Leo III. (Byzanz)
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Leo III. (gebräuchlicher: Leon) der Isaurier, altgr.: Λέων Γ' ο Ἰσαυρóς Leon ho Isaurós, (* um 680; † 18. Juni 741), war byzantinischer Kaiser von 717 bis 741. Leo begründete die Syrische Dynastie, die oft jedoch fälschlich Isaurische Dynastie genannt wird.
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[Bearbeiten] Leben
Leo wurde um 680 in Germanikeia, in der syrischen Provinz Kommagene geboren, wurde jedoch in seiner Kindheit samt seiner Familie umgesiedelt. Die Bezeichnung „der Isaurier“ beruht wohl auf einem Fehler eines byzantinischen Chronisten. Leo wuchs mit militärischer Ausbildung auf, diente unter Kaiser Justinian II. und wurde unter Anastasios II. Kommandant der östlichen Armee im Thema Anatolikon. 717 revoltierte er gegen den Übergangskaiser Theodosios III. und wurde beim Marsch über Konstantinopel statt seiner zum Kaiser gewählt. Theodosios dankte ab und Leo gelangte unblutig an die Macht.
Das erste Jahr der Herrschaft Leos III. war durch den Zweiten Angriff auf Konstantinopel der Araber, die in das durch Wirren geschwächte Byzantinische Reich 80.000 Männer an den Bosporus brachten, geprägt. Durch erbitterten Widerstand und glänzende Taktik, mit dem der neue Herrscher die Eindringlinge ermüdete, zogen sich die Araber nach zwölf Monaten zurück. Ein bedeutender Vorteil der Byzantiner war der Gebrauch des griechischen Feuers. Nachdem die Invasoren zurückgeschlagen waren, strukturierte Leo die Verwaltungsebene durch, die nach den Jahren der Anarchie völlig darniederlag. Er sicherte die Grenzen, indem er slawische Siedler in bevölkerungsarme Gebiete einquartierte und die Effizienz der Armee wiederherstellte. Als die Muslime 726 und 739 erneut versuchten, das Land zu verheeren, wurden sie entscheidend geschlagen, zuletzt 740 bei Akroinon. Gesellschaftliche Reformen wie die Aufhebung der im Voraus zu zahlenden Steuern wurden von ihm auf den Weg gebracht. Zugleich wurde die Leibeigenschaft aufgebrochen und in eine Klasse der freien Lehensmänner umgewandelt. Das antiquierte römische Familien- und Seerecht wurde reformiert. Trotz des klerikalen und adligen Widerstandes wurden 740 neue Gesetzestexte geschaffen.
Die größte gesetzgeberische Reform in der Regierungszeit Leos III., der auch ein reformiertes Gesetzeswerk herausgeben ließ (Ekloge), behandelte den religiösen Bildersturm (sog. Ikonoklasmus – „Bilderzerstörung“). Nach einem scheinbar erfolgreichen Versuch, sämtliche Juden und Montanisten des Reiches 722 zu taufen, erließ er mehrere Edikte gegen die Verehrung von Bildern (726–729). 726 ließ er nach einem Seebeben in der Ägäis eine Christus-Ikone vor dem Palast zerstören. Der Gehilfe des Kaisers wurde daraufhin sogleich vom Volk erschlagen. Dieses Verbot einer bisher verbreiteten Sitte wurde von einer klerikalen Minderheit, dem Themenadel, Teilen des Militärs und den Gemeinden der Paulikianer getragen.
Die Gründe dafür sind in der Forschung immer wieder debattiert worden. Manche sehen einen möglichen Grund in Leos syrischer Herkunft. Im Osten des Reiches war die Bilderverehrung weit weniger verbreitet; man sah es allgemein als eine Art Götzendienst an. Möglich sind auch Einflüsse aus dem islamischen Bereich, wo die Bilderverehrung allgemein abgelehnt wurde; allerdings ist auch dieser Punkt sehr umstritten, da die ikonoklastischen Kaiser auch überzeugte Christen waren und Bilddarstellungen durch Kreuzesdarstellungen ersetzten, die im islamischen Bereich geächtet waren.
