Lager Omarska
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Gefangenenlager Omarska befand sich während des Bosnienkrieges in Omarska, einer Bergarbeiterstadt in der Nähe von Prijedor im Norden Bosnien-Herzegowinas. Das Lager, in dem Kämpfer der Republika Srpska (RS) mehr als 3.000 Bosniaken und Kroaten aus der Umgebung von Prijedor gefangen hielten, existierte vom 25. Mai bis etwa zum 30. August 1992.
Die offizielle serbische Bezeichnung war: Sammellager und Untersuchungslager um verdächtige "Paramilitärs" gefangen zu halten. Gemäß dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) wurden an diesem Ort Gefangene ermordet, gefoltert, Massaker und Vergewaltigungen verübt.
Über die Zahl der ermordeten Menschen in diesem Lager gibt es unterschiedliche Angaben. Nach dem Ende des Krieges wurden in zwei in der Nähe gelegenen Massengräbern 773 Leichen entdeckt. Im Gebiet um Prijedor wurden zwischenzeitlich 62 Massengräber entdeckt, die im Zusammenhang mit dem Lager stehen könnten. Zeugenaussagen von Überlebenden des Lagers und die hohe Zahl bis heute vermisster Personen aus der Region bestätigen die Vermutung über die Zahl der oben genannten Opfer.
Inhaltsverzeichnis |
Hintergrund
Im Mai 1992 zwangen intensive serbische Bombardements von Orten mit bosniakischer und kroatischer Bevölkerung deren Bewohner zur Flucht aus ihren Heimatorten.
Die Mehrheit der Menschen wurde von serbischen Paramilitärs umzingelt oder gefangengenommen. Anschließend banden sie diese in Zweierreihen aneinander und trieben sie in eigens dafür gegründete, regionale Gefangenenlager. Die serbischen Kämpfer zogen zahlreiche Gefangene aus den Marschkolonnen, schlugen sie oder erschossen sie auf der Stelle.
Um den 25. Mai 1992, nachdem die Führung der Republika Srpska die Kontrolle über das Gebiet erobert hatte, wurden in steigender Anzahl Gefangene ins Lager Omarska gebracht.
Während der folgenden Wochen umzingelten die serbischen Truppen die Ortschaften Kozarac und Prijedor und nahmen tausende Bosniaken und Kroaten gefangen. Darunter waren auch zahlreiche Intellektuelle, Geschäftsleute und lokale Politiker. [1] Unter anderem: Silvije Saric (Jurist), Mato Tadic (Ingenieur), Jozo Maracic (Bauingenieur), Zeljko Sikora (Gynäkologe), Esad Sadikovic (Ornithologe).
Es befanden sich auch 37 Frauen im Lager. 32 der Frauen wurden später freigelassen, 5 Frauen wurden jedoch getötet :
- Mugbila Besirevic (Ökonomin)
- Edna Datovic (Studentin)
- Hajra Hodic (Studentin)
- Velida Mahmuljin (Lehrerin)
- Sadeta Medunjanin (Professorin)
Der Lagerkomplex befand sich auf dem Gelände des örtlichen Bergbauunternehmens. Die Gefangenen wurden in Hangars und Garagen untergebracht. In einem kleinen Gebäude das "weißes Haus" genannt wurde, wurden die Gefangenen geschlagen. In einem anderen Gebäude das "rotes Haus" genannt wurde, wurden die meisten Menschen, die hereinkamen, getötet.
Die Lebensbedingungen im Lager Omarska waren brutal. Die Gefangenen wurden auf engstem Raum zusammengedrängt und es gab keine hygienischen Einrichtungen. Nahrungsmittel wurden nur einmal täglich ausgegeben. Das Wasser, das die Menschen zu trinken erhielten, war verunreinigt. Es gab keine Möglichkeit die Kleidung zu wechseln, keine Betten und auch keine medizinische Versorgung.
Prügel waren an der Tagesordnung. Die Gefangenenwärter, und andere, die in das Lager kamen, um Gefangene zu quälen, verwendeten Stangen aus Metall, Holzlatten, Kabelstränge, Gewehrkolben und Messer. Sowohl männliche als auch weibliche Gefangene wurden geschlagen, gefoltert, sexuell missbraucht oder hingerichtet. Zusätzlich zu den regelmäßigen Prügeln wurden Massenerschießungen vollzogen.
Internationale Reaktionen
Anfang August 1992 stießen die Journalisten Ed Vulliamy (The Guardian) und Roy Gutman (Newsday) zum Lager vor. Sie berichteten über das Lager. Diese Berichte führten schließlich dazu, dass die Vereinten Nationen begannen, die Lager zu untersuchen.
Dazu kam eine Reportage der Journalisten Vulliamy, Marshall und Williams sowie der Kameramann Irvin, welche in einer TV-Reportage über die Lager Omarska und Trnopolje die bekannte Bilder des "Todeslagers Omarska" zeigten. Die Diskussion über die teilweise einseitig ausgewählten Bilder begann erst Anfang 1993 durch die Kritik von Peter Brock in der Weltwoche. [2]; [3]
Aktuelle Entwicklungen
Es gelten immer noch zahlreiche Gefangene als vermisst. Zahlreiche Gebeine von Menschen, die in diesem Lager ermordet wurden, wurden in der Umgebung gefunden. Einige der Verantwortlichen der Republika Srpska wurden zwischenzeitlich vom ICTY wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.
Siehe auch
Weblinks
- Omarska Camp, Bosnia. Broken Promises of “Never Again” engl.
- Sale of Omarska engl.
- ICTY Anklageschrift gegen den zu 20 Jahren Haft verurteilten Dusko Tadic
- The role of the prijedor authorities during the war and after the signing of the dayton peace agreement engl.
- Mejakic Omarska camp indictment engl.
- Website des kroatischen Verbandes ehemaliger KZ-Häftlinge kroatisch
Literatur
- Appartement 102 - Omarska. Ein Zeitzeugnis; Diametric Verlag; ISBN-10: 3938580119
- Zur Hölle und zurück. In den Lagern der Furcht und des Grauens - Keraterm, Omarska, Manjaca; ISBN-10: 3931869008