Kulturelle Hegemonie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kulturelle Hegemonie bezeichnet nach Antonio Gramsci das Produzieren zustimmungsfähiger Ideen.
In der bürgerlichen Gesellschaft werde Herrschaft nicht allein durch bloßen Zwang erzeugt, sondern die Menschen würden überzeugt, dass sie in der „besten aller möglichen Welten“ lebten: Die stabilen Formen kapitalistischer Herrschaftssysteme würden durch Konsens, durch 'Hegemonie' in der Zivilgesellschaft ('societa civile') vermittelt, sowie durch deren Hegemonieapparate, wie Schulen, Kirchen, Medien und Verbände.
Hegemonie heißt für Gramsci, "dass die herrschende Gruppe sich auf konkrete Weise mit den allgemeinen Interessen der untergeordneten Gruppen abstimmen wird und das Staatsleben als ein andauerndes Formieren und Überwinden von instabilen Gleichgewichten zu fassen ist [...], von Gleichgewichten, in denen die Interessen der herrschenden Gruppen überwiegen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, d.h. nicht bis zu einem engen ökonomisch-korporativen Interesse" (Gefängnishefte 7, 1584, zit. n. [1]).
Sollte es zu einer grundlegenden Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse kommen, so werde diese eher den Charakter eines 'Stellungkrieges', als eines 'Bewegungkrieges' um die vorherschenden Ideen haben: Es komme nicht nur auf des ökonomische Kräfteverhältnis an, sondern auch auf das in der Politik und in den Medien. Hier erforschte Gramsci besonders die Geschichte und Theorie der Intellektuellen mit einem sehr weitgefassten Intellektuellenbegriff: jeder sei ein Intellektueller, weil jeder die Fähigkeit zu denken habe, aber nicht jeder habe die Funktion eines Intellektuellen. Gramsci spricht hier von 'organischen Intellektuellen'.
Gramscis Konzept der Kulturellen Hegemonie wird zunehmend auch in der feministischen Diskussion aufgegriffen um damit die Funktionsweisen geschlechtsspezifischer Unterordnungsverhältnisse zu erklären. So würden sich die komplexen Strukturen, durch die geschlechtsspezifische Herrschaftsverhältnisse aufrechterhalten werden, mit Gramscis Vorstellung von Herrschaft durch Konsens, d.h. also durch die Verinnerlichung der Herrschaftsverhältnisse weitaus plausibler erklären lassen, als mit Gewalt und Zwang. Es wird daher auch von hegemonialen Geschlechterverhältnissen gesprochen.
[Bearbeiten] Literatur
- Brigitte Rauschenbach, Kulturelle Hegemonie und Geschlecht als Herausforderung im europäischen Einigungsprozess – eine Einführung, 2005. [2]