Kreuzzeichen
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Das Kreuzzeichen ist ein symbolisches Ritual, das in den meisten christlichen Konfessionen gepflegt wird.
Im Christentum gilt das Kreuz als ein dreifaches Symbol. Es ist ein Zeichen für Jesus Christus, für dessen Leiden, Tod und Auferstehung und damit für den christlichen Glauben selbst.
Das Kreuzzeichen ist nicht nur symbolischer Ausdruck der Zugehörigkeit zur christlichen Kirche; es soll auch der Glaube an die Dreifaltigkeit aus Gott-Vater (Gott), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Heiliger-Geist (Heiligen Geist) zum Ausdruck gebracht werden.
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[Bearbeiten] Geschichtliche Entwicklung
Die Art des Kreuzzeichens hat sich im Laufe der Geschichte gewandelt; in den christlichen Konfessionen werden noch heute unterschiedliche Formen gepflegt.
Das Kreuzzeichen selbst geht auf das Urchristentum zurück. Die frühesten Belege stammen aus dem 2. Jahrhundert. Seinerzeit wurde das Kreuzzeichen nur mit einem Finger, mit dem Daumen oder dem Zeigefinger, gemacht. Dabei wurde das Kreuzzeichen zunächst nur auf die Stirn gemacht, später über das ganze Gesicht (von der Stirn über die Nase zum Mund und beiden Augen). Der Vollzug des Kreuzzeichens mit nur einem Finger mag den Glauben an den einen Gott ausgedrückt haben.
Im 8. Jahrhundert kam der Brauch auf, sich mit zwei Fingern, Zeige- und Mittelfinger, zu bekreuzigen. Das Kreuzzeichen wurde seit dem von der Stirn bis zur Brust gemacht. Die Verwendung von zwei Fingern mag die göttliche und menschliche Natur Jesu Christi symbolisieren.
Parallel dazu entwickelte sich die Form des Kreuzzeichens mit drei Fingern, Daumen, Zeige- und Mittelfinger, als Symbol für die Dreifaltigkeit. Seit dem 13. Jahrhundert ist dies die vorherrschende Form des Kreuzzeichens in der Ostkirche. In der Westkirche ist der Vollzug mit ausgestreckten Fingern vorherrschend, was als Symbol für die fünf Wundmale Christi gedeutet wird.
[Bearbeiten] Formen des Kreuzzeichens
Die meisten christlichen Konfessionen pflegen das Kreuzzeichen, jedoch in unterschiedlicher Form.
[Bearbeiten] Katholische Kirche
In der katholischen Kirche wird zum Kreuzzeichen Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. (Matthäus 28,20) gesprochen. Man unterscheidet dabei ein kleines und ein großes Kreuzzeichen.
Das große Kreuzzeichen wird wie folgt gemacht:
- Vorerst vereine man beide Hände vor der Brust, lege dann die linke Hand flach vor die Brust (infra pectus, ungefähr in der Gegend des Herzens) und suche beifolgende Figur [im Original ist eine Skizze in Form eines Kreuzes abgebildet] möglichst genau (nicht in kreisförmiger Bewegung) nachzubilden, d.h. man erhebe die rechte Hand mit ausgestreckten und aneinandergeschlossenen Fingern bis zur Stirn, wobei die innere Handfläche dem Körper bzw. der Stirn ganz zugekehrt sein muß, berührt danach wirklich (nicht scheinbar) mit den Spitzen der drei ersten Finger unter den Worten In nomine Patris die Stirn, ohne das Haupt dabei zu neigen, lasse dann in der geraden Linie die Hand bis zur Brust hinab, berühre diese und spreche et Filii, hierauf führe man die Hand zur linken Schulter, berühre sie und spreche et Spiritus, nun bringe man die etwas gekrümmte Hand (in gerader Linie) zur rechten Schulter und berühre sie und spreche sancti und vereine bei Amen die Hände wieder vor der Brust.[1]
Darüber hinaus kennt die katholische Kirche noch die Form des kleinen Kreuzzeichens, bei der mit geschlossener oder offener Hand und abgespreiztem Daumen der Daumen in Form eines kleinen Kreuzes bewegt wird. In der Liturgie vor dem Evangelium wird so ein Kreuz auf Stirn, Mund und Brust gezeichnet als Ausdruck dafür, dass der Gläubige das Wort Gottes verstehen, verkündigen und verinnerlichen will.
Mit dem Kreuzzeichen segnen Katholiken sich selbst oder andere Personen, aber auch Gegenstände, indem sie entweder mit der Hand ein Kreuz in die Luft oder bei einer Person der betreffenden Person auf die Stirn zeichnen. Auch Mahlzeiten werden mit dem Kreuz symbolisch gesegnet falls auf das Tischgebet verzichtet wird. Dabei richtet der Segnende die Messerspitze auf die Speisen und zeichnet ein Kreuz, meist begleitet von der Formel: Unser tägliches Brot gib uns heute. Vor allem vor dem Anschneiden eines Brotes wird zunächst das Brot auf diese Art gesegnet.
[Bearbeiten] Orthodoxe Kirche
In der Orthodoxen Kirche sind beim Sichbekreuzigen Daumen, Zeige- und Mittelfinger zusammengelegt und ausgestreckt; Ringfinger und kleiner Finger berühren die Handfläche. Die drei ausgestreckten Finger symbolisieren die Dreifaltigkeit und die zwei übrigen Finger die zwei Naturen Christ sowie sein erstes Kommen und seine erwartete Wiederkunft. Das Kreuzzeichen wird von der Stirn zur Brust und beide Schultern gemacht, wobei im Gegensatz zur heute in der katholischen Kirche üblichen Form zunächst die rechte und dann die linke Schulter berührt wird.
[Bearbeiten] Evangelische Kirche
Das Sich-Bekreuzigen wird in Evangelischen Kirchen gewöhnlich nicht gepflegt, obwohl es schon im Urchristentum und in den Schriften der ältesten Kirchenväter bezeugt ist. Ein Grund mag sein, dass es nicht in der Bibel erwähnt ist. Jedoch hat Martin Luther selbst das Kreuzzeichen gepflegt. Zum Beginn seiner Anweisungen zum Morgen- und Abendsegen schreibt er:
- Des Morgens, so du aus dem Bette fährest, magst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sollst sagen: „Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.“
- Des Abends, wenn du zu Bette gehst, magst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sollst sagen: „Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.“
Protestantische Befürworter des Bekreuzigens weisen darauf hin, dass das Wort „segnen“ vom lateinischen signare (mit einem Zeichen versehen) kommt, dass also das Zeichen des Kreuzes die Segenshandlung bewusst unterstreicht.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Philipp Hartmann, Johannes Kley: Repertorium Rituum. Zusammenstellung der rituellen Vorschriften für die bischöflichen und priesterlichen Funktionen. Paderborn, 14. Aufl. 1940, 211.