Doppelcharakter
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Mit dem Wort Doppelcharakter wird darauf hingewiesen, dass ein Ding häufig zwei Bedeutungen hat, die nicht auf den ersten Blick erscheinen und sich eigentlich auch widersprechen.
- Bekannt ist die marxsche Beschreibung des Doppelcharakters der Arbeit und des Warenwertes, der sich einerseits als Gebrauchswert und andererseits als Tauschwert darstellt.
- Max Horkheimer und Adorno beschreiben in dem Buch „Dialektik der Aufklärung“ den Doppelcharakter der Aufklärung. Sie fragen sich dort warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt.
- Rainer Zoll beschreibt in seinem Buch „Der Doppelcharakter der Gewerkschaften“, dass Gewerkschaften einerseits eine Gegenmacht und andererseits ein Ordnungsfaktor sind.
- Bekannt ist auch der scheinbare Doppelcharakter des Lichts und der Materie, der früher als Welle-Teilchen-Dualismus bezeichnet wurde. Dieser Doppelcharakter wurde jedoch in der Quantenmechanik aufgelöst. Quantenteilchen sind nicht selbst Wellen, sondern haben eine Aufenthaltswahrscheinlichkeit, die aus einer Wahrscheinlichkeitswelle resultiert.
- Schulen haben den Doppelcharakter, dass sie einerseits die Schüler zur Mündigkeit erziehen, aber andererseits auch zur Passivität und Unmündigkeit. (siehe deschooling)
- Investitionen haben den Doppelcharakter, dass sie zum einen ein Teil der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sind, zum anderen erhöhen sie den Kapitalstock und damit den technisch möglichen Umfang des Angebotes, sie erhöhen die Produktionskapazitäten. Investitionen sind also sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite wirksam. Diese "Dialektik" kann zu Konjunktur-Schwankungen führen. Der Widerspruch äußert sich in einer periodischen Bewegung.