Löwenstein (Familie)
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Die hessische Adelsfamilie (von) Löwenstein tritt im Jahre 1160 mit Wernher I. von Bischofshausen in die Geschichte ein, als sie noch in „Biscopehusen“ (dem heutigen Bischhausen) lebte. Er zog dann auf den strategisch besser gelegen Ortberg bei Oberurff-Schiffelborn, einem heutigen Ortsteil von Bad Zwesten in Nordhessen. Sein Enkel, Wernher II. von Bischofshausen, errichtete an Stelle des bisherigen Familiensitzes die Burg Löwenstein bei Oberurff-Schiffelborn, einem heutigen Ortsteil von Bad Zwesten in Nordhessen, die 1253 erstmals urkundlich bezeugt ist. Zu Ehren seiner Ehefrau Gertrud von Itter, die einen Löwen im wappen führte, nannte er die Burg Löwenstein, und nach diesem neuen Stammsitz der Familie benannten sich die Nachfahren.
Die Löwensteiner erlebten schon im 13. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Macht, als sie als Rittergeschlecht zu den einflußreichsten und vermögensten Familien in Hessen gehörten. Während des thüringisch-hessischen Erbfolgekriegs, der 1247 begann, gelang es Wernher II., durch frühe Parteinahme für Herzogin Sophie von Brabant und ihren minderjährigen Sohn Heinrich erheblichen Einfluss in Nordhessen zu gewinnen, denn Sophie ernannte ihn zum zeitweiligen Statthalter der Region. Das machte es notwendig, den Familiensitz auf dem Ortberg standesgemäß auszubauen.
Den Grundstein für den gesellschaftlichen Niedergang der Familie legte Wernher II. selbst, indem er die Güter unter seinen Söhnen aufteilte. Heinrich nannte sich nach seiner Heirat mit Giesela von Schweinsberg „von Löwenstein-Schweinsberg“, Werner nach seiner Heirat mit Guda, Gräfin von Westerburg, „von Löwenstein-Westerburg“, und Hermann nach seiner Heirat mit Hedwig von Romrod „von Löwenstein-Romrod“. Bruno, der vierte Sohn, wurde Kanoniker im Fritzlarer Stift St. Petri. Die drei Linien blieben jedoch als Ganerben gemeinsam im Besitz der Burg, bewohnten sie bis weit ins 14. Jahrhundert gemeinsam, und bauten sie weitläufig aus. Jedoch wurden die Löwensteiner in den folgenden Jahrhunderten nicht mehr als Ritter, sondern nur noch als Edelknechte oder Knappen geführt. Die Linie Löwenstein-Westerburg starb 1492 aus, die Linie Löwenstein-Schweinsberg 1660.
In den Auseinandersetzung des 13. bis 15. Jahrhunderts zwischen dem Erzbistum Mainz und den hessischen Landgrafen taktierten die Löwensteiner sehr flexibel. Sie öffneten ihre Burg zu verschiedenen Zeiten jeder der beiden Parteien sowie auch den Grafen von Waldeck und standen sich dadurch mit allen Seiten gut.
Ein Löwensteiner soll am 5. Juni 1400 bei der Ermordung des zwei Wochen zuvor vom Fürstentag in Frankfurt zum Gegenkönig des ungeliebten Wenzel gewählten, aber von den drei geistlichen Kurfürsten nicht gewollten Herzogs Friedrich von Braunschweig-Lüneburg beteiligt gewesen sein. Friedrich befand sich auf dem Heimweg von Frankfurt nach Braunschweig, als ihm bei dem heutigen Dorf Kleinenglis in der Nähe von Fritzlar Graf Heinrich VII. von Waldeck mit einigen Kumpanen auflauerte und in einem Hohlweg erschlug. Ebenfalls Teil der Mordbande waren Konrad von Falkenberg und Friedrich von Hertingshausen. Am Tatort steht noch heute das sogenannte Kaiserkreuz von Kleinenglis.
Die Lage der Löwensteiner Burg eignete sich vorzüglich zur Überwachung der Handelsstraße von Kassel nach Frankfurt -- was spätere Burgherren zu einträchtiger Wegelagerei nutzten. So ist z. B. 1439 Johann von Löwenstein mit seinen Raubzügen bezeugt. Dies war ein deutlicher Abstieg gegenüber der Vorfahrengeneration des Burgerbauers Wernher. Allerdings mag es sein, dass Raubritter Johann sich zu seinen Untaten getrieben sah, da die Löwensteiner im Krieg zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Landgrafen von Hessen in der entscheidenden Schlacht beim nahen Kleinenglis 1427 auf der unterlegenen Mainzer Seite gestanden hatten und er auf Rache sann.
Noch heute ist der Name "Löwenstein" in Nordhessen sehr verbreitet. Er geht auf den im 16. Jahrhundert in Niederelsungen (Kreis Kassel) entstandenen "bürgerlichen" Zweig der Familie zurück, dessen Stammvater der uneheliche Sohn des Johann von Löwenstein, Henne von Löwenstein - zumeist "Henne Halber von Löwenstein" genannt - ist.
[Bearbeiten] Literatur
- Schunder, Friedrich: Die von Loewenstein zu Loewenstein, 3 Bände, Lübeck 1955.