kloster, raubten und legten alles in Brand. Der Abt, der sich mit einigen Mönchen nach Zwickau retten konnte, musste in Folge der Zerstörungen seine Schlettauer Besitztümer verpfänden. Bereits 1460 hatte sich das Kloster erholt und konnte den Pfand wieder einlösen. Da man sich auch weiterhin einer ständigen Bedrohung durch die Hussiten ausgesetzt sah, versuchte man, sich auf gütlichem Wege mit ihnen zu einigen, sodass ein reger Verkehr und Austausch mit den böhmischen Besitzungen zu verzeichnen war. Da diese Zusammenarbeit vom Kirchenstaat als Ketzerei eingeschätzt wurde, belegte Papst Paul II. das Kloster und seine Besitzungen mit dem Bann, exkommunizierte die Mönche und setzte den Abt ab. Erst 1469 wurde der Bann durch die Vermittlung Rudolfs, des Bischofs von Breslau, und in Hinblick auf die wirtschaftlichen Interessen des Klosters aufgehoben. Die Mönche leisteten einen neuerlichen Treueeid und der Verkehr mit den Hussiten wurde erlaubt.
1525 kamen die Angreifer aus den eigenen Besitztümern. Schönburger und Grünhainer Bauern taten sich zusammengetan und plünderten das Kloster und die Dörfer in der Umgebung. Auch diesem Angriff konnten sich der Abt und seine Mönche entziehen, indem sie nach einem Hinweis dieses mal nach Annaberg flüchteten.
Der größte Widersacher des Klosters war die Reformation, die in den 1520er Jahren auch in Grünhain Einzug hielt. Bereits 1522 sollen 16 Mönche ihre Kutte abgelegt und dem Abt Gregor den Rücken gekehrt haben. 1533 beantragte eine kurfürstliche Kommission die Auflösung des Klosters. Drei Jahre später gingen die Besitzungen an den sächsischen Kurfürsten und wurden um einige Dörfer und Städte reduziert in das kurfürstliche Amt Grünhain umgewandelt. Der letzte Abt, Johannes Göpfert, erhielt ein Haus in Schlettau, in den er seinen Lebensabend verbringen sollte und wurde jährlich mit 200 Goldgulden sowie Nahrungsmitteln, Getreide und Brennholz ausgestattet. Göpfert konvertierte in hohem Alter zum Protestantismus und heiratete seine Köchin. Die wenigen verbliebenen Mönche, die ihrem Orden treu blieben, verließen Grünhain in Richtung Böhmen.
[Bearbeiten] Weblinks
- Kloster Grünhain im digitalen Modell (Sächsisches Landesamt für Archäologie)
[Bearbeiten] Weiterführende Literatur
- Lothar Enderlein: Kloster Grünhain im Westerzgebirge. Schwarzenberg, Glückauf-Verlag 1934
- Martin Märker: Das Zisterzienserkloster Grünhain im Erzgebirge. Frankfurt am Main, Verlag des Erzgebirgsvereins 1968
Koordinaten: 50° 35' N, 12° 49' O