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Lobkowitz (Adelsfamilie)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Familie Lobkowitz (tschechisch. Lobkowicz, Lobkovic) gehört zu den ältesten böhmischen Adelsgeschlechtern. Ursprünglich hießen sie Popel (deutsch: Asche). Sie waren Grundherren, dienten den Přemysliden und Luxemburgern. Den Namen Herren von Lobkowitz nahmen sie an, als sie 1407 die Herrschaft Lobkowitz (Lobkovice) mit der gleichnamigen Burg kauften. 1479 wurde das Geschlecht in den böhmischen Freiherrnstand erhoben.

Im 15. Jahrhundert teilte sich das Geschlecht in zwei Linien: Lobkowitz-Hassenstein und die Linie Popel-Lobkowitz, welche den alten Namen des Geschlechts weiterführte. Seit 1624 gehörten die Lobkowitz dem Reichsfürstenstand an. In der westeuropäischen Literatur ist auch die Schreibweise Lobkowicz des Geschlechternamens üblich.

Palais Lobkowitz in Prag (Deutsche Botschaft)
Palais Lobkowitz in Prag (Deutsche Botschaft)

Der Zweig Popel-Lobkowitz zerfiel im 16. Jahrhundert durch Teilung und den Erwerb neuer Güter in mehrere Linien, die sich nach ihrem Besitz Herren von Dux, Herren von Bilin und anders nannten.

Die jüngste Linie der Popel-Lobkowitz nannte sich nach dem seit 1474 im Besitz befindlichen Schloss Chlumetz im Kreis Tábor Chlumetzer. Aus dieser Linie gingen die Herren von Neustadt hervor.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Einzelne Familienmitglieder

Das älteste Familienmitglied, das schriftlich erwähnt ist, war der Ritter Maresch von Aujest (tsch. Mareš z Újezd) auch Martin von Aujest genannt. Er stammte aus dem Dorf Újezd u Jestřebí (deutsch Aujest b. Habstein) unweit von Böhmisch-Leipa (Česká Lípa) und lebte zu Zeiten Karls IV..

Sein Sohn Nikolaus (der Arme) (Mikuláš Chudý, auch Hasištejnský z Lobkovic oder Mikuláš I. „Chudý“ z Újezda a z Lobkowic (Nikolaus „der Arme“ von Aujest und Lobkowitz), verheiratet mit Anna z Nechvalic († vor 1411) und Žofka (* 1412) war im Gegensatz zu seinem Beinamen einer der reichsten und einflussreichsten Männer Böhmens.

Er wurde 1401 Schreiber in Kuttenberg (Kutná Hora) und erhielt für seine Verdienste von Wenzel IV. mehrere Güter, unter anderen Lobkowitz (Lobkovice nad Labem), die die Grundlage für das weitere Wachstum waren.

1417 wurde er zum obersten Landschreiber Böhmens ernannt, 1418 erhielt er von König Wenzel auch die Herrschaft Hassenstein (Hasištejn) zunächst als Pfand, seit 1419 als erbliches Kronlehen, da der König erst durch seine Unterstützung die Belagerung der dortigen Burg zum Erfolg bringen konnte.

Unter Kaiser Sigismund, bei dem er gleichfalls in hoher Gunst stand, erwarb er die königlichen Burgen Pfraumberg (Přimda) und Brüx (Most) sowie in Mähren das Schloss Fürchtenberg und die Stadt Mährisch Schönberg (Šumperk). Diesen Besitz trat er aber 1421 im Austausch gegen die Kronherrschaft Frauenberg (Schloss Hluboká nad Vltavou) wieder an den König ab. Weiterhin wurde er mit der Burg Leitmeritz, der Burg Platten, Teilen der Herrschaft Klingenberg und der Stadt Komotau (Chomutov) belehnt.

Seine beiden Söhne begründeten zwei Linien der Familie. 1459 wurden die Brüder Lobkowicz durch Kaiser Friedrich III. in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

Der ältere Nikolaus II. Lobkowitz von Hassenstein (Mikuláš Hasištej z Lobkovic) erhielt als Erbe die Burg Hassenstein (Hasištejn) und der jüngere Johann I. Popel von Lobkowitz (Jan Popel z Lobkovic) Burg Frauenberg (Hluboká nad Vltavou) bei Budweis (České Budějovice). Beide Familienzweige gehörten zunächst der utraquistischen Partei des böhmischen Adels an. Die Popel von Lobkowitz traten Ende des 16. Jahrhunderts aber zum Katholizismus über.

[Bearbeiten] Linie Lobkowitz von Hassenstein

  • Nikolaus II. Lobkowitz von Hassenstein konnte seine Herrschaft erfolgreich ausweiten. 1446 kaufte er von Alesch von Schönburg auf Pürstein Preßnitz (Přísečnice) und Brunnersdorf Prunéřov. Weiter erhielt er Eidlitz (Údlice), Kaaden (Kadaň) und Komotau (Chomutov). Dies erreichte er vor allem durch das vorsichtige Taktieren und Paktieren mit Hussiten und Katholiken.

Er war verheiratet mit Žofie von Žerotín († 1459), starb 1462 und hinterließ vier Söhne.

