Maya-Sprachen
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Die Maya-Sprachen bilden eine Sprachfamilie im mesoamerikanischen Kulturraum und werden von den Maya in Mittelamerika gesprochen.
Unterscheiden muss man zwischen der historischen Maya-Sprache, die man zum Beispiel von den Inschriften der Maya-Ruinen kennt (siehe Maya-Schrift), und den heute noch existierenden aktuellen Maya-Sprachen, die von den Nachfahren der ehemaligen Maya-Hochkultur in Guatemala, Südost-Mexiko, Belize und West-Honduras gesprochen werden.
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[Bearbeiten] Ursprung
Die Maya sprechen keine homogene Sprache, sondern verschiedene Maya-Sprachen (zum Beispiel das Mayathan auf der Halbinsel Yucatán oder das Kekchí in Guatemala), die zu einer gemeinsamen Sprachfamilie gehören. Alle diese einzelnen Sprachen lassen sich auf eine Urform der Maya-Sprache zurückführen, das Proto-Maya, das vor etwa 4.000 Jahren die Basis für die spätere Entwicklung der einzelnen Zweige und Untergruppen war. Ähnlich wie zum Beispiel auch bei europäischen Sprachen entwickelten sich auch hier regionale „Maya-Dialekte“, die zwar teilweise sehr ähnlich, aber bei manchen auch wieder sehr unterschiedlich sein können. Sehr lange liegt die Aufspaltung der Sprachfamilie in die zwei Hauptzweige Tiefland-Maya (z. B. Mayathan) und Hochland-Maya (z. B. Quiché, Cakchiquel und Kekchí in Guatemala) zurück. Schon vor der Conquista gab es viele verschiedene Maya-Sprachen, aus denen sich die heutigen Varianten entwickelt haben. Zur Blüte der Maya-Hochkultur wurde eine frühe Form des Chol und des Mayathan gesprochen.
[Bearbeiten] Sprachbau
Die Maya-Sprachen sind Ergativsprachen und folgen dem Muster Ergativ-Absolutiv, im Gegensatz zu den Akkusativsprachen (wie zum Beispiel dem Deutschen), das dem Muster Nominativ-Akkusativ folgt. Da die Maya-Sprachen keinen morphologischen Kasus am Nomen kennen, muss die Kennzeichnung des jeweiligen Kasus von Subjekt und Objekt zwangsläufig am Verb stattfinden. Um die grammatikalische Funktion anzuzeigen werden sowohl Präfixe als auch Suffixe verwendet. In manchen der Maya-Sprachen erfolgt auch (ähnlich wie im Quechua) eine Unterscheidung des Wortes wir, und zwar je nach dem, ob der Angesprochene in der Gruppe enthalten ist oder nicht (z.B. ich+er+sie+du versus ich+er+sie ohne dich).
Genaue örtliche Bezeichnungen müssen z.B. in der Maya-Sprache Tzeltal mit den Richtungsangaben „aufwärts“, „abwärts“ und „quer dazu“ sowie daneben mit einer Vielzahl von beschreibenden Ausdrücken getroffen werden. Wenn man beispielsweise sagen will, dass ein Gegenstand auf einem anderen liegt, muss man sagen: der eine Gegenstand steht im Rücken des anderen. In Kaqchikel muss das Wort „innen“ mit „chi rupam“ (=„Mund-sein-Bauch“) ausgedrückt werden. Oder „ti'na“ heißt in Tzotzil „Tür“ und wird wörtlich mit „Haus-Mund“ ausgedrückt.
[Bearbeiten] Phonologie
Grundsätzlich gibt es in den Maya-Sprachen die selben Vokale wie auch im Deutschen: a-e-i-o-u. In manchen der Sprachen werden zusätzlich noch die langen Vokale (ähnlich wie aa-ee-ii-oo-uu) dazugezählt. Manche der Maya-Sprachen weisen weiters noch Zisch- und Knacklaute auf. Die Konsonanten sehen wie folgt aus:
Bilabial | Alveolar | Palatal | Velar | Uvular | Glottal | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
normal | implosiv | normal | ejektiv | normal | ejektiv | normal | ejektiv | normal | ejektiv | normal | ||
Verschlusslaute | p [p] | b' ['b] | t [t] | t' [t'] | k [k] | k' [k'] | q [q] | q' [q'] | ' [ʔ] | |||
Affrikaten | ts [ʦ] | ts' [ʦ’] | ch [ʧ] | ch' [ʧ’] | ||||||||
Frikative | s [s] | x [ʃ] | j [x] | h [h] | ||||||||
Nasale | m [m] | n [n] | nh [ŋ] | |||||||||
Liquida | l [l]/ r [r] | |||||||||||
Halbvokal | y [j] | w [w] |
Der uvulare Plosiv [q] bzw. [q'] ist in den Maya-Sprachen von Yucatán und Chiapas (z. B. Mayathan und Chol) zu einem velaren [k] bzw. [k'] geworden, während er in den Hochland-Maya-Sprachen wie z. B. Quiché, Cakchiquel und Kekchí erhalten ist. Im Mayathan ist er mit [k] bzw. [k'] zusammengefallen, während im Chol ursprüngliches [k] zu [ʧ] ("ch") verschoben ist.
