Maultrommel
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Maultrommel |
||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
engl.: Jew's harp, ital.: Scacciapensieri, frz.: Guimbarde | ||||||||
Maultrommeln, Eisen, jeweils ca. 8 cm lang| |
||||||||
|
Die Maultrommel ist ein kleines Musikinstrument mit durchschlagender Zunge, dessen Tonerzeugungsprinzip traditionell auf der ganzen Welt verbreitet ist: Eine manuell angeregte elastische Zunge schwingt durch die geöffneten Zahnreihen in den Mundhohlraum des Spielers und wird dort durch Änderung der Mundhöhle klanglich verändert. Da eine Maultrommel nur einen begrenzten Tonumfang hat, war sie im Laufe der mitteleuropäischen Musikentwicklung der letzten 200 Jahre als solistisches Musikinstrument fast zum Aussterben verurteilt. Im Bereich der Volksmusik wurde sie um 1900 durch die Mundharmonika verdrängt, die nach einem sehr ähnlichen Prinzip ihre Töne erzeugt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aufbau
Die Form des Bügels ist regional unterschiedlich, aber das Funktionsprinzip ist überall gleich: Zwischen den Schenkeln eines U-förmig Rahmen ist eine Blattfeder als Federzunge fixiert, die manuell zum Schwingen angeregt wird. Ihre Länge bestimmt die Tonhöhe des Grundtons, der dadurch erzeugt werden kann. In Europa wurde die Maultrommel meistens aus Metall z. B. Eisen, Bronze oder Messing hergestellt. Ihren Ursprung hat sie wahrscheinlich in Asien. Vieles deutet darauf hin, dass die ältesten Ausführungen aus Holz (Bambus) hergestellt wurden. In Europa wurden die ältesten Funde in Ostfrankreich gemacht. 1868 fand man bei Rouen fünf Maultrommeln aus Bronze. Wahrscheinlich stammen diese aus gallisch/ römischer Zeit ( 5.- bis 7. Jahrhundert ).
[Bearbeiten] Spielweise
Zum Musizieren werden die Schenkel leicht an die Schneidezähne gelegt, die Lippen liegen an den Schenkeln und somit kann die Federzunge leicht in den geöffneten Mundhohlraum schwingen, der als Resonanzraum wirkt. Durch Verändern des Mundhohlraumraumvolumens und seiner Geometrie (entsprechend der Vokalbildung wie bei „a-o-u-ö-e-i“) entsteht ein Ton mit verschiedenem Obertongehalt und Klangspektrum. Durch das gleichzeitige Hindurchblasen bzw. -ziehen von Luft wird dieser Klang verstärkt.
Im Buch: Das Accordion auf S. 19 von Walter Maurer steht:
"Es gab in der experimentierfreudigen Zeit Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts sehr virtuose Instrumentalisten auf der Maultrommel. So ließ sich z. B. J. H. Scheibler bis zu zehn Maultrommeln auf eine Tragscheibe montieren. Er nannte das so entstandene Instrument "AURA". Die Maultrommeln waren auf verschiedene Grundtöne eingestimmt, was sogar chromatische Tonfolgen ermöglichte."
Die musikalische Anwendungspalette reicht vom einfachen „Boing!“ bei Zeichentrickfilmen über moderne Musik bis zur Klassik (Albrechtsberger Konzerte für Maultrommel und Orchester).
[Bearbeiten] Heutige Modelle
Heutzutage werden Maultrommeln wieder vermehrt angeboten. Leider ist der Preis nicht immer Maßstab für die Qualität. Wichtig ist vor allem der Obertongehalt einer Maultrommel. Man kann pauschal sagen, je enger der Abstand zwischen Feder und Bügeln ist, desto besser ist der Obertongehalt. Eine sehr ausführliche Spielanleitung gibt es bei Robert Vandré.
Maultrommeln werden hergestellt in: Österreich, Deutschland, Polen, Italien, Ungarn, Norwegen, Jakutien, Vietnam, Indonesien, Afghanistan, Indien, Philippinen, USA.
Heute ist vielen Menschen der Klang der Maultrommel aus der Titelmelodie der Sesamstraße bekannt. In die Pop-Charts kam die Maultrommel in den siebziger Jahren durch die Gruppe Medicine Head mit Liedern wie One and one is one oder Rising Sun.
Die Maultrommel ist unter vielen Namen bekannt, z. B.: Angkuoch, Brummeisen, Chomus, Danmoi, Doromb, Drmle, Drumbla, Drumla, Genggong, Gewgaw, Guimbarde, Jaw harp, Jew's harp, Juice harp, Khomus, Koukin, Kubing, Kubyz, Kumbing, Mondharp, Mondromp, Morching, Morsing, Mouth harp, Mundharpe, Mungiga, Munnharpa, Munnharpe, Munniharppuuna, Nvatt, Scacciapensieri, Sheng, Sho, Trump, Trümpi, Vadgjina, Vargan, Wargan.
[Bearbeiten] Literatur
- Regina Plate: Kulturgeschichte der Maultrommel; Orpheus-Verlag; ISBN 3922626645
- Richard von Volkmann-Leander (1830-1889): "Von der Königin, die keine Pfeffernüsse backen, und vom König, der nicht das Brummeisen spielen konnte", (Kunst)Märchen, nachgedruckt in: "Vom unsichtbaren Königreich", Zürich 1958
[Bearbeiten] Künstler
Tapani Varis, Anton Bruhin, Albin Paulus, Bernhard Mikuskovics, Wolfdietrich Janscha
[Bearbeiten] Weblinks
- Maultrommeln - Jew's Harps from Europe and All Around the World
- Aspiration.free.fr - Chinesische Maultrommel
- Die Maultrommel in der Schweiz
- www.Khomus.de - jakutische Maultrommel viele Infos
- M@tzes Maultrommelseite
- Maultrommel & Jazz
- Österreichischer Maultrommelverein
- Schaubetrieb der Maultrommelherstellung in Molln
- Dan Moi - Die Welt der Maultrommel (Jew's harp)
- Schlütter-maultrommeln