Leodegar Bürgisser
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Leodegar Andreas Bürgisser (* 2. April 1640 in Luzern; † 28. November 1717 in Neuravensburg, Allgäu) war ein Fürstabt von St. Gallen.
Bürgisser war der Sohn des Patriziers Johann Heinrich Bürgisser und dessen Ehefrau Anna Maria Wey. Mit elf Jahren kam Bürgisser 1651 an das Jesuitenkolleg in Luzern und wechselte zwei Jahre später an die St. Galler Klosterschule. Dort legte er 1657 die Profess ab und empfing 1664 die Priesterweihe. Anschließend übernahm Bürgisser verschiedene Aufgaben in dieser Schule: z.B. 1665 Lehrer der Syntax, 1682 Schülerpräfekt u.v.a.
Im Kloster Ebringen fungierte er in den Jahren 1666 bis 1672 als Küchenmeister und ab 1673 als Verwalter. Ab 1667 wurde er als Pfarrer mit der Seelsorge in Wildhaus betraut; 1672 wechselte Bürgisser in gleicher Funktion nach St. Peterzell und 1673 nach Hemberg. 1681 erfolgte die Ernennung zum Subprior, 1683 zum Dekan. Nach der Erhebung Abt Cölestin Sfondratis zum Kardinal wurde Bürgisser 1696 zum Fürstabt des Klosters St. Gallen gewählt. Sein Versuch, in Rorschach die 1666 aufgehobene höhere Schule wieder zu errichten, misslang.
1697 konnte der sog. Kreuzkrieg in der Rorschacher Konferenz ohne Blutvergiessen beigelegt werden - die reformierte Stadt St. Gallen hatte sich gegen das aufrechte Tragen von Kreuzen bei Prozessionen durch ihr Territorium verwahrt. Ergänzend verpflichtete die eidgenössische Tagsatzung die Stadt St. Gallen 1698, dem Kloster 3'800 Gulden Satisfaktion zu zahlen. 1702 schloss Bürgisser mit dem deutschen Kaiser Leopold I. einen in der Eidgenossenschaft viel kritisierten Defensionalvertrag. Grosse Summen (17'700 Gulden) verwendete er für Güterkäufe im Toggenburg. Überschattet wurde Bürgissers Regierung 1712 durch den Toggenburgerkrieg (2. Villmergerkrieg). In dessen Verlauf floh Bürgisser mit der Mehrheit des Konvents vor den heranrückenden Berner, Zürcher und Toggenburger Truppen nach Mehrerau, von dort auf Schloss Neuravensburg, Verwaltungszentrum der Klosterherrschaft im Allgäu. Teile des Stiftsarchivs und der Stiftsbibliothek wurden nach Bern und Zürich abtransportiert.
In St. Gallen vertrat bis 1718 der Rorschacher Pfarrer Johann Georg Schenkli als stellvertretender Offizial die fürstäbtlichen Interessen. Einen ersten Frieden mit Zürich und Bern, der 1714 in Rorschach ausgehandelt worden war, verwarf Bürgisser wegen der Beeinträchtigung der Rechte des Klosters. Er starb noch vor Abschluss des Friedens von Baden im Exil. Persönlich integer und auf gute Disziplin im Kloster achtend, ist Bürgisser doch wegen seiner unflexiblen Haltung in der Geschichtsschreibung kritisiert worden.
Siehe auch: Toggenburgerkrieg
[Bearbeiten] Literatur
-NDB 14, 245 f. -HS III/1, 1338-1340
Vorgänger Coelestin Sfondrati |
Abt von St. Gallen 1696-1717 |
Nachfolger Joseph von Rudolfi |
Personendaten | |
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NAME | Bürgisser, Leodegar Andreas |
KURZBESCHREIBUNG | Fürstabt von Kloster St. Gallen |
GEBURTSDATUM | 2. April 1640 |
GEBURTSORT | Luzern |
STERBEDATUM | 28. November 1717 |
STERBEORT | Neuravensburg, Allgäu |