[Bearbeiten] Klassifizierung der aktuellen Maya-Sprachen
Die Einteilung der heute noch gesprochenen einzelnen Maya-Sprachen in bestimmte Sprachgruppen und Sprachfamilien erfolgt in der Literatur nicht einheitlich und wird von verschiedenen Sprachwissenschaftern unterschiedlich getroffen.
[Bearbeiten] Klassifizierung (offiziell in Mexiko und Guatemala)
Nachfolgend werden die Maya-Sprachen aufgelistet, wie sie offiziell in Mexiko bzw. Guatemala als Sprachen anerkannt werden[1],[2],[3],[4].
- Cholan-Tzeltalan
- Cholan
- Tzeltalan
- Huastecan (Wastek)
- Huastekisch: etwa 173.000 Sprecher (2000) in Veracruz und San Luis Potosí (Mexiko)
- Kanjobalan-Chujean:
- Chujean
- Chuj: etwa 41.000 Sprecher in Huehuetenango (Guatemala), etwa 2.000 (2000) in Chiapas (Mexiko)
- Tojolabal (Tojolwinik otik): etwa 45.000 Sprecher (2000) in Chiapas (Mexiko)
- Kanjobalan (Kanjobal-Jacaltec)
- Kanjobal (Q'anjob'al): etwa 100.000 Sprecher in Huehuetenango (Guatemala)
- Jacalteco (Popti', Abxubal): etwa 40.000 Sprecher um Jacaltenango (Guatemala), 584 (2000) in Chiapas (Mexiko)
- Acateco: etwa 48.000 Sprecher (1998) um San Miguel Acatán (Guatemala), etwa 10.000 in Chiapas (Mexiko)
- Mocho: 168 Sprecher (1990) in Chiapas (Mexiko)
- Chujean
- Quichean-Mamean
- Ixil-Mamean
- Ixilan
- Aguacateco (Awakateko): etwa 18.000 Sprecher (1998) in West-Huehuetenango (Guatemala)
- Ixil (Chajul, Cotzal, Nebaj): etwa 71.000 Sprecher (1995) in Guatemala
- Mamean (Mam, Tacaneco, Tectiteco): um Huehuetenango (Guatemala)
- Mam: etwa 520.000 Sprecher in Huehuetenango (Guatemala), etwa 8.700 (Qyool, 2000) in Chiapas (Mexiko)
- Tacaneco: etwa 20.000 Sprecher um Tacaná in San Marcos (Guatemala), etwa 1.200 (?) in Ost-Chiapas (Mexiko)
- Tectiteco: etwa 1.200 Sprecher um Tectitán (Guatemala), etwa 1.000 (?) in Ost-Chiapas (Mexiko)
- Ixilan
- Greater Quichean
- Kekchí (Q'eqchi'): etwa 363.000 Sprecher (1995) von Alta Verapaz bis Lago Izabal (Guatemala), auch Belize und El Salvador.
- Pocom
- Pocomam (Poqomam): etwa 31.000 Sprecher (1995) um Guatemala-Stadt und Jalapa (Guatemala)
- Pocomchí (Poqomchi'): etwa 70.000 Sprecher (1995) um Guatemala-Stadt und Jalapa (Guatemala)
- Quichean
- Cakchiquel (Kaqchikel): etwa 480.000 Sprecher (1995) am Lago de Atitlán und in Sololá (Guatemala).
