Lieschen Müller
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lieschen Müller steht im deutschen Sprachraum als Synonym für den weiblichen Durchschnittsmenschen. Durchschnittliches wird häufig auch mit Wendungen „wie von Lieschen Müller“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Hinweise auf früheren synonymen Sprachgebrauch
Die Weberstochter und spätere Hochstaplerin Sophie Sabina Apitzsch, gab sich 1714 als Prinz aus und daraufhin "Prinz Lieschen" genannt. Der deutsch Schriftsteller, Heinrich Moritz Heydrich schrieb 1861 die romantische Posse "Prinz Lieschen". Wilhelmine Heimburg schrieb 1879 den Roman "Lumpenmüllers Lieschen". Ob diese Namensgebungen auf einen Sprachgebrauch von "Lieschen" als "gewöhnliches Mädchen" beruhen, ist hier nicht belegt. Es gibt Aussagen, dass der Begriff "Lieschen Müller" zumindest schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebrauch Eingang fand.
[Bearbeiten] Schlagartige Verbreitung des Ausdrucks durch Kinofilm
Spätesten nachdem Lieschen Müller als Figur im 1961 gedrehten Spielfilm Der Traum von Lieschen Müller als eine deutsche Büroangestellte der 1960er-Jahre auftauchte, war der Name wie Otto Normalverbraucher im allgemeinen Sprachgebrauch präsent. In dem Film träumt die Titelfigur davon, in den USA als Liz Miller zur High Society zu gehören.
[Bearbeiten] Abgewandelte Formen in Literatur und Politik
Der bedeutende deutsche Journalist Christian Ferber schrieb 1963 literarische Übersetzungen seichter Unterhaltungsliteratur unter dem Pseudonym Lisette Mullère, einer Übertragung des deutschen Lieschen Müller ins Französische, womit er versteckt zum Ausdruck brachte, was er selbst von dieser Art Literatur hielt. Lisette Mullère war in den 1960er Jahren eine bekannte Kunstfigur der politischen Satiren Ferbers.
Eine weitere Prägung hat dieser Begriff durch das Voransetzen eines Doktortitels erhalten. „Dr. Lieschen Müller“ ist – seit Konrad Adenauer über das Magazin „Der Spiegel“ äußerte, es sei nichts anderes, als «die Bild-Zeitung für Dr. Lieschen Müller» – ein Synonym für eine Person, die trotz oder wegen ihrer akademischen Würden genauso naiv und dumm ist, wie eben „Lieschen Müller“.
[Bearbeiten] Quellen
Meyers Konversationslexikon 1889, Band 2, Seite 0623 und Band 8, Seite 0507