Es muss in diesem Kontext auch betont werden, dass uns faktisch nur Quellen der Sieger, der Ikonodulen (der Bilderverehrer) zur Verfügung stehen. Damit ist das moderne Bild des Kaisers (und auch seiner Nachfolger) bereits von vornherein verzerrt. Die moderne Forschung hat denn auch viele Aussagen in den Quellen, was etwa die Härte des Vorgehens Leos betrifft, längst relativiert.
Die Mehrheit der Theologen und Mönche soll jedenfalls dagegen opponierten haben, sodass die westlichen Teile des Reiches sich weigerten, dem Edikt Folge zu leisten. Eine hauptsächlich aus religiösen Gründen ausgebrochene Revolte in Griechenland wurde durch die kaiserliche Flotte niedergeschlagen (727). Zwei Jahre später setzte Leo III. den Patriarchen von Konstantinopel ab und unterdrückte die lokale Opposition der Hauptstadt. In Italien kam es zu einer schweren Auseinandersetzung zwischen Leo III. auf der einen und den Päpsten Gregor II. und Gregor III. Gregor II. rief ein Konzil in Rom ein, um die Bilderstürmer („Ikonoklasten“) zu verbannen und zu exkommunizieren (730, 732); Leo III. rächte sich, indem er das südliche Italien und Griechenland aus der päpstlichen Diözese derjenigen des Patriarchen von Konstantinopel zuschlug. Der Kampf wurde durch einen bewaffneten Aufstand im Exarchat von Ravenna (727) begleitet, wodurch Leo III. sich schließlich bemühte, diese Probleme mit einer großen Flotte zu bewältigen. Durch einen Sturm wurden seine Kräfte geschwächt und sein Vorhaben vereitelt. Die Provinz Ravenna löste sich dadurch vom Reich.
[Bearbeiten] Bewertung
In der modernen Forschung kommen zusehends Zweifel auf, ob denn der Bildersturm wirklich diese katastrophalen innenpolitischen Folgen gehabt hat, wie es von den (bilderfreundlichen) Geschichtsschreibung jener Tage suggeriert wird (Lit.: vgl. etwa Jäckel, Leon III.; Lilie, Byzanz, S. 122f.). Insgesamt jedenfalls gelang es Leo III., das Reich außenpolitisch zu stabilisieren und eine Dynastie zu begründen, die über 80 Jahre herrschen sollte.
[Bearbeiten] Literatur
- Dirk Jäckel: Leon III. und die Anfänge des byzantinischen Bilderstreits. Regeneration im Osten und neue Konflikte. In: Mischa Meier (Hrsg.), Sie schufen Europa. Beck, München 2007, S. 259–272, ISBN 3-406-55500-4.
- Ralph-Johannes Lilie: Byzanz. Das zweite Rom. Siedler, Berlin 2003, S. 116 ff., ISBN 3-88680-693-6.
- Paul Speck: Kaiser Leon III., die Geschichtswerke des Nikephoros und des Theophanes und der Liber Pontificalis. Eine quellenkritische Untersuchung. 2 Bde., Habelt, Bonn 2002, ISBN 3-7749-2569-0; 2003, ISBN 3-7749-3160-7 (Poikila byzantina, 19–20).
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Leo III. – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- Bronwen Neil: Fachwissenschaftliche Kurzbiografie (englisch) aus De Imperatoribus Romanis (inkl. Literaturangaben).
Vorgänger |
Kaiser von Byzanz 717–741 |
Nachfolger |
Personendaten | |
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NAME | Leo III. |
ALTERNATIVNAMEN | Leo der Isaurier |
KURZBESCHREIBUNG | byzantinischer Kaiser |
GEBURTSDATUM | um 680 |
STERBEDATUM | 18. Juni 741 |