- Quiché-Achí
- Achí (Achi'): etwa 58.000 Sprecher (1995) in Baja Verapaz (Guatemala)
- Quiché (K'iche'): etwa 925.000 Sprecher (1995) in Guatemala
- Tzutuhil (Tz'utujil): etwa 80.000 Sprecher (1995) um Santiago Atitlán (Guatemala)
- Sacapulteco: etwa 37.000 Sprecher in El Quiché (Guatemala)
- Sipacapeno: etwa 6.000 Sprecher in San Marcos (Guatemala)
- Uspanteco: etwa 3.000 Sprecher in El Quiché (Guatemala)
- Ixil-Mamean
- Yucatecan
- Mopan-Itzá
- Yucatec-Lakandon
- Mayathan oder Yukatekisches Maya (Maaya t'aan): etwa 893.000 Sprecher (2000) in Yucatán, Campeche und Quintana Roo (Mexiko)
- Lakandonisch (Hach t'an): 731 Sprecher (2000) im östlichen Urwald von Chiapas (Mexiko)
[Bearbeiten] Klassifizierung nach SIL International
Die untenstehende Liste ist an die Klassifizierung von SIL International angelehnt und folgt deren Spracheneinteilung[5]. SIL International zählt bei der Einteilung - wie bei anderen Sprachfamilien auch - selbst nahe verwandte Maya-Varianten als eigene Sprachen und kommt deshalb zur größten Anzahl an Einzelsprachen.
Insgesamt gibt es in der SIL-Klassifizierung 69 Maya-Sprachen, die den unterschiedlichen Sprachgruppen zugeordnet werden können. Die Anzahl der Sprecher bezieht sich auf Erhebungen die zum Großteil aus den letzten 15 Jahren stammen und können daher nur als Näherungswerte angesehen werden. Bei der Benennung der Einzelsprachen wurde meist eine geographische Klassifizierung getroffen, weshalb viele Sprachen nach den Orten, Regionen oder auch Himmelsrichtungen in denen sie vorkommen, benannt wurden. Die angeführten Codes sind die offiziellen SIL-Codes der jeweiligen Sprachen.
Familie | Sprachgruppe | Untergruppen | Untergruppen | Untergruppen | Sprache | Code | Sprecher |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Maya | Chol Tzeltal | Chol | Chol Chont | Chont, Tabasco | chf | 55.000 in Mexiko | |
Chol, Tila | cti | 44.000 in Mexiko | |||||
Chol, Tumbalá | ctu | 90.000 in Mexiko | |||||
Chorti | Ch'orti' | caa | 30.000 in Guatemala | ||||
Tzeltal | Tzeltal, Bachajón | tzb | 100.000 in Mexiko | ||||
Tzotzil, Chamula | tzc | 130.000 in Mexiko | |||||
Tzotzil, Chenalhó | tze | 35.000 in Mexiko | |||||
Tzeltal, Oxchuc | tzh | 90.000 in Mexiko | |||||
Tzotzil, Venustiano Carranza | tzo | 4.000 in Mexiko | |||||
Tzotzil, San Andrés Larrainzar | tzs | 50.000 in Mexiko | |||||
Tzotzil, Huixtán | tzu | 20.000 in Mexiko | |||||
Tzotzil, Zinacantán | tzz | 25.000 in Mexiko | |||||
Huastec | Chicomuceltec | cob | 1.500 in Mexiko | ||||
Huastec, Südost | hsf | 1.700 in Mexiko | |||||
Huastec, Veracruz | hus | 50.000 in Mexiko | |||||
Huastec, San Luís Potosí | hva | 70.000 in Mexiko | |||||
Kanjobal Chuj | Chuj | Chuj, San Sebastián Coatán | cac | 19.000 in Guatemala | |||
Chuj, Ixtatán | cnm | 22.000 in Guatemala 9.500 in Mexiko |
|||||
Tojolab | toj | 36.000 in Mexiko | |||||
Kanjobal | Kanjobal Jacaltec | Jakalteco, Ost | jac | 11.000 in Guatemala | |||
Jakalteco, West | jai | 78.000 in Guatemala 10.000 in Mexiko |
|||||
Q'anjob, Ost | kjb | 78.000 in Guatemala | |||||
Akateco | knj | 49.000 in Guatemala 10.000 in Mexiko |
|||||
Mocho | Mocho | mhc | 170 in Mexiko | ||||
Quiche-Mam | Groß-Mam | Ixil | Awakateco | agu | 18.000 in Guatemala | ||
Ixil, Nebaj | ixi | 35.000 in Guatemala | |||||
Ixil, Chajul | ixj | 18.000 in Guatemala | |||||
Ixil, San Juan Cotzal | ixl | 16.000 in Guatemala | |||||
Mam | Mam, Nord | mam | 200.000 in Guatemala 1.000 in Mexiko |
||||
Mam, Süd | mms | 125.000 in Guatemala | |||||
Mam, Tajumulco | mpf | 35.000 in Guatemala | |||||