  • Nikolaus III., Johann und Bohuslaus Lobkowicz von Hassenstein teilten sich 1490 das Vermögen, die Burg Hassenstein blieb aber gemeinschaftlicher Besitz. Bohuslaus Lobkowicz von Hassenstein (1461-1510), wurde ein berühmter Humanist und Dichter.

[Bearbeiten] Linie Popel von Lobkowitz

Während der Verteilungskämpfe zwischen den Anhängern des Königs und den Rosenbergern eroberte Zdeněk von Sternberg, ein Erzfeind des Johann II. von Rosenberg im Januar 1469 die Festung, nahm Johann und seinen Sohn Depolt gefangen und hielt sie auf der Burg in Krumau fest. Johann erkrankte in der Gefangenschaft und starb. Er wurde in der Kirche des Hl. Veit in Krumau bestattet. Depolt blieb bis 1475 inhaftiert. [1]

  • Depolt Popel von Lobkowitz, ein Sohn Johanns I. Popel übernahm 1502 die Herrschaft Bilin (Bílina) von den Herren von Colditz, 1527 kam noch die Herrschaft Dux (Duchcov) hinzu. Den Besitz erbte Wenzel Popel von Lobkowitz, der Oberleutensdorf (Litvínov) hinzukaufte. Von 1583 bis 1590 herrschte Georg Popel von Lobkowicz, bis er den Besitz an die Herren von Waldstein (Valdštejn) verlor. Bilin (Bílina) blieb weiter in Händen der Herren von Lobkowitz.
  • 1665 bis 1697 herrschte in Bilin (Bílina) Graf Wenzel Ferdinand Lobkowicz, ein bedeutender Diplomat des Kaisers für Bayern, Spanien und Frankreich. 1720 starb der Biliner Zweig der Familie aus und das Eigentum kam in die Hände der Lobkowitz aus Raudnitz (Roudnice nad Labem.
  • Sein erster Sohn war Johann III. (* 1490, † 14. Juni 1569 in Prag, verheiratet mit Anna Žehrovská von Kolowrat). Er stieg bis zum Hofrichter des Königreichs Böhmen auf. Ihm gehörten die Ländereien Zbiroh und Točník.
  • Dessen Sohn Johann der Ältere (* 1521; † 18. Juni 1590, dreimal verheiratet) war Präsident des Appellationsgerichts und Präsident der böhmischen Kammer, sowie Hauptmann der deutschen Lehen. Er besaß auch die Feste Opálka.
  • Georg der Ältere, achtes Kind Johanns III., (* 1540, † 28. Mai 1607 als Gefangener in Loket) war ebenfalls in Diensten der böhmischen Krone, als Kämmerer, Richter und Obersthofmeister. Er war an einer Verschwörung gegen Kaiser Rudolf II. beteiligt.
  • Der zweite Sohn Ladislavs I., Ladislav II. (* 1501; † 18. Dezember 1584) war dreimal verheiratet. Ihm gehörten die Ländereien um Chlumec. Er war Mitglied des Geheimen Rats, wurde Hofmarschall und königlicher Hofmeister. Ladislaus II. von Lobkowitz erhielt 1562 von Kaiser Ferdinand das Heidecksche Lehen Neustadt und Sternstein.
  • Der Sohn Ladislavs II., Zdenek Adalbert (* 15. August 1568;, † 16. Juni 1628 in Wien) wurde wie sein Vater Hofrat und 1559 oberster Kanzler der Krone Böhmen. Er heiratete Polyxenia, geborene von Pernstein, Witwe des Wilhelm von Rosenberg. Durch diese Heirat erhielt das Geschlecht Raudnitz. Zdenek Adalbert war maßgeblich an der Rekatholisierung Böhmens beteiligt.
Wenzel Eusebius Fürst Lobkowitz (1609–1677
Wenzel Eusebius Fürst Lobkowitz (1609–1677
  • August Longin war nicht nur in vielen nationalen und bildenden Vereinen tätig, sondern auch in der Politik aktiv und wurde kaiserlicher Kanzler und 1734 Präsident der Bergbau- und Münzenkammer am Hofe.
  • Ein bedeutender Politiker seiner Zeit war Georg Christian von Lobkowitz (1835–1908), Marschall der tschechischen Krone und Abgeordneter des böhmischen Parlaments. Er verteidigte vehement das tschechische Recht.
  • Sein Nachfolger war Bedřich und sein Enkel Georg Christian, ein bekannter Autorennfahrer, der 1932 auf der AVUS-Rennbahn in Berlin tödlich verunglückte. Sein Erbe wurde Bedřichs Cousin Otakar. Vor und nach dem Krieg bekannten sich die Lobkowiczer stets zu ihrer tschechischen Tradition.
  • Maxmilián Lobkowicz aus der Raudnitzer Linie wurde tschechoslowakischer Botschafter in London. Mit der Machtübernahme der Kommunisten wurde die Familie Lobkowitz in der Tschechoslowakei enteignet. Nach 1948 emigrierte ein Teil der Familie. 1989 kehrten sie in die Heimat zurück und erhielten Teile des Familienbesitzes zurückerstattet.

[Bearbeiten] Bekannte Familienmitglieder der Gegenwart

[Bearbeiten] Weblinks

  1. František Palacký: Archiv český
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