Lohnarbeit
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Lohnarbeit bezeichnet menschliche Arbeit, deren Wert mit einem Lohn entgolten wird.
[Bearbeiten] Marxismus
Der Begriff wird im Marxismus verwendet, um die Lage der Arbeiterklasse zu kennzeichnen: Diese besitze als Produktionsmittel nur ihre eigene Arbeitskraft. Sie müsse ihren Lebensunterhalt vom Verkauf dieser Arbeitskraft gegen Arbeitsentgelt bestreiten. Aus Sicht des Kapitalisten rentiere sich der Kauf von Arbeitskraft und anderer Produktionsmittel nur, wenn anschließend durch den Verkauf der produzierten Güter mehr Geld eingenommen wird, als ursprünglich für Arbeitskraft und Produktionsmittel verausgabt wurde.
Da die Arbeiter vom Verkauf ihrer Arbeitskraft leben müssen, ist nach Karl Marx sichergestellt, dass sie Arbeitsverträge eingehen, bei denen ihnen im Durchschnitt nur das an Lohn zugestanden wird, was sie zum Leben und Erhalt ihrer Arbeitskraft brauchen. Aus Sicht der Kapitalisten bestehe damit ein Optimierungsproblem: Wie sollen die Waren getauscht werden (Tauschwert), soll die schwache Lage der Arbeiter möglichst profitabel für die Kapitalisten genutzt werden? Die Antwort darauf soll die Arbeitswertlehre geben, wonach alle Waren sich gegenseitig tauschen im Verhältnis zur Arbeitszeit, die zu ihrer Herstellung normalerweise notwendig ist.
Es ergeben sich damit laut Marx drei Dimensionen der Ausbeutung der Lohnarbeiter durch die Kapitalisten:
- Produktion: Die Beschäftigung von Lohnarbeitern rentiert sich nur, wenn von den produzierten Gütern ein Teil bei den Kapitalisten, das Mehrprodukt, verbleibt.
- Arbeitszeit: Die Beschäftigung von Lohnarbeitern rentiert sich nur, wenn die Lohnarbeiter nicht nur zur Erstellung der von ihnen selbst benötigten Produkte arbeiten (notwendige Arbeitszeit), sondern darüber hinaus unentgeltlich auch für die Kapitalisten. Allerdings ist im Kapitalismus diese Unentgeltlichkeit verschleiert, nicht ohne weiteres sichtbar, da der Lohn vordergründig die ganze Arbeitszeit abdeckt.
- Wert: Die Beschäftigung von Lohnarbeitern rentiert sich nur, wenn von dem geschaffenen Wert ein Teil als Mehrwert bei den Kapitalisten verbleibt.
Wert schaffen können nur die „freien“ Lohnarbeiter. Sklaven (unfreie Arbeit) dagegen können als Privateigentum von Kapitalisten (etwa farbige Sklaven in den US-Südstaaten des 19. Jahrhunderts) nur wie Maschinen (konstantes Kapital) ihren Wert durch „Abnutzung“ an die produzierten Güter nach und nach abgeben. Der Mehrwert kann nur durch die Differenz zwischen dem Wert der Arbeitskraft (Lohn, variables Kapital), die von den „freien“ Lohnarbeitern verkauft wird, und dem insgesamt geschaffenen Neuwert entstehen (Wertschöpfung).
Als „doppeltfreie Lohnarbeit“ bezeichnet Marx die nach der siegreichen bürgerlichen Revolution entstandene Lage der Arbeiter, die nach Gewinn der Bürgerrechte ihre Arbeitskraft auf dem freien Markt anbieten und ihren Lohn frei aushandeln mussten. Der Begriff soll ironisch auf den Doppelcharakter der Freiheit hinweisen, dem sie ausgesetzt worden seien. Durch die Befreiung von den feudalistischen und ständischen Fesseln hätten sie zwar etwas mehr bürgerliche Rechte hinzugewonnen. Sie seien jedoch auch von jedem Eigentum an Produktionsmitteln „befreit“ (enteignet) worden. Damit seien sie unter frühkapitalistischen Produktionsverhältnissen gezwungen worden, sich in „Lohnsklaverei“ zu begeben.
[Bearbeiten] Herkömmliche Wirtschaftswissenschaft
In der „bürgerlichen“ Wirtschaftswissenschaft erscheinen Lohnarbeiter als „Arbeitnehmer“, die Stellenangebote der Arbeitgeber wahrnehmen und mit diesen Arbeitsverträge mit meist festen Entlohnungen eingehen. Bis zur Einführung des Europäischen Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen in Deutschland im Jahre 1999 wurden sie noch als „abhängig Beschäftigte“ bezeichnet. Marxistische Kritiker sehen in der neuen Bezeichnung eine Verkehrung der tatsächlichen Verhältnisse, wonach Arbeiter ihre Arbeitskraft gäben, während Unternehmer diese nähmen und im Ergebnis des Produktionsprozesses daraus Profite schöpften.