Tacanec | mtz | 20.000 in Guatemala 1.200 in Mexiko |
|||||
Mam, Zentral | mvc | 100.000 in Guatemala | |||||
Mam, Todos Santos Cuchumatán | mvj | 50.000 in Guatemala 10.000 in Mexiko |
|||||
Tektiteko | ttc | 1.300 in Guatemala 1.000 in Mexiko |
|||||
Groß-Quiche | Kekchi | Q'eqchi | kek | 400.000 in Guatemala 12.000 in El Salvador 9.000 in Belize |
|||
Pocom | Poqomam, Ost | poa | 12.500 in Guatemala | ||||
Poqomchi', West | pob | 50.000 in Guatemala | |||||
Poqomam, Zentral | poc | 8.600 in Guatemala | |||||
Poqomchi', Ost | poh | 42.000 in Guatemala | |||||
Poqomam, Süd | pou | 28.000 in Guatemala | |||||
Quiche | Kakchiquel | Kaqchikel, Akatenango Südwest | ckk | 500 in Guatemala | |||
Kaqchikel, Zentral | cak | 132.000 in Guatemala | |||||
Kaqchikel, Ost | cke | 100.000 in Guatemala | |||||
Kaqchikel, Nord | ckc | 24.000 in Guatemala | |||||
Kaqchikel, Santa María de Jesús | cki | 18.000 in Guatemala | |||||
Kaqchikel, Santo Domingo Xenacoj | ckj | 5.000 in Guatemala | |||||
Kaqchikel, Südzentral | ckd | 43.000 in Guatemala | |||||
Kaqchikel, Süd | ckf | 43.000 in Guatemala | |||||
Kaqchikel, West | ckw | 77.000 in Guatemala | |||||
Kaqchikel, Yepocapa Südwest | cbm | 8.000 in Guatemala | |||||
Quiche-Achi | Achi', Cubulco | acc | 48.000 in Guatemala | ||||
Achi', Rabinal | acr | 37.000 in Guatemala | |||||
K'iche, Zentral | quc | 1,9 Mio. in Guatemala | |||||
K'iche, Cune'n | cun | 9.000 in Guatemala | |||||
K'iche, Ost | quu | 100.000 in Guatemala | |||||
K'iche, Joyabaj | quj | 54.000 in Guatemala | |||||
K'iche, San Andre's | qxi | 20.000 in Guatemala | |||||
K'iche, Westzentral | qut | 250.000 in Guatemala | |||||
Tzutujil | Tzutujil, Ost | tzj | 50.000 in Guatemala | ||||
Tzutujil, West | tzt | 34.000 in Guatemala | |||||
Sacapulteco | Sacapulteco | quv | 37.000 in Guatemala | ||||
Sipacapeno | Sipacapense | qum | 8.000 in Guatemala | ||||
Uspantec | Uspanteco | usp | 3.000 in Guatemala | ||||
Mayathan (Yukatekisches Maya) | Mopan-Itza | Itza | itz | † (in Guatemala) | |||
Mopan Maya | mop | 8.000 in Belize 2.600 in Guatemala |
|||||
Yucatec Lacandon | Lacandon | lac | 1.000 in Mexiko | ||||
Yucatan Maya | yua | 700.000 in Mexiko 5.000 in Belize |
|||||
Chan Santa Cruz Maya | yus | 40.000 in Mexiko |
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Harald Haarmann: Kleines Lexikon der Sprachen. Von Albanisch bis Zulu. Becksche Reihe. München 2001. ISBN 3-406-49423-4
- Michael Dürr: Morphologie, Syntax und Textstrukturen des (Maya-)Quiche des Popol Vuh. ISBN 3926216514
- Nils Thomas Grabowski, Katrin Kolmer: Maya für Yucatán: Deutsch - Maya - Deutsch. Reise Know-How Verlag 2006; ISBN 3894163674
- Victoria R. Bricker: Dictionary of the Maya Language (Englisch); University of Utah 1998; ISBN 0874805694
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Mayan Languages and Books: The Mayan languages spoken in Guatemala, http://www.langlink.com/plfm/mayan_languages.htm
- ↑ Mayan Languages, http://www.rightreading.com/mayan/mayan_langs.htm
- ↑ Guatemala: Gesellschaft und Kultur, http://www.inwent.org/v-ez/lis/gtm/seite4.htm
- ↑ Comisión Nacional para el Desarrollo de los Pueblos Indígenas - Lenguas indígenas de México, http://cdi.gob.mx/index.php?id_seccion=660
- ↑ Ethnologue.com - Klassifizierung der Maya-Sprachen
[Bearbeiten] Weblinks
- Nord- und mesoamerikanische Sprachen
- Mayan Languages: Classification (Englisch)
- Ethnologue.com
- Rosettaproject.org Maya-Sprachen im Rosetta Projekt
- Geo.de Maya Sprachwissenschaft
- Wörterbuch