Kompensation
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Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe. |
Eine Kompensation (v. lat.: compensare für „ausgleichen“, „ersetzen“) ist der Angleich eines Zustandes durch Drittmittel.
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[Bearbeiten] Medizin
Die Kompensation einer mangelhaften Organfunktion durch Mobilisierung eigener funktioneller Reserven oder durch Steigerung der Tätigkeit anderer Funktionspartner.
[Bearbeiten] Musik
Die Kompensation einer physikalisch bedingt unsauberen Intonation bestimmter Musikinstrumente bei einzelnen Tönen, hauptsächlich im Zusammenhang mit Blechblasinstrumenten.
[Bearbeiten] Philosophie
Bereits in der antiken Philosphie tauchen kompensatorische Konzepte vor allem im anthropologischen Kontext aus, so etwa im Protagoras-Mythos Platons. Der Mensch wird hier im Vergleich zu den Tieren als unspezialisiertes Lebewesen mit entsprechenden Nachteilen kompensatorisch ausgestattet wird mit technischen Fähigkeiten und sozialen Tugenden.
Ausgehend von einem Gedanken Joachim Ritters wurde die gesellschaftliche Funktion der Geisteswissenschaften von einigen seiner Schüler (v.a. Odo Marquard, Hermann Lübbe) als Kompensation der abstrakten Geschichtslosigkeit der modernen Industriegesellschaft gekennzeichnet (Kompensationstheorie der Geisteswissenschaften). Insbesondere Marquard weitete diese Überlegung auf anthropologischer Grundlage zunehmend aus: Als hinfälliges und sterbliches Mängelwesen bleibt der Mensch ihm zufolge stets darauf angewiesen, seine konstitutionellen Unzulänglichkeiten durch eine Vielzahl von Hilfsmitteln zu kompensieren.
[Bearbeiten] Psychologie
Kompensation (Psychologie): Ersatz oder Ausgleich von real vorhandenen oder vermeintlichen Mängeln durch andere Fähigkeiten. Ein Beispiel ist das Führen von Selbstgesprächen zum Ausgleich einer akustischen und/oder sozialen Reizarmut, z.B. bei Isolationshäftlingen.
[Bearbeiten] Soziologie / Erziehungswissenschaft
auch: Kompensatorische Erziehung. Förderung der kognitiven Fähigkeiten (z.B. Lesen, Schreiben, Sprechen) von Angehörigen finanziell und kulturell unterprivilegierte Gruppen, zum Ausgleich eines Defizits.
[Bearbeiten] Wertpapiergeschäft
Wenn ein Bankhaus die Abwicklung von Käufen oder Verkäufen des selben Wertpapiers ohne die Wertpapierbörse durchführt.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Kompensationsgeschäfte:
- Geschäfte, die in der Hauptsache nicht ausgeglichen sind, können durch Beigabe einer Nebensache kompensiert (= ausgeglichen) werden.
- Geschäfte, bei denen nur nicht-monetäre Leistungen ausgetauscht werden, zum Beispiel im Bereich (Kultur-)Sponsoring.
Kompensationsgeschäfte:
Austausch von Realgütern zwischen Handelspartnern (ca. 5% des gesamten Welthandels), das sind 5% von 6 Billionen USD = 300 Milliarden USD)
[Bearbeiten] Ökologie
Als Kompensationsfläche bezeichnet man ein Gebiet, dass als Ausgleich für zerstörte Lebensräume dient und ökologisch aufgewertet wird. Zum Beispiel stellt die in der Wesermündung gelegene Insel Tegeler Plate die Kompensationsfläche für den in Planung befindlichen Containerhafen III in Bremerhaven dar.
[Bearbeiten] Elektrotechnik
Unter Blindleistungskompensation versteht man die Verringerung der induktiven Blindleistung. Da viele elektrischen Lasten induktive Anteile haben (z.B. Motoren) benötigen sie induktive Blindleistung. Diese muss ohne Kompensationsanlage vom Energieversorger geliefert werden. Sie wird von den normalerweise eingesetzten Zählern nicht erfasst, da diese nur den Wirkanteil der elektrischen Arbeit messen. In den TAB (Technischen Anschlussbedingungen) der Netzbetreiber werden Kompensationsanlagen ab einer gewissen installierten induktiven Blindleistung vorgeschrieben. Mit Hilfe von Kondensatoren, welche parallel zur Anlage geschaltet werden, wird die induktive Blindleistung kompensiert. Die Blindleistung muss nun nicht mehr vom Energieversorger geliefert werden. Der Kunde "erzeugt" seine Blindleistung selbst. Die Kompensation erfolgt gewöhnlich auf einen cos phi zwischen 0,85 und 0,98.
Siehe auch: Blindleistungskompensation, Kompensator