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Manuel de Godoy

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Manuel de Godoy y Alvarez de Faria Rios Sanchez Zarzosa (* 12. Mai 1767 in Badajoz (Extremadura); † 4. Oktober 1851 in Paris) war der Sohn von José de Godoy und seiner Ehefrau Maria Antonia Alvarez de Faria.

Manuel Godoy
Manuel Godoy

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft und Aufstieg

Manuel de Godoy entstammte dem niederen Adel und trat 1784 in die königliche Garde ein. Seit 1788 galt Godoy als Geliebter der Kronprinzessin Maria Luise von Bourbon-Parma und gehörte zum engeren Kreis um das Kronprinzenpaar.

Karl und Maria Luise versuchten eine unabhängige und nur ihnen ergebene Partei aufzubauen. Nach ihrer Thronbesteigung im Dezember 1788 behielten jedoch Karl IV. und Maria Luise die wichtigsten Innen- und Außenpolitiker aus der Regierung von Karl III.. Godoy wurde 1790 zum Generalleutnant der Garden und 1791 zum Sekretär der Königin ernannt. Am 28. Februar 1792 entließ Karl IV. seinen ersten Staatsminister Floridablanca (1728-1808). Dessen Nachfolger und politischer Konkurrent Aranda (1719-1798) scheiterte wenige Monate später an der Aufgabe, die französische Königsfamilie zu retten. Auf Drängen der Königin wurde Aranda am 15. November 1792 abgelöst und Godoy zum neuen ersten Staatsminister ernannt. Godoy erhielt den Titel eines Herzogs von Alcúdia und Sueca und wurde von seinen Gönnern reichlich mit Gütern beschenkt.

[Bearbeiten] Herrschaft von 1792 bis 1798

Godoy behielt die Neutralitätspolitik seiner beiden Vorgänger bei, verschärfte aber den diplomatischen Druck auf das revolutionäre Frankreich. Trotz des spanischen Protestes wurde der französische König Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 hingerichtet. Wegen der ständigen Einmischung Godoys in die inneren Angelegenheiten Frankreichs erklärte der Nationalkonvent Spanien den Krieg. Godoy konnte den Krieg gegen Frankreich als patriotischen Kreuzzug darstellen. Weil die Erfolge ausblieben, änderte sich die anfängliche Kriegsbegeisterung in wachsende Unzufriedenheit. Die Unzufriedenen sammelten sich um Aranda mit dem Ziel Godoy zu stürzen. Doch Godoy behauptete sich gegen seine Gegner, Aranda musste Spanien verlassen und verstarb 1798 im Exil.

Im Oktober 1794 begannen die Friedensverhandlungen mit Frankreich und im Juli 1795 wurde der Friedensvertrag von Basel unterzeichnet. Spanien musste seine Kolonie Santo Domingo an Frankreich übertragen und erhielt dafür seine verlorengegangenen Grenzgebiete von Frankreich zurück. Deswegen wurde Godoy vom König mit dem Ehrentitel "Friedensfürst" ("Principe de la Paz") ausgezeichnet.

Innenpolitisch führte Godoy einige Reformen der Regierung Karls III. fort. Godoy erließ Gesetze zur Förderung der Landwirtschaft und der Manufakturen und trieb die Reform des Schulwesens voran. Er förderte Wissenschaftler und berief Vertreter der Aufklärung, wie Saavedra (1746-1819), Jovellanos (1744-1811) und Urquijo (1768-1817) in wichtige Verwaltungsstellen. Aufgrund seines luxuriösen Lebensstils, seiner Vetterwirtschaft und seiner Beziehung zur Königin konnte Godoy keine Sympathien bei den Vertretern der Aufklärung gewinnen.

1796 musste Spanien mit Frankreich den 1. Vertrag von San Ildefonso abschließen und danach an Frankreichs Seite Krieg gegen Großbritannien führen. Großbritannien brachte Spaniens Schiffverkehr mit seinen amerikanischen Kolonien zum Erliegen und erschütterte dadurch Spaniens Wirtschaft. Die wirtschaftlichen Probleme Spaniens und viele notwendig gewordene Maßnahmen zum Führen des Krieges vergrößerte den Kreis von Godoys Gegnern. Im Mai 1798 verlor Godoy sein Amt als erster Staatsminister. Aber er blieb weiterhin der einflussreiche Günstling der Königin und des Königs. Godoys Nachfolger Saavedra bildete die "Regierung der Aufklärung".

[Bearbeiten] Erneute Herrschaft von 1801 bis 1808

Manuel Godoy
Manuel Godoy

Die "Regierung der Aufklärung" ermüdete aufgrund der endlosen Kämpfe zwischen Traditionalisten und Reformern sehr schnell. Der Erste Konsul Frankreichs Napoléon Bonaparte zwang Spanien im Oktober 1800 den 2. Vertrag von San Ildefonso auf. Dieses französisch-spanische Bündnis führte zu einem erneuten Aufleben des Konfliktes mit Großbritannien. Karl IV. und Maria Luise setzten deswegen die Rückkehr Godoys in die Politik durch. Godoy wurde nun ohne Ministeramt der "starke Mann" Spaniens. Anfang 1801 wurde er zum Generalissimus und Admiral von Spanien und Indien (Bezeichnung für Spanisch-Amerika) ernannt. Im Mai 1801 führte Godoy erfolgreich eine Armee von 60.000 Mann in den "Orangenkrieg" ("Guerra de la Naranjas") zur Eroberung nach Portugal. Der Friedensvertrag von Amiens zwischen Großbritannien und Frankreich im Jahr 1802 verschaffte Spanien und somit Godoy eine kurze, aber dringend benötigte Atempause. Godoy konnte durch monatliche Zahlungen von Subsidien an Frankreich Spaniens Neutralität bewahren. Die Schwierigkeiten in der Wirtschaft konnte er nicht überwinden. Godoys innenpolitische Gegner sammelten sich deshalb um den Thronfolger Ferdinand.

Im Dezember 1804 erklärte Godoy Großbritannien den Krieg. Die französisch-spanische Flotte erlitt am 21. Oktober 1805 in der Schlacht bei Trafalgar eine vernichtende Niederlage. Godoys Gegner rechneten ihm persönlich die hohen Verluste an Menschen und Material an und forderten die Beendigung der Allianz mit Frankreich. Deswegen rief Godoy im Oktober 1806 zum Krieg gegen Frankreich auf. Doch schon Anfang 1807 musste Godoy seine antifranzösische Politik beenden. Napoleon I. forderte die Bereitstellung von 15.000 spanischen Soldaten. Diese Soldaten mussten in der Napoleonischen Armee in Norddeutschland und Ostpreußen gegen Preußen und Russland kämpfen. Im Oktober 1807 wurde im Frieden von Fontainebleau die französisch-spanische Allianz vertraglich neu geregelt. Spanien musste Portugals Besetzung durch französische Truppen unter dem Kommando des Generals Andoche Junot zustimmen.

Karl IV. und Maria Luise deckten wenig später eine Verschwörung ihres Sohnes Ferdinand auf. Unter Druck verriet Ferdinand seine Mitverschworenen, diese wurden sofort vom Hof entfernt. Anfang 1808 besetzten französische Truppen Spanien. Godoy brachte die königliche Familie nach Aranjuez. Von dort aus sollte die königliche Familie nach Sevilla übersiedeln und danach per Schiff nach Mexiko ausreisen. Godoy geriet immer mehr in die Isolation, der Kastilienrat und die Mehrheit der Minister stellten sich gegen ihn. Ferdinands Anhänger glaubten, dass Napoleons Vorgehen in Spanien sich nur gegen Godoy richtet. Am 17. März 1808 zettelten Soldaten, Palastdiener und Bauern die "Meuterei von Aranjuez" ("Motin de Aranjuez") an und stürmten Godoys Palast. Die aufgebrachte Menge konnte den verhassten Günstling nicht finden. Aber wenig später fanden die Meuterer den König. Dieser wurde gezwungen, ein Dekret zur Verhaftung von Godoy zu unterzeichnen. Am 19. März 1808 wurde Godoy verhaftet und aufgefordert, seine Ämter als Generalissimus und Admiral von Spanien und Indien niederzulegen. Am gleichen Tag musste Karl IV. zugunsten seines Sohnes Ferdinand VII. abdanken.

Die Truppen Joachim Murats besetzten am 23. März 1808 Madrid. Am 2. Mai 1808 erhob sich die Madrider Bevölkerung gegen die Fremdherrschaft, doch Murat schlug den Aufstand blutig nieder. Nach der Abdankung Ferdinands VII. am 5. Mai 1808 konnte Godoy gemeinsam mit seinen Gönnern Karl und Maria Luise nach Frankreich ausreisen. Er begleitete beide bis zu ihren Tod im Januar 1819 auf Reisen durch Frankreich und Italien. Während eines gemeinsamen Aufenthaltes in Rom im Jahr 1812 wurde Godoy von Papst Pius VII. zum Fürsten von Bassano und Posserano erhoben.

Godoy betätigte sich nicht mehr politisch und verstarb hochbetagt am 4. Oktober 1851 in Paris.

[Bearbeiten] Quellen

  • Ana Guerrero Latorre; "Karl IV."

und Angel Martinez de Velasco; "Ferdinand VII." in "Die spanischen Könige"; Verlag G.H. Beck, München 1997; ISBN 3-406-42782-0

  • Biographien der Weltgeschichte - Lexikon; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989; ISBN 3-326-00218-1
  • Hans Schmidt; "Napoleon I." in "Die französischen Könige und Kaiser der Neuzeit 1498 - 1870"; Verlag C.H. Beck, München 1994; ISBN 3-40638506-0
  • Eugen Tarlé; Napoleon; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften; 10. Auflage 